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Ramblas

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Kultureller Streifzug durch Barcelona

Ramblas

Die Ramblas: der bekannteste Straßenzug in der Stadt. Tag und Nacht herrscht hier ein besonders lebhaftes Treiben. An keinem anderen Ort pulsiert das Leben so stark wie in diesem ehemaligen Flußbett. Schaut man von oben auf Barcelona, markiert die Rambla mit ihren dichten Bäumen eine grüne Linie. Gleichzeitig läßt sich erkennen, dass dort früher die Stadtgrenze der mittelalterlichen Siedlung verlief. Auf der Rambla, die einen großen Marktplatz, ein überdimensionales Café und zugleich eine riesige Bühne zum Sehen und Gesehenwerden und einen allseits beliebten Treffpunkt für Rendezvous aller Art darstellt, konzentrieren sich alle Gegensätze der Stadt: Lebensglück und Aggressionen, sorglos lachende und sorgenzerfurchte Gesichter, gemütliches Sitzen auf den Caféterrassen und ein fürchterlicher Verkehr. Käfigvögel und Blumen leisten ihren eigenen Beitrag zur Geräuschkulisse und Farbenpracht. Dennoch: im Vergleich zu dem Chaos auf der Plaza de Catalunya vermittelt die Rambla fast den Eindruck einer friedlichen Oase. Christoph Kolumbus, der auf der Plaza Porta de la Pau, am unteren Ende der Ramblas, in 60 m Höhe thront und mit gestrenger Miene die Hand in Richtung Indien ausstreckt, läßt sich durch den Verkehr jedenfalls nicht stören. Wer will, kann mit dem Fahrstuhl in der Säule emporsausen.

Zu beiden Seiten der Rambla erstrecken sich malerische Gegenden, die uns vor allem im Sommer in ihre schwüle, stickige Atmosphäre geradezu hineinsaugen werden ...

Da wäre zum einen die Altstadt im Vorfeld des Barrio Gótico: sie stellt ein unbeschreibliches Gewirr malerisch verlotterter Gäßchen dar, voller Spelunken und Lärm oder - je nachdem, in welcher Ecke man sich gerade befindet - auch voller beschaulicher, mittelalterlicher Atmosphäre und geheimnisvoller Düfte. Die Kneipen wetteifern um das das lärmendste Publikum oder die lauteste Jukebox. Diese Ecke Barcelonas ist das Refugium von Freaks und Punks aller Kaliber; hier wird man alle Sprachen der Mittelmeerregion hören. Die Hauptachse dieses Tangerverschnitts, die Carrer de Escudillers wird am Abend zum Treffpunkt einsamen Herzen unter den Nachtschwärmern, von Gruppen angesäuselter Jugendlicher, vereinzelter Tippelbrüder ... und von Polizeipatrouillen. Es ist ein wahrer Genuß, hier umherzubummeln, das Gesicht in der Sonne, die Beine im Schatten, während die Augen die vielen Farbnuancen trinken und die Ohren niegehörten Geräuschen lauschen. Man sollte die Gelegenheit beim Schopf ergreifen, denn auch hier spukt bereits der Zeitgeist und droht, die Seele des Viertels in Neon einzufrieren. Der beste Zeitpunkt für einen Rundgang liegt zwischen 20 und 22h, wenn die ehrlichen Geschäftsleute rasselnd ihre eisernen Läden hinunterlassen und die Straße jener Barkundschaft gehört, denen die Moral schon lange nichts mehr anhaben kann. Ein wenig verloren inmitten dieses Ambientes wirkt das namhafte Restaurant Caracoles (s. Kapitel »Lokale«).

Als Oase entpuppt sich die anheimelnde Plaçà Reial. Inmitten der wimmelden, engen Gassen, wo das Laster zu Hause ist, liegt dieser Platz zu jeder Tageszeit in hellem Sonnenlicht. Somit bieten sich die Bänke als willkommenes Plätzchen für einen Mittagsschlaf an, der ja bekanntlich der Verdauung zuträglich sein soll. Ein wenig ernst schauen die napoleonischen Palais von ihren hübschen klassischen Arkaden herab. Den Mittelpunkt bilden einige zerzauste Palmen, was der Plaçà einen Hauch Exotik verleiht. Die Straßenlaternen wurden übrigens nach Entwürfen Gaudís gestaltet - eines der Erstlingswerke des berühmten Bürgers der Stadt. Rundum glitzern hunderte Aluminiumstühle in der Sonne und laden zum Verschnaufen ein. Sonntags morgens erwacht die Plaçà Reial zu einem besonders umtriebigen Leben: dann nämlich schlagen Münzen- und Briefmarkenhändler ihre Stände unter den Arkaden auf.