Copacabana

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Station am Titikakasee

Von überwältigenden Farben und uralten Zeiten

Spaziergang durch die Ewigkeit

An der Copacabana und am Wörthersee ...

Diesen ulkigen Schlimmwurstsong der Ersten Allgemeinen Verunsicherung hatt ich drei Tage im Ohr, kein Wunder, mein Domizil war das wunderschöne Copacabana, allerdings nicht jenes brasilianische, welches von den Österreichern gemeint war.

Copacabana war die erste und zugleich wunderschöne Station in Bolivien, malerisch mit grünem Hausberg, Inka-Relikten und Strandatmosphäre, liegt Copacabana doch weder am Atlantik noch am Wörthersee, sondern am Titikakasee.

Als Kind muss doch nun wirklich jeder lachen, wenn er den Namen Titikakasee hört, hihi, in echt verstummt der Humor in Anbetracht der Tatsache, welcher Reichtum an Geschichte, Mythos und natürlicher Schönheit sich hier auftut.

Zimmer mit Seeblick, warmem Kokatee, tausend Wolkenformationen, Weite fast wie am Meer, ein Traum von einem Ort, und das auf 3600 Meter Höhe. Der Titikakasee ist der höchste schiffbare See der Welt, ungefähr halb so groß wie Sizilien und Ursprungsort legendärer Inka-Mystik, das Einzige, was dem schnöden Urlaubsmammon vielleicht ein wenig Abbruch tut sind seine nächtlichen Tiefsttemperaturen unter zehn Grad und seine gelegentlichen, aber beständigen Regenschauer. Kommt die Sonne durch, gibt´s für Aug und Herz kein Halten mehr, ich wiederhol mich gerne, ein zauberhafter Ort voller Farben, Gerüchen, leckerem Fisch und Ausblick auf die berühmten Sonnen- und Mondinseln, Heiligtümer der alten Inkas.

Unser Ausflug zur Sonneninsel, dem höchsten Heiligtum in alter Zeit, war ein mächtiges Stück Energiegeschichte. Allein schon mit dem kleinen Motorboot über dieses klarstrahlige Wasser zu schlendern ...

Die Sonneninsel selbst beherbergt neben den heute üblichen Touristenattraktionen wie Snickers, Hostels, Cafeterias und Tücherverkäuferinnen noch ein paar steinliche Überreste der alten Zeit. Interessant, doch viel schöner war der dreistündige Marsch quer über die Insel, von Nord nach Süd, über Bergketten, vorbei an blauen Lagunen, winzigen Mais-, Bohnen- und Kartoffelparzellen und kleinen Eukalyptushainen.

Überall Steine, manche heilig aufeinander getürmt nach alter Inkasitte, andere zur Befestigung des kleinen Trampelpfades links und rechts knöchelhoch aufgebaut. Auf diesem Weg kommst dir vor wie auf der chinesischen Mauer, dem Himmel und den Wolken sehr nahe, blauweißes Königskind, ein ständiges Auf und Ab, Touristen mit Rucksäcken und der der steinerne Weg vor und hinter deinen Augen. Ein Spaziergang für die Ewigkeit, auch dank Mutter Erde, die in dieser Höhe doch recht häufig mit ihrem Urgestein hervorlugt und was für eine Farbenpracht präsentiert: Steinkraft in Orange, Rot, Gelb, Braun, sogar Türkis, lass mal riechen und hören was ihr zu erzählen habt, Gestein von mehr als damals ...

Glauben wir den Inkas gerne, den Wolken, dem Azurblau, den saftigen Hügeln komplementär zu den kargen Steinebenen, das hier die Welt entstand, gelber Sonnenball streck deine Fühler nach mir aus und durchflute meine porösen Arme, ich warte nur auf dich ...