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Im Asca

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Diskotheken in Madrid

Discos im »Asca«

Metro: Nuevos Ministerios. Das Azca, ein gigantisches Handels- und Immobilienzentrum im Norden Madrids, in den ausgehenden sechziger Jahren errichtet, ist eine etwas merkwürdige Angelegenheit. Es liegt zwischen der Calle Raimundo Fernandez Villaverde und der Avenida del General Perón. Haupteingang zur Calle Villaverde zwischen der Banco Central und dem Windsorgebäude. Das Azca ist ein wahres Betonmonstrum ohne jeglichen Stil und Reiz, schlichtweg scheußlich, um das Kind beim Namen zu nennen. Der Komplex wurde niemals fertiggestellt, sondern irgendwo wurde immer gebaut. Die letzten Läden machten erst auf, als die ersten schon längst wieder Konkurs angemeldet hatten, und das Ganze mutet schon ziemlich heruntergekommen an. Dieses entstellte Monstrum weist jedoch eine unterirdische Passage mit dreißig, vierzig oder noch mehr Discos auf: die Calle Orense (Bajos). Ein Nachtschuppen reiht sich an den anderen, einige sind sogar zwischen Parkplätze gepfercht. Ein fast surrealistisches Bild! Die Zeiten, als das Orense noch »in« war, sind freilich vorbei. Heute kommt die Kundschaft aus den ärmeren Außenbezirken Madrids.

Am Tage liegt die Stätte düster und verlassen, aber nachts fallen ganze Scharen von Vergnügungssüchtigen in Orense ein. Es sind zumeist einfache junge Leute, welche die Betonmauern zum Wackeln bringen. Die Atmosphäre ist locker und gespannt zugleich. In mörderischem Neonlicht, zwischen mickrigen Sträuchern und aufgeschlitzten Zementsäcken, machen sich die Cliquen auf die Suche nach jenem Laden, wo sie sich am besten austoben können und auf den sie im Augenblick am meisten abfahren. Die Auswahl ist enorm: von der Edeldisco bis zur lausigen Provinzhopse ist alles vertreten. Eintritt und Getränke sind hier billiger als andernorts; unter der Woche kommt man in die meisten Läden sogar umsonst rein. Sie unterscheiden sich eigentlich nur durch ihr Interieur, denn die Funk- und eintönigen Discorhythmen, die einem entgegendröhnen, sind überall dieselben. Sonntags morgens legen die jungen Leute aus der Madrider Vorortzone hier einen Break-dance aufs Parkett oder vollführen akrobatische Figuren mit dem Mountain-Bike vor dem akustischen Hintergrund eines unvermeidlichen »ghetto blasters«. Für Großstadtpoeten und Soziologiestudenten ein gefundenes Fressen.

Hier ein paar Tips:
Nubes: Orense 10 (Bajos). T. 456 57 35. Riesendisco, ganz im Wolkenlook, d.h. in bläulichen Wattetönen, dekoriert. Besonders toll ist die Decke, für die man fast einen Kilometer Neonröhren verarbeitet hat. Am Wochenende ist hier der Bär los. Im Sommer kann man auf die Terrasse ausweichen. Auffällig junges Publikum.
Jig-Jog: Orense 22 (Bajos). T. 455 33 49. Dieser Tanzschuppen ganz am Ende der Reihe, zur Avenida del General Perón zu, zählt zu den größten und beliebtesten. Im Watiós gegenüber geht´s intimer zu.
Amnesia: hinter dem Holiday Inn von Orense, zwischen den Hochhäusern. Das Amnesia hat nichts zu tun mit der Klientel im Orense Bajos. Hier versammeln sich vielmehr jene Leute, welche die Movida »machen«. Dazu passend Dekoration und Ambiente: Künstler, große Fensterflächen, Mannequins, Polster, diverse Bars, aus ihrem Leben ausgebrochene Bourgois, funkige Musik. Falls der Laden um 5h morgens noch gähnend leer sein sollte: kein Grund zur Beunruhigung! Eine Stunde später schon kann die Sache anders aussehen. Das ist eben Madrid.