Sevilla hat den Rhythmus im Blut

Wo man am besten Flamenco sehen und hören kann

Dieser kraftvolle Rhythmus ist der unverfälschte Ausdruck dessen, was die stolze und auch tragische Seele des Andalusiers bewegt; eine Kunst, die durch und durch geht, die sich nur vom Gefühl leiten läßt und ebenso bei ihren Zuhörern die Emotionen anspricht. Der Flamenco wirkt wie ein Lebensnerv, als ob alles Glück und alles Leid, das ein menschliches Wesen erleben kann, in ihm konzentriert sei. Es gibt mehrere Arten, ihn zu spielen und zu tanzen: fröhlicher oder ernster, mit unglaublich viel Ausdruck oder einfach so. Der beste heißt Canto Jondo, und die Touristen, die jemals in den Genuß einer Kostprobe gekommen sind, kann man mit Sicherheit an den Fingern einer Hand zählen. Was man gutgläubigen Urlaubern heute vorsetzt, ist bestenfalls ein billiger Abklatsch. Was Wunder, steht und fällt der Flamenco doch mit der Spontaneität! Wenn auch passionierte Kenner sich mit den blassen folkloristischen Darbietungen kaum zufriedengeben können - unsereins, die wir uns zum überwiegenden Teil als blutige Laien bezeichnen müssen, wird seinen ersten Flamencoabend als ein berauschendes Erlebnis, als ein Fest der rhythmischen Gitarren und klatschenden Hände, der wirbelnden Röcke und detonierenden Stimmen in Erinnerung behalten. Die Tablaos flamenco haben ihre Echtheit doch noch nicht ganz eingebüßt. Deshalb hier eine Anschrift, die sich unseres Erachtens nach wie vor lohnt, auch wenn man verflucht tief in die Tasche greifen muß:

Los Gallos: Plaza de Santa Cruz; T. 421 69 81. Von 21.30-1.30h. Eine der Qualitäten dieses Tablao beruht auf der intimen Atmosphäre. Unwohlsein kommt erst gar nicht auf, und - was für das wirkliche Verständnis von Gesängen und Tanz fundamental ist - die Zuschauer bekommen alle Künstler aus nächster Nähe zu Gesicht. Auch die bravourösen Instrumentalisten legen sich mächtig ins Zeug. Reservierung empfohlen.