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Museen Teil 5

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Museen in Madrid

Casón del Buen Retiro und Centro de Arte Reina Sofia

Casón del Buen Retiro: Zugang über die Calle Felipe IV. 13, T. 468 04 81. Das Gebäude mit seiner Säulenfassade liegt nur zwei Straßen hinter dem Prado und gehört noch zum Prado-Komplex. Dort gelten dieselben Öffnungszeiten und Eintrittskarten; nur muß der Abschnitt der Eintrittskarte für den Prado am selben Tag vorgelegt werden. Für Studenten mit Internationalem Studentenausweis ist der Eintritt frei.

Dieses Museum ist der spanischen Malerei des 19. Jhs gewidmet, darunter Rafael Tejeo, Medrazo und Vicente López. Von letzterem stammt die sehenswerte klassische Porträtserie. Aber auch die Romantik kommt zu Wort: in Gestalt der »Dona Joana la Loca« (Johanna der Wahnsinnigen, Königin von Kastilien und Mutter Karls V.) von Lorenzo Valles und der Gemälde Carlos Luis de Riberas. Unter den Neoklassikern spielt Madrazo geschickt mit Lichteffekten auf den Gesichtern seiner Figuren, z.B. der »Condesa de Vilches«. Der Belgier Carlos de Haes steuert eine Landschaftenserie bei - das ein oder andere Motiv dürfte unseren Leserinnen und Lesern schon bekannt vorkommen: »Picos de Europa«, »Mallorca« usf. Auch der Katalane Fortuny braucht sich nicht übergangen zu fühlen (»En el salon japones« und »Fantasia de Fausta«). Abgerundet wird die Ausstellung durch Joaquim Sorolla, den wir persönlich besonders schätzen, mit seinen »Niños a la playa«: keusch, erfrischend, voller authentischen Lichts. Nach »Guericas« Umzug ins Centro de Arte Reina Sofia bleiben einige frühere Picassos. Nennen möchten wir auch Juan Gris, das Vermächtnis Coopers stets vor Augen, sowie das Museum für Zeichnungen an Ort und Stelle.

Centro de Arte Reina Sofia: Santa Isabel 52; T. 467 50 62. Metro: Atocha. Zutritt täglich 10-21h, außer Dienstag und Sonntag nachmittag. Für Studenten mit Internationalem Ausweis wieder kostenlos.

Wir beglückwünschen die Behörden nachträglich zu der Idee, das vormalige allgemeine Krankenhaus zu einem Ausstellungszentrum umzugestalten, das sich der wichtigsten Strömungen der Kunst im 20. Jh. annimmt. Im Jahre 1986 von Königin Sofia seiner Bestimmung übergeben, soll dieses Zentrum - geht es nach dem Willen der Madrider Kunst- und Kulturszene - einmal den Rang eines Centre Pompidou in Paris einnehmen. Insider treiben bereits ihre Scherze und nennen ihr Lieblingsobjekt »Sofidou«. Zugang zum Museum über einen der beiden Aufzüge, die sich in futuristischen Glaskäfigen an der Fassade aus dem 18. Jh. auf und ab bewegen.

Im »Sofidou« haben Kunstschätze aus dem Spanischen Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst in der Universitätsstadt sowie anderer staatlicher Sammlungen Eingang gefunden.

Pflicht ist natürlich das berühmte Picasso-Gemälde »Guernica«. Seit seinem Zwischenaufenthalt im Casón del Buen Retiro und nach der Rückkehr 1981 aus amerikanischem Exil beansprucht es eine Nische des riesigen Saals, wo als »Appetitanreger« zunächst einige Skizzen und Vorstudien präsentiert werden. Schmerzverzerrte Gesichter, abgerissene Gliedmaßen, graue und schwarze Farbtöne ... Picasso hat hier alle Register gezogen, um dem Betrachter einen Eindruck vom schrecklichen Leid der Opfer des Bombenangriffs zu vermitteln. In der Bildmitte ist übrigens eine knospende Blüte zu erkennen, Ausdruck der Hoffnung, dass das Leben trotz allem wieder aufersteht.

Während der langen Jahre, die es im Museum of Modern Art in New York hing, hatte Picasso immer wieder betont, dass das Bild erst dann nach Spanien gebracht werden sollte, wenn dort wieder Demokratie herrsche. Wir meinen allerdings, dass es weniger nach Madrid als vielmehr nach Guernica gehört! Zugegeben, dann müßten sehr viel mehr Busse gechartert werden, damit die Leute das weltberühmte Werk bewundern können, das Picasso 1936 als Ausdruck des Protests gegen den grausamen Bombenangriff der deutschen »Legion Condor« auf die baskische Stadt gemalt hat. Das Massaker forderte damals über zweitausend Opfer.

Eine Reihe weiterer Maler ziehen die Blicke des Betrachters auf sich. Beginnen wir mit José Gutiérrez Solana und dessen realistischen Szenen: z.B. einem Zuckerstück, einem Löffel auf der Untertasse und einer kleinen Streichholzschachtel in »Tertulia del Café de Pombo«. Der Künstlers hat »La Visita del Obispo« witzigerweise in der auf dem Tisch abgelegten Serviette.signiert. Picasso steuert bei: »Der Maler und sein Modell« (1926) und »Monumento a los Españoles muertos por Francia« (1946-47). Von Dalí und dessen Schaffensperiode während der zwanziger Jahre ein »Porträt von Luis Buñuel« und das bedrückende Gemälde »Enigma de Hitler« (1939). Von Benjamin Palencia »Mujeres en el paisaje«; von Solana »Los Payasos« (Die Clowns); ferner ein Mobile von Calder, Constelación, und einige Mirós. Besonders gefühlvoll ging Anglada Camarada bei seinem »Porträt Sonias de Klamerys, Gräfin zu Pradere« zu Werke. Wir können das Centro de Arte Reina Sofia nur wärmstens empfehlen!