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Geschichte

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Madrid und seine Geschichte

Ein wenig Historie kann nicht schaden ...

Gebildete Madrilenen haben uns versichert, der Name ihrer Stadt gehe auf Arabisch »magerit« zurück und bedeute soviel wie »Wasser im Überflu«ß. Tatsächlich beginnt die Geschichte der Stadt mit den Arabern und den Eroberungen Mohammeds I. in der Mitte des 9. Jhs. Eine breite Umwallung wurde damals an der Stelle des heutigen königlichen Palasts errichtet. Die Stadt entwickelte sich langsam aber stetig, um mit dem Einzug der Katholischen Könige im 15. Jh. in ihrer Bedeutung einen gewaltigen Schritt nach vorne zu tun. Vom mittelalterlichen, maurischen Madrid zeugen nur wenige architektonische Spuren. Dafür haben alle darauffolgenden Epochen unübersehbar ihre Visitenkarte hinterlassen: das 16. und Teile des 17. Jhs mit dem Hause Österreich, die Bourbonen im 17. Jh., das 19. Jh. und die Zeit der Romantik. Nicht zuletzt aber auch die Neuzeit. Hauptstadt wurde Madrid erst verhältnismäßig spät, nämlich erst im 17. Jh.

Die nachhaltige Industrialisierung in den fünfziger Jahren hat das Gesicht der Stadt natürlich beträchtlich verändert, und dasselbe gilt für die übertriebenen Baumaßnahmen der zurückliegenden zwei Jahrzehnte: umliegende Gemeinden wurden eingemeindet, ausgedehnte Trabantensiedlungen entstanden, in welche die Bevölkerung nur zum Schlafen heimkehrt, Autobahnen durchpflügen die Stadt usw. Gerade die Boom-Jahre der späten Achtziger und frühen Neunziger verpaßten der kastilischen Metropole eine neues Gesicht aus Glas und Beton. Sinnbildlich für diesen urbanen Wildwuchs steht Madrids ehrgeizigstes Projekt, die Puerta de Europa, zwei ultramoderne Bürotürme im Norden der Stadt. Die Bevölkerung hat sich innerhalb von fünfundzwanzig Jahren nahezu verdreifacht. Geschichtlich sind vor allem zwei Ereignisse relevant: der Aufstand vom 2. Mai 1808, der das Signal für den Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges gegen die napoleonischen Besatzer gab (»Dos de Mayo«), und der von 1936 während des spanischen Bürgerkrieges (republikanische Regierungstruppen gegen Frankisten oder Nacionales). Madrid setzte sich gegen alle Angriffe Francos zur Wehr und gehörte zu den letzten Städten, die kapitulierten. Dafür gebührt der ungeliebten Hauptstadt unser Respekt.

Heute grassiert die Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen und erreicht bei den Zwanzig- bis Fünfundzwanzigjährigen Raten von über fünfundzwanzig Prozent. Zum Glück ziehen sich die Betroffenen oft geschickter aus der Affäre als ihre Zeitgenossen im reichen Norden Europas: die Wohnungen bieten jede Menge Platz und notfalls finden sich Söhne und Töchter auch bereit, ihr Engagement im Elternhaus halt noch um ein paar Jährchen zu verlängern.

So ist´s brav ... Das Ende vom Lied ist jedoch allzu häufig, dass eine spannungsgeladene Atmosphäre die junge Generation dazu veranlaßt, die traute Runde vor dem heimischen Fernseher immer häufiger mit der nächstbesten Kneipe zu vertauschen. Für uns bedeutet das mehr als genug Gelegenheiten, Kontakte zu knüpfen und den gemeinsamen Ärger wenigstens für ein paar Stunden hinunterzuspülen.

Man muß in der Stadt schon mindestens vier oder fünf Tage verbringen, um sie und ihre Bewohner überhaupt andeutungsweise kennenzulernen, denn Madrid hat Besuchern außer dem historischen Stadtkern noch einige Überraschungen zu bieten. Die wichtigsten Feste sind die Feiern im Mai zu Ehren von San Isidoro mit den spannendsten Corridas und die Feria de la Paloma.