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Millennium Brücke

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Millennium Bridge

Zwischen Tate Modern/Bankside und Peter´s Hill/City.

Für Fußgänger gibt es keinen schöneren Weg zur Bankside. 320m lang und 30 Millionen € teuer, ist Londons erster Brückenschlag (2000) über die Themse seit der Tower Bridge 1894 ein Werk des Architekten Lord Norman Foster, des Künstlers Sir Anthony Caro und der Ingenieurfirma Ove Arup, deren Zeichenbrett auch die (etwas größere) Öresundbrücke entsprang. Gemeinsam wurde ein leicht geschwungener Steg aus Aluminium und Stahl konzipiert. Nun legt das „beneidenswerte Beispiel moderner Imagination“ (FAZ) vor Tate Modern mit kühnem Schwung los und fasst am Peter´s Hill wieder Fuß. Von hier führt ein Fußweg über Upper Thames St (Tunnel) und Queen Victoria St zur St Paul´s Cathedral.

Wobbly Bridge: Ein Wippwunder an der Themse

Wie prächtig wollte sich London für den Jahrtausendwechsel herausputzen, und wie viel Spott ward ihm dafür zuteil! Erst kam das Riesenrad London Eye nicht in Schwung und musste seine Premiere bis zum Apr 2000 verschieben (siehe South Bank). Dann wollte kaum jemand das seichte Gejubel im Millennium Dome anschauen, trotz regierungsamtlicher Begeisterung geriet das Mega-Zelt zum Giga-Flop (siehe Greenwich). Schließlich traf der Millenniumfluch sogar das dritte Glanzstück. Nach nur drei Betriebstagen musste die fabelhafte Millennium Bridge im Juni 2000 wieder schließen.

Seekranke Fußgänger. Im Gegensatz zum Dome konnte sie nicht über mangelndes Interesse klagen. Hier bescherte gerade der öffentliche Andrang den Kummer. Unter den Füßen von 100.000 Besuchern allein am Eröffnungstag geriet Lord Norman Fosters Kunstwerk in der frischen Pfingstbrise nämlich arg ins Schwanken. Touristen verloren nach wenigen Metern den Halt, Kinder stolperten über ihre Füße, Senioren klammerten sich ans zierliche Geländer und mussten rasch an Land geführt werden. Am heftigsten fielen die Schwingungen am Südufer aus: Während Passanten hier seekrank wurden, kreischten Kinder vor Vergnügen.

Fosters Flop. The bouncing (oder wobbly) bridge unterhielt volkstümlicher, als Foster das im Sinn gehabt hatte. Nach seinen Plänen sollte die horizontale „Hängebrücke“ eher durch kraftvolle Ästhetik entzücken. Dass sie das reiche Finanzzentrum mit Londons armen Südbezirken verknüpfen würde, fand auch den Beifall von Mayor Ken Livingstone. Nun diente die „Klinge aus Licht“ (Foster) nicht nur Yuppies als Sprungbrett. Zur Verteidigung hieß es lapidar, das späte Fertigungsdatum habe Tests vor Ort verhindert.

Tests nachgeholt, Stoßdämpfer erneuert, alles okay: Seit 2001 ist die Brücke endgültig begehbar und die Begeisterung darüber so groß, dass nun gar ein ähnlicher Brückenschlag zwischen Chelsea und Battersea angedacht wird.