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Costa Brava & Katalonien

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Costa Brava und Katalonien

Synonym für strahlend blaues Meer

»Costa Brava« gehört vermutlich zu den ersten Worten, die Mitteleuropäer auf spanisch herausbekommen. Diesen Namen verbanden Mittelmeerurlauber einst sofort mit Sonne und herrlichen Stränden, er galt ihnen als Synonym für strahlend blaues Meer, traumhafte Landschaft, einladende Buchten, Urlaub und Entspannung.

Schluß mit diesen Klischees! Die Costa Brava war eine der ersten Küsten, die dem Massentourismus zugänglich gemacht wurden, mit der Konsequenz, dass seit Jahrzehnten ganze Heerscharen sonnenhungriger Angelsachsen, Niederländer, Franzosen, Deutscher und Skandinavier hier einfallen. Das traurige Ergebnis: ein ungezügelter Städtebau, bei dem in den meisten Fällen die Profitgier über guten Geschmack und Sinn für Ästhetik gesiegt hat. Regelrechte »Touristensilos« schossen wie Pilze aus dem Boden, die Preise stiegen auf das hohe Niveau der Touristenherkunftsländer und die spanischen Urlauber wichen an die nordwestspanische Atlantikküste aus. Die liebenswerten Fischerdörfer an der Küste büßten dadurch recht früh ihren charakteristischen Reiz ein. Im Sommer bringen sie es locker von fünf- auf zweihunderttausend Einwohner. Denkt man dann noch an die überfüllten Zeltplätze, den irrsinnigen Verkehr und andere Schäden, die der Massentourismus mit sich bringt ... also, wir sehen da schwarz!

Zum Glück gibt es trotz allem noch einige einigermaßen sympathische Fleckchen, wozu vor allem Cadaqués gehört. Und das Hinterland hat sich seine Ursprünglichkeit weitgehend bewahrt. Nur ein paar Kilometer vom Meer sind guterhaltene mittelalterliche Dörfer zu entdecken, die Ortsfremde durch ihre besondere Atmosphäre bezaubern. Schon allein das Dalí-Museum in Figueras ist die Reise wert, und auch Gerona - katalanisch Girona - entpuppt sich als eine Stadt, die eine Menge zu bieten hat. Ganz zu schweigen von der Kultur- und Wirtschaftsmetropole Barcelona ...

Die Katalanen

Im Gegensatz zu den Basken finden die Katalanen ihre Identität nicht in ihrer Geschlossenheit als Volksgruppe, sondern in ihrer gemeinsamen Geschichte und Sprache - Katalanisch ist heute neben Kastilisch Amtssprache in Katalonien, Valencia und auf den Balearen. In der Tat haben sie schon ein gerüttelt Maß historischer »Erfahrungen« hinter sich: Katalonien wurde schließlich zuerst von den Phöniziern, dann von den Griechen und später von den Römern erobert - die Nordostecke des heutigen Spaniens war übrigens eine jener Provinzen des Römischen Reiches, wo die lateinische Kultur die tiefsten Spuren hinterlassen hat. Sehr bald erwiesen sich die Katalanen als geschickte Geschäftsleute; sie zogen durch die Mittelmeerländer und gründeten einige Kolonien.

Die Zentralisierung unter dem klerikalfaschistischen Franco-Regime - Madrid sah sich mit dem Dilemma konfrontiert, dass die wirtschaftlichen Kernregionen des Landes fast ausnahmslos an dessen Peripherie lagen - ließ Katalonien fast automatisch zum Zentrum der Opposition werden. Mindestens bis zum Beginn des 17. Jhs hatte das Land seine eigenen Institutionen. 1931, als Katalonien für kurze Zeit weitgehend autonom wurde, holte man sie wieder aus ihrer Vergessenheit. Erst der Tod Francos und die Errichtung einer demokratisch-parlamentarischen Monarchie in Spanien führten zur schrittweisen Wiederbelebung der Autonomie in Gestalt der heute siebzehn Comunidades Autónomas . Die neue Verfassung vom 27. Dezember 1978 bzw. das Autonomiegesetz für Katalonien von 1979 brachten ein offizielles katalanisches Parlament, nach dem provisorischen von 1977 unter dem Exilpräsidenten Tarradellas, das den Präsidenten der Generalitat - so nennt sich die katalanische Abgeordnetenkammer - aus seinen Reihen wählt. Wie weit sich Spanien zum echten Bundesstaat weiterentwickelt, wird die Zukunft erweisen. Zweisprachige Orts- und Straßenschilder, katalanische Durchsagen auf Bahnhöfen und Flughäfen oder Rundfunk- und Fernsehsendungen in der vitalsten spanischen Regionalsprache gehören jedenfalls heute schon zur Normalität.

Die sechs Millionen Katalanen hegen, die Verallgemeinerung sei uns gestattet, einen stark ausgeprägten Familiensinn und haben eine Vorliebe für gemeinschaftliche Unternehmungen, bei denen es hoch her geht, seien es Familienfeste oder Fußballspiele. Und am Sonntag wird auf dem Platz vor der Kirche immer noch die Sardana getanzt, auch wenn die religiösen Bräuche inzwischen etwas lockerer gehandhabt werden.

Von Port-Bou nach Cadaques

Folgen wir der reichlich schmalen, kurvigen Küstenstraße, an der immer wieder zauberhafte kleine Buchten auftauchen.

In Port-Bou ist der Strand vor Wind und Wetter geschützt. Hier endete im Sommer 1940 das Leben Walter Benjamins, der Selbstmord beging, um nicht in die Hände der Nazis zu fallen. Das von Bundespräsident Weizsäcker unterstützte Vorhaben, an dieser Stätte ein Denkmal zu seinen Ehren zu errichten, scheiterte bislang an der Beschränktheit der deutschen Kulturbürokratie.
In Colera erwarten uns Felsen, zwei Strände und glasklares Wasser.