Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Museen Teil 3

Body: 

Museen in Madrid

Der Prado 3

Goya

Im ersten Stock noch weitere Gemälde Goyas, so die Bildnisse der königlichen Familie, aus denen »Die Familie Karls IV.« besonders hervorsticht. Deren Machart entspricht ganz und gar nicht der Konvention: die Personen lächeln kaum und posieren vor einer düsteren Umgebung; eine Frau dreht den Kopf weg, ein Kind hat einen so starren Gesichtsausdruck wie auf einem Klassenfoto. Mit kühnen Pinselstrichen hält der Maler die Pracht des Schmucks und der Gewänder aus Seide und anderen kostbaren Stoffen fest. Es gelang Goya, die wahren Gefühle der Personen zum Ausdruck zu bringen und den Betrachter die Spannung unter ihnen, ja, den Haß, den einer auf den anderen hatte, fühlen zu lassen. Er zeigt sie alle so, wie sie waren: engherzig, mittelmäßig, klein und mißgünstig. Da ist kein Kompromiß, keinerlei Unterwürfigkeit gegenüber der Macht zu erkennen.

Von der Hand desselben Meisters stammen die Werke »Der zweite Mai 1808« und »Der dritte Mai 1808«. Beide sind fortwährend umlagert, da sie als Höhepunkte Goyascher Malkunst gelten. Kein Bild hatte bis dahin so kraß mit der herkömmlichen Malerei gebrochen wie diese beiden. Sie sind ein einziger Schrei nach Freiheit. Die Mörder befinden sich im Schatten, während das Opfer als Symbol für den Widerstand des spanischen Volkes in einer zugleich erhabenen und lächerlichen Haltung im Licht badet.

Auch die »Maja-Bilder« sind weltberühmt. Als sie 1798 an die Öffentlichkeit gelangten, zog Goya sich den erbitterten Zorn der Inquisitoren zu. »Die nackte Maja« war eine Sensation, denn bis dahin hatte es in der spanischen Malerei praktisch keine Nacktdarstellung gegeben.

»Die Milchfrau von Bordeaux« gilt als Goyas letztes Werk. Sie ist mit viel Zärtlichkeit gemalt, ein letztes melancholisches Augenzwinkern des Künstlers. Die Impressionisten haben sich später einiges davon abgeguckt.

Unter den farbenfrohen Frühwerken Goyas, der »Sonnenschirm« - das Gemälde war für den Speisesaal im Prado bestimmt - »La Era«, »La Boda«, »La Nevada« und das bewundernswerte Werk »El pelele«.

José de Ribera ...

... ein Zeitgenosse Zurbaráns, ist ebenfalls mit einigen Gemälden vertreten. Der Maler orientierte sich am Stil Caravaggios und entwickelte dessen Hell-Dunkel-Malerei weiter, wobei er sich auch ein wenig vom Barock beeinflussen ließ. Der »Archimedes« ist dafür das beste Beispiel.

El Greco

Für Liebhaber religiöser Malerei bilden bei der Besichtigung der Prado-Schätze sicherlich die Werke El Grecos einen weiteren Höhepunkt, selbst, wenn sie in diesem förmlichen Rahmen nicht dieselbe Wirkung aufweisen wie in der Kathedrale von Toledo. Trotzdem - wie fad wirkt ein El Greco mit seinen dürren, durchgeistigten Himmelsgestalten gegen den Realismus und die Ausdruckskraft eines Goyas. El Greco, eigentlich Domenico Theotokopoulos, einer der sonderbarsten Künstler aller Zeiten, wurde zu seinen Schöpfungen in Spanien inspiriert. Ein bekannter Kritiker hat einmal behauptet, er habe das Wesen Spaniens enthüllt. El Greco verschlug es über Venedig und Rom auf die Iberische Halbinsel. Vor allem in seinen ersten Bildern, etwa in der »Verkündigung« oder in der »Dreifaltigkeit«, läßt sich der Einfluß Tizians und Michelangelos erkennen. Sehr bekannt sind auch jene Bildnisse, wie beispielsweise der »Mann mit Hand an der Brust«, bei dem es dem Maler hervorragend gelang, mit sparsamen Mitteln die Persönlichkeit des Porträtierten zum Ausdruck zu bringen. Ferner zählt das Museum die Exponate »Der heilige Andreas und der heilige Franziskus«, eine fantastische »Kreuzigung«, »Die Taufe Christi«, und schließlich den größten »Knüller«, »Die Anbetung der Hirten«, ein grandioses Gemälde aus seinen letzten Lebensjahren, zu seinem Besitz. Das Ölbild im Längsformat bringt die große Entfernung zwischen Himmel und Erde zur Geltung. Das vom Kind in der Grippe ausgehende Licht läßt alle anderen Gestalten zu Silhouetten verblassen. Ein wirklicher Höhepunkt künstlerischen Ausdruckskraft! Ein mystisches Feuer scheint die Personen um das Jesuskind herum erfaßt zu haben. Eigenartigerweise war das Leben des Malers längst nicht so mit Mystik behaftet wie sein Werk, denn er lebte in Toledo in wilder Ehe und las mit Vorliebe Triviales. Er war sich des Wertes seiner Bilder durchaus bewußt, verhökerte er sie doch zu irrsinnigen Preisen.