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Malasaña 1

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Kneipen und Bars in Madrid

Im Malasaña-Viertel Teil 1

Rund um den Plaza Dos de Mayo; Metro: Tribunal oder Noviciado. Ein Viertel voll pulsierenden Lebens, das auch in der Geschichte stets als Herd von Unruhe zu gelten hatte. Nachdem Malasaña lange Zeit die Domäne für Avantgarde und Szene war, zieht es sich neuerdings ein wenig in den Schmollwinkel zurück. Schuld daran ist der Drogenhandel, der seine Straßen unsicher macht. Dennoch: nach wie vor treibt hier das quirlige Nachtleben die tollsten Blüten. Wir werden uns doch von einer Handvoll kleiner Dealer nicht davon abhalten lassen, eine Runde durch die irren Kneipen dieses Viertels zu drehen! Auf dem Streifzug durch die kulturell unglaublich bunt gemischten Calles de Velarde, de San Andrès, Vincente Ferrer und Palma findet garantiert jeder etwas nach seinem Geschmack. Alle Wünsche und Fantastereien scheinen plötzlich zum Greifen nah. Und genau das zieht sie magnetisch an, die Punks mit ihrem Hang zum dekadenten »dolce(?) far niente«, die jungen, aufstrebenden Vertreter des modernen Zeitalters, die amerikanischen Touristen, die Ratlosen, welche sich auf der Suche nach ein paar Gramm Hasch orientierungslos durch die Gassen treiben lassen, die einsamen Herzen auf der Suche nach dem Vergessen, die eingeschworene Gemeinde der Musikcaféliebhaber und alle, die es nach Kultur und anderen Happenings gelüstet. Schon Philipp IV. hielt sich gerne in Malasaña auf. Hier konnte er durch die schummrigsten Kneipen streifen, ohne indiskreten Blicken ausgesetzt zu sein. Ja, an der Plaza de Mayo befand sich dereinst sogar ein Kloster. Später ging das Viertel dann in den »Besitz« der Studenten über, die sich regelmäßig hier versammelten. Zu dieser Zeit wurde dem Platz auch sein heutiger Name, »Dos de Mayo«, verliehen. Ein Ehrenmal gemahnt an den Aufstand der Madrileños gegen die französischen Truppen am 2. Mai 1808 und das ganze Viertel war fortan unter der Bezeichnung Malasaña bekannt. So hieß nämlich eine junge Heldin, die im Kugelhagel der napoleonischen Truppen gefallen war. Diese von Aufmüpfigkeit und Revoluzzertum geprägte Vergangenheit paßte der Franco-Diktatur freilich überhaupt nicht. Indem die Behörden die San Bernardo benachbarte Universität schließen ließen, gelang es ihnen bald, die unliebsam gewordenen Studenten zu vertreiben. Was Wunder also, dass Künstler, Intellektuelle und alljene, welche bei neuen Trends ihre Nase stets ganz vorne haben, nach dem Ende des Francospuks und des kulturellen Dornröschenschlafs genau hier zusammenströmten, um die wiedergewonnene Freiheit zu feiern. Alljährlich im Mai geben die Bewohner des Viertels ein Fest; was beweist, dass Malasaña, trotz seiner bewegten Vergangenheit, nicht kapituliert hat.

In allen Städten hat das blühende Nachtleben einen starken Verschleiß an Lokalen zur Folge, und so ändern sich auch in Madrid ständig die Namen der Bars und Kneipen oder deren Publikum. Niemand verfluche uns also, wenn eine von uns als toll oder »szeneartig« beschriebene Anschrift nunmehr als schlichter Flop erscheint. Bestimmt ist dann die Nachbarkneipe gerade aktuell und »in«. Abgesehen von den Restaurants, auf die wir schon im Kapitel »Lokale« hingewiesen haben, bummelt man im Dos de Mayo an einigen originellen Geschäften vorbei. In der Calle de San Andrès, Ecke Calle de San Vincente Ferrer, zudem eine mit schönen Azulejos verzierte Apotheke, und die Antigua Hueveria in der Calle de San Vincente Ferrer Nr. 20 ist ebenfalls im Besitz solcher hübschen Kacheln.