Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Plätze, Parks & Paseos

Body: 

Sehenswertes in Madrid

Die Hauptstadt und ihre Plätze, Parkanlagen und Paseos (Madrid monumental)

Wir erreichen nun den Osten der Stadt, wo sich eindrucksvolle Plätze erstrecken, wo Straßen verlaufen, die so breit und so stark befahren sind, dass sie nur per Unterführung zu »unterqueren« sind, und wo sich recht plump wirkende Bauten aus der Zeit des Übergangs vom 18. zum 19. Jh. erheben.
La Plaza de Cibeles: Metro: Banco de España. Die Calle de Alcalá führt unmittelbar zu der bekannten Göttin, die in der Mitte dieses Platzes auf einem von zwei Löwen gezogenen Wagen thront. Rund herum erheben sich u.a. die Banco de España, das große Postamt in romantisch-gotischem Stil und das Verteidigungsministerium. Die Calle de Alcalá verläuft weiter bis zur Plaza de Independencia mit der mächtigen Puerta de Alcalá in der Mitte.

Marschiert man die Alcalá aufwärts, so gelangt man bald zum Schnittpunkt mit der Gran Vía, einer mächtig breiten Verkehrsader. Diese symbolisiert geradezu die großspurige Kälte der Architektur zu Beginn dieses Jahrhunderts. Zugleich handelt es sich um eine der Hauptgeschäftsstraßen Madrids. Hebt man an der Stelle, wo Gran Vía und Alcalá aufeinandertreffen, den Blick, so erkennt man stolze Engelsstatuen und römische Wagen aus Bronze auf den Dächern, die dem architektonischen Gesamteindruck ein wenig die Schwere nehmen.

Die Paseos: die Paseos del Prado, de Recoletos und de la Castellana stellen regelrechte Autobahnen mitten durch die Stadt dar, trotzdem kann man im Sommer in den Cafés am Straßenrand sitzen. Vor geraumer Zeit, als das Bürgertum den sonntäglichen Ausflug noch per Kutsche absolvierte, bildeten diese Straßen die spanischen Champs-Elysées, auf denen die eleganten Madrileños herausgeputzt flanierten. Auch hier sind wichtige Gebäude zu entdecken, u.a. der Prado (s. auch »Die Museen«), diverse Ministerien, hinter dem Prado die harmonische Kirche San Jeronimo el Real, die zwar Anfang des 16. Jhs erbaut, aber über die Jahrhunderte umfassende Veränderungen erfahren hat, und an der Plaza de las Cortes, in der Mitte des Paseo del Prado, das spanische Parlament, auf spanisch: die Cortes.

La Plaza Colón: U-Bahnhof: Colón. Versteckt hinter einer Kaskade die Nationalbibliothek, das Kulturzentrum der Stadt, wo bisweilen lohnende Ausstellungen stattfinden. Hier befindet sich auch die Endhaltestelle der Busse zum und vom Flughafen. Jede europäische Stadt, so schön sie auch sein mag, hat ihre Makel, und Madrid bildet da keine Ausnahme: hier sind es die beiden häßlichen Betontürme, die dem Platz das Sonnenlicht rauben.
Park El Retiro: Metro: Retiro. In dieser »grünen Lunge« wird jeder sich von der Hektik und dem Lärm des ausufernden Straßenverkehrs erholen. Oder aber man tankt hier nach einer Überdosis Malerei neue Kräfte, etwa nach einem Besuch des Casón del Buen Retiro.

Der Park stammt ebenso wie der See Estanque schon aus dem 16. Jh. und besticht durch seine von Büschen gesäumte Promenaden und die weiten, offenen Alleen, die allesamt dem See in der Parkmitte zustreben. Also los, ein Boot gemietet, um im Schatten des reichlich barocken Denkmals König Alfons XII. über den See zu schippern. Sonntag vormittags gibt sich hier halb Madrid ein Stelldichein, so dass Musikkioske, Jongleure und Kartenlegerinnen natürlich nicht fehlen dürfen. Beim Spaziergang durch den Park passiert man den Palacio de Cristal und das Ausstellungspalais Palácio de Velasquez, ein azulejoverkleidetes Backsteingebäude, um schließlich die halbmondförmige gepflegte Blumenanlage El Parterre mit der Rosaleda, einem wunderschönen Rosengarten, sowie ein Observatorium erreichen. Im transparenten, federleicht scheinenden Kristallpalast finden ab und an übrigens Ausstellungen zeitgenössischer Kunst von hohem Niveau statt. Auf dem Rückweg in Richtung Prado lohnt noch ein Abstecher in den Botanischen Garten; Eingang von der Plaza de Murillo.

Plaza de España: Metro: Plaza de España. Die Gran Vía, zweite Madrider Hauptverkehrsachse, verbindet diesen Platz mit der Plaza de Cibeles. An der Plaza de España erheben sich ein kolossales Denkmal zu Ehren des Nationaldichters Cervantes und die beiden höchsten Wolkenkratzer der Stadt. Von dort oben ein unvergeßliches Panorama, das man am besten von der Terrasse der Cafeteria draußen genießt.
Universitätsstadt (Ciudad Universitaria/Universidad Complutense): Metro: Moncloa. Die Ciudad Universitaria ist nur bereits eingeschriebenen Studenten mit massig Zeit oder mit besonderer Vorliebe für »moderne« Architektur zu empfehlen, sofern man die schmucklosen Ziegelbauten aus den sechziger Jahren überhaupt als Architektur bezeichnen will. Das riesige Universitätsgelände für rund 100.000 Studenten mit vielen Grünflächen wurde auf einem der blutigsten Schauplätze des Bürgerkriegs errichtet. Am Eingang befindet sich das Museo español de Arte Contemporaneo, das bis vor kurzem eine wichtige Sammlung zeitgenössischer spanischer Kunst beherbergte. Allerdings verfrachtete man die wichtigsten Werke ins Centro de Arte Reina Sofia (s. Kapitel »Museen«) und es verblieben nur zweitrangige Werke am hiesigen Ort. Vom Triumphbogen, der den Eingang bildet, führt die Avenida de la Victoria zum Palacio Moncloa, dem Sitz des Premierministers.

Die Verhältnisse an dieser Massenabfertigungsuniversität mit Drei-Schicht-Betrieb spotten jeder Beschreibung: Hörsäle und Aulen sind verdreckt, Zigarettenkippen wo man geht und steht, durch die zerbrochenen Fensterscheiben pfeift der eisige Wind der Sierra, die Toiletten sind defekt und Telefonkabel führen nicht selten ins Leere. Mangels einer funktionierenden Bibliothek verlassen sich die Studenten auf ihre Apuntes (Aufzeichnungen), die fleißig fotokopiert werden. Und dafür sind pro Semester auch noch enorme Studiengebühren zu entrichten! Was Wunder, wenn betuchtere Eltern ihre Sprößlinge auf private, zumeist katholische, Universitäten schicken, die einen reibungslosen Übergang ins spätere Berufsleben gewährleisten.