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Montjuich 2

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Kultureller Streifzug durch Barcelona

Der Montjuich

Nun aber zu den Sehenswürdigkeiten

Museum für Katalanische Kunst: im Nationalpalast; zu erreichen mit den Bussen Nr. 61 und 201 ab Plaça d´Espanya oder zu Fuß durch den Park mit den Ausstellungspalästen. T. 23 19 24.Dieses Museum für romanische und gotische Kunst gehört zu den schönsten in der Welt, und wir wählen bekanntlich unsere Worte mit Bedacht. Zu der vorbildlich präsentierten Sammlung gehören zahlreiche romanische Fresken halb verfallener Kirchen. Jedes Gemälde präsentiert sich mit einem Foto der entsprechenden Kirche, mit ihrem Grundriß und mit ihrem Standort innerhalb des Landes. Wirklich hervorragend durchdacht.

Beachtung verdienen in erster Linie der »Pantocrator« (Christus als Weltherrscher) aus der Kirche Sant Climent de Taüll, kunstvolle Holzschnitzereien wie Christusfiguren, polychrome Madonnenstatuen und Antependien, die Weihwasserbecken aus Keramik und verschiedene Kreuzwege. Vom Raum Nr. 20 führt die Treppe zum Keramikmuseum hinauf, das viele bei der Besichtigung übergehen.

Die gotische Abteilung enthält Meisterwerke von Jaume Huguet, dem berühmtesten katalanischen Maler des 14. Jhs, und den Retabel »Els Consellers« von Lluis Dalmau. Auch hier alles sehr anschaulich präsentiert. So wird zum Beispiel genau erklärt, wie die Retabel entstanden sind: was sie darstellen, wer sie gemalt hat, welche Strömung, Schule, Epoche sie verraten, ob sie zeitgeschichtliche Elemente enthalten usw.

Auch ausländische Schulen sind mit einer Reihe von Werken vertreten, darunter eine »Enthauptung von San Cucufate« von ergreifender Ausdruckskraft. Schließlich seien noch die Gemälde des 16. bis 18. Jhs erwähnt: »San Pedro y San Pablo« von El Greco, »Das Martyrium des heiligen Bartolomäus« von Ribera sowie Werke von Velázquez, Ribalta, Zurbarán u.a.

Von der Museumsterrasse eröffnet sich ein schöner Ausblick auf die Gebäude der Weltausstellung und die Leuchtbrunnen mit über fünfzig verschiedenen Wasserspielen.

Miró-Stiftung: Passeig Miramar. Zu erreichen mit Buslinie 61 oder der Seilbahn (s. oben). T. 329 19 08. Öffnet seine Pforten täglich außer montags 11-19h, donnerstags bis 21.30h; an Sonn- und Feiertagen 10.30-14.30h. Kostenpflichtiger Eintritt.

Der helle moderne Bau, in freundliche Gärten eingebettet, stellt viele Schöpfungen Mirós vor: unter anderen die aus drei Gemälden komponierte Bilderserie »Die Hoffnung des zum Tode Verurteilten«, etliche bemerkenswerte Skulpturen und eine Serie von kindlich inspirierten Zeichnungen voller Humor, die zur Illustration von Alfred Jarrys Theaterstück »Ubu Rex« dienten. Nicht zu vergessen auch die hart an der Grenze des Verrückten anzusiedelnden Theaterkostüme. Uns scheinen Mirós Werke der Jahre 1915-1930 besonders ausdrucksstark.

In der zweiten Etage Gemälde gegen den Spanischen Bürgerkrieg. Obendrein stoßen wir hier auf eine ständige Sammlung zeitgenössischer Kunst (Tanguy, Léger, Ernst etc.) und eine anschauliche Serie von Skizzen und Studien. Nach soviel Zimmerluft kommt uns ein Schlenker über die Dachterrasse gerade recht. Hier höchst humorvolle Kompositionen wie die »Liebkosung eines Vogels« oder das »Entweichende Mädchen«.

Am Ausgang des Gebäudes überrascht linker Hand der Anblick des kleinen Kulturgartens, der mit Skulpturen und originellen Mobiles junger Künstler »bepflanzt« ist. Metallene Gänsefedern stecken in einem Kiesquadrat, verwirrende Spiele mit Licht und Schatten bewegen sich an der Grenze zur fünfdimensionalen Kunst.

El Pueblo Español: steht dem Publikum sonntags und montags von 9-20h offen; dienstags und mittwochs bis 16h, an den restlichen Tagen bis 18h. Dass man für den Eintritt so tief in die Tasche greifen muß, hat wohl mit der Komplettrenovierung des Pueblos zu tun.

Dieses zur Weltausstellung 1929 errichtete »Dorf« umfaßt originalgetreue Nachbildungen spanischer Bauwerke, kastilische Plazas Mayores und typisch andalusische Gassen, Paläste, Kirchen usw. Die Eingangstür stellt eine Nachbildung des Stadttores von Avila dar. In der Spitze eines der beiden Türme durfte sich der verrückte Designer Mariscal mal so richtig austoben: nämlich bei der Gestaltung einer Musik-Bar, die zum begehrten Szenetreff wurde (vgl. unseren »Schlenker durch die Szene« weiter oben). Die Behausungen beherbergen Werkstätten und Ateliers von Kunsthandwerkern, denen man beim Arbeiten über die Schulter sehen darf. Selbstverständlich besteht auch die Möglichkeit, ihre Erzeugnisse zu erwerben.

Wer will, besichtigt noch das Museum für Volkskunst und -tradition oder das Haus des Buches und der graphischen Techniken. Übrigens werden auch öfters Folkloredarbietungen gezeigt. Wem der Sinn mehr nach leiblichen Genüssen und Unterhaltung steht: an Restaurants herrscht kein Mangel; vorhanden auch eine Diskothek, ein Kino, ein Theater usf., wo sich im Sommer die Touristen gegenseitig auf den Füßen stehen.

An der Plaça d´Espanya erheben sich die mit Backstein und Azulejos verkleideten Stierkampfarenen Barcelonas, Baujahr 1916. Seitdem hatten hier über zweihundert unschuldige Stiere den Tod gefunden, bis die Spektakel an ihren jetzigen Standort umzogen (vgl. Kapitel »Spektakel«).