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Altstadt Teil 1

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Sehenswertes in Madrid

Sehenswürdikeiten in der Altstadt Teil 1

Beginnen wir gleich mit zwei wesentlichen touristischen Kristallisationspunkten, nämlich zwei großen Plätzen und deren unmittelbarer Umgebung.

Plaza Mayor (Metro: Sol oder Opera): ein architektonisches Glanzstück aus den Anfängen des 17. Jhs. Der nüchterne Stil zeugt deutlich vom Einfluß Herreras. Die Gebäude zwischen den Türmen stammen aus einer Zeit, da es den Platz noch nicht gegeben hat. Zu sehen sind u.a. die Casa de la Panederia (Bäckerei) und auf der anderen Seite die Casa de la Carneceria (Fleischerei). Bis heute haben sie ihre Namen beibehalten. Hübsch auch die Häuser mit ihren Säulenvorhallen. Der Plaza Mayor war übrigens Schauplatz von Hinrichtungen und Stierkämpfen.

Die Straßen des Viertels tragen noch die Namen jener kleinen Handwerker, die hier einst ihrem Broterwerb nachgingen: Cuchilleros (Messerschmiede), Bordodores (Sticker), Botoneros (Knopfmacher) usw.

In der Mitte des von Arkadenbauten umschlossenen Platzes erhebt sich ein Standbild Philipps III., der die Errichtung der Plaza in Auftrag gegeben hatte. Dass sich hier vor allem im Sommer Massen von Menschen tummeln, brauchen wir wohl nicht eigens zu betonen: zusammen mit Freunden und Bekannten schlürfen die Madrileños hier ihren Kaffee und genießen die wärmenden Sonnenstrahlen. Jeden Sonntagvormittag belebt ein Briefmarken- und Münzenmarkt den Raum unter den Arkaden. Unglaublich, wie lebhaft es hier zugeht! Noch ein Letztes: Hausnummer 30 beherbergt eine der traditionsreichsten Sombrero-Läden in Madrid. Angeboten wird das ganze Spektrum: von der etwas affektierten Schirmmütze des Hidalgo bis zum breitkrempigen Hut.

Folgt man der schmalen Calle de Ciudad Rodrigo, indem man den Plaza Mayor in nordwestlicher Richtung verläßt, so stößt man in Hausnummer 6 auf ein Lädchen namens La Pequenita (die Kleine), eine volkstümliche Lebensmittelhandlung mit ausgezeichnetem Ruf. Ein wahrer Augenschmaus: die Auslage mit Nüssen, Zwiebeln, Kräutern, rundherum garniert mit getrocknetem Seeaal (congrio seco). Ebenfalls begehrt: mojama, die Rückenpartie getrockneter Thunfische; sozusagen der Schinken des Meeres.

La Puerta del Sol (Metro: Sol): von dem ursprünglich mittelalterlichen Stadttor ist außer dem Namen, der von einer einst hier angebrachten Sonnenuhr herrührt, nichts geblieben. Auch eine Darstellung der Stadtsymbole findet sich: El Oso y el Madroño d.h. der Bär und der Erdbeerbaum, die beide Madrid repräsentieren. Das geographische Zentrum Spaniens zeigt eine Tafel mit dem Kilometer 0 an: von hier werden die Kilometerangaben der spanischen Nationalstraßen gemessen.

Der Platz ist an sich kein Schmuckkästchen, aber die Madrileños gehen hier bevorzugt spazieren und die Besucher aus der Provinz zieht es zum Einkaufen hierher. Versteht sich, dass in den Calles de la Cruz Victoria, del Principe, Etchegaray u.a. stets hektischer Trubel herrscht und dass sich hier die Urlauber ins Gewühl mischen. Vor Zeiten war die Puerta del Sol ein Treffpunkt, wo über Politik und Stierkampf debattiert wurde. Unter Isabella II. erhielt der Platz sein späteres Aussehen. Jetzt findet man hier die Regionalregierung, die sich in einem ehemaligen Postgebäude eingenistet hat. Unter Franco saßen im hiesigen Untergeschoß die Folterknechte der »Dirección General de Seguridad«.

Zurück in die Gegenwart: Jung und Alt versammeln sich am Sylvesterabend an der Puerta del Sol. Nach alter Väter Sitte trägt jeder zwölf Weintraubenkerne bei sich, welche an Mitternacht verschluckt werden müssen - pro Uhrenschlag einer - auf dass das neue Jahr auch ein glückliches werde. Stimmung ist dann garantiert. Hier eine Anekdote, die beweist, dass die Madrileños ihre Freiheit ganz wiedergewonnen haben: als Platzbeleuchtung ließ die Stadtverwaltung 1987 Laternen in Form von »Zäpfchen« aufstellen. Es erhob sich ein Proteststurm der Anwohner, welche die Lampen als Beleidigung fürs Auge empfanden. Ein paar Monate später wurden die Leuchter daraufhin durch klassische Laternen ersetzt.