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Kunst

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Kunstgallerien

Hayward Gallery South Bank Centre, T. 0870/169 1000. www.hayward.org.uk. Tgl. 10-18h, Di/Mi -20h, Fr -21h. Eintritt 12/7 bis 15/9 €, Kind (12-16) 3-5 €, unter 12 frei. Rabatt Mo für alle 50%.

Als größte und vielseitigste Ausstellungsfläche (eröffnet 1968) des Arts Council holt Hayward echte Renner auf die South Bank. Meist geht es um europäische Kunst oder Photographie des 19. und 20. Jhs. Nach dem großen Umbau, der der Galerie u.a. einen verspiegelten elliptischen Glaspavillon bescherte, waren zunächst Paul Klee, Douglas Gordon und Ansel Adams dran. 2004 machte sie Furore mit der ersten Gesamtschau der Pop-Werke von Roy Lichtenstein. Beste Besuchszeit ist Mo ganztägig und Di-Fr vormittags.

Pause? Gerne, im neuen Starbucks Café.

Dalí Universe

County Hall (siehe oben), Riverside Building, T. 7620 2720. www.daliuniverse.com. Tgl. 10-18.30h, Einlass bis 17.30h. Eintritt 14/11 €, Kind (8-16) 8 €, (4-7) 5 €, Familie 36 €. Audioguide 4 €, auch in deutsch.
Dalí über Dalí: „Die größten Glücksfälle, die einem Maler passieren können, sind erstens Spanier zu sein, und zweitens Dalí zu heißen. – Wenn ich male, rauscht der Ozean. Die anderen planschen im Badewasser.“

Und wie bitte kommt die (außerhalb seines Geburtsortes Figueres/Katalonien) größte Werkschau des größten Glücksfalls der Malerei nach London? Bei der Surrealistenausstellung der Tate Gallery 1936 wurde der Mäzen Edward James auf Salvador Dalí (1904-89) aufmerksam. Daraus ergab sich eine innige Freundschaft, auch weil James 1938 einen Besuch Dalís bei Sigmund Freud in Hampstead vermittelte und weil der „Kolibri-Poet“ (Dalí über James) zeit Lebens ein dankbarer Abnehmer von Dalís Werken blieb.

So kamen 500 Gemälde, Skulpturen, Skizzen und Möbel zusammen, die das Universe in drei Bereiche gliedert. „Weib- und Sinnlichkeit“ reitet in vielen Variationen auf dem kleinen Unterschied herum. „Religion & Mythologie“ reflektiert nachsichtig den Werdegang des gebürtigen Katholiken, konvertierten Atheisten und zurückgekehrten Katholiken. „Traum & Phantasie“ dreht dann vollends ab. Sehr unterhaltsam, auch dank surreal-interaktiver Darstellung, während Old Schnauzbart von den schwarzen Wänden glotzt.

Schätze des Dalí Universe

Mae Wests Lippen (1934/35, Sofa): Erst schuf Dalí ein Porträt des frühen Busenwunders, dann diese Sitzgelegenheit in der Form ihrer betörenden, allesverschlingenden Lippen.
Hummertelefon (1936, Objekt): Ein Geschenk für Edward James.
Metamorphose des Narziss (1937, Öl): Als Dalí dieses Gemälde bei einem Londonbesuch Freud erklärte, rief dieser aus: „Ich habe nie ein vollkommeneres Exemplar eines Spaniers gesehen. Was für ein Fanatiker!“
Spellbound (1945, Öl): Riesiges Szenenbild für Hitchcocks Film.
Beständigkeit der Erinnerung (1959, Uhr): Ein schmelzender Camembert hatte Dalí zur 6m hohen Uhr inspiriert.

Saatchi Gallery

County Hall (siehe oben), Riverside Building, T. 7823 2363. www.saatchi-gallery.co.uk. Tgl. 10-20h, Fr/Sa -22h, Einlass bis 19.15/21.15h, bei private events (monatl. ein bis dreimal) früher dicht. Eintritt 14/10 €, Familie 39 €.

Mit dem Umzug 2003 von U St John´s Wood an die Themse erhalten die Young British Artists praktisch Museumsrang. Nicht übel für diese Künstler, die seit den 1980ern mit Provokationen in Permanenz eher den Widerwillen breiter Bevölkerungskreise erregten. Jedenfalls nicht den von Charles Saatchi und seiner Ex-Frau Doris Lockhart. Nun lassen sie das gemeine Volk lichtvoll-luftig an ihren Schätzen teilhaben: Rotunda Gallery mit Jake Chapman, Tracey Emin, Damien Hirst, Sarah Lucas, Chris Ofili u.a., Boiler Room mit New Artists, Display Galleries mit Duane Hanson, Paula Rego, Cecily Brown u.a., dazu permanente Installationen von Richard Wilson. Mit Bruder Maurice hatte Charles 1966 jene ungemein kreative Werbeagentur gegründet, die binnen 28 Jahren zur größten der Welt wurde.

Saatchi Brothers: Wärst du vorsichtiger?

1995 kam es bei Saatchi & Saatchi zur Palastrevolution. Dem amerikanischen Fondsmanager David Herro fielen die Gewinne zu schmal aus, und nun meinte er, mit 600.000 Pfund jährlich verdiene Maurice Saatchi zuviel. Er brauche weder dauernd einen Butler noch einen stets vorgewärmten Rolls-Royce. Herro strich diese Kleinigkeiten, worauf Maurice mit einigen Getreuen New Saatchi gründete und sogleich British Airways mit einem 60-Millionen-Pfund-Auftrag abwarb. Am Folgetag fielen die Aktien der alten Agentur, nunmehr Cordiant, um 36%.

Mit brillianten Arbeiten hatten die Saatchis zuvor die Weltspitze erobert. Als erste entwarfen die Söhne jüdisch-irakischer Stoffhändler Plakate ohne Markenname (für die Zigarette Silk Cut). Einem Jüngling stopften sie ein Kissen unter den Pulli und untertitelten das Photo mit: „Wärst du vorsichtiger, wenn DU schwanger würdest?“ Erfolgreicher wurde nie wieder für Verhütung geworben. 1978 zeigten sie für Margaret Thatchers Wahlkampf eine Schlange Arbeitsloser mit der Unterschrift Labour isn´t working: „Labour läuft nicht“, oder „Labour tut nichts.“ James Callaghan, dessen Regierung gute Aussichten eingeräumt worden waren, verschob den Wahltermin aufs Frühjahr – und verlor. Unter Thatcher sprengte die Arbeitslosenrate dann alle Rekorde.