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Kabarett & Corrida

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Ausgehen in Barcelona

Kabarett und Corrida

El Molino: Vila y Vila 99; T. 241 63 83. Metro: Parallel. Das berühmteste Kabarett Barcelonas findet sich in einer kleinen Straße, die quer zum Hafen verläuft und an der Parallel beginnt. In einem liebenswert altmodischen Interieur ist ein fesselndes, denkbar ausgeflipptes Spektakel zu erleben, eine Mischung aus Zirkus, Kellerbar und Striptease. Die ganze Atmosphäre hat etwas herrlich Ordinäres und Anrüchiges. Vorstellung täglich außer montags um 18 und 23h, samstags um 18.00, 22.15 und 1h. Zum Glück spürbar preiswerter als das Moulin Rouge in Paris.
Corridas: Plaçà de Toros Monumental, Gran Vía C.C. 743. T. 245 58 04. Von März bis September ... werden jeden Sonntag ab 17.30h große schwarze Rinder erst stundenlang gequält und gereizt und dann unter dem Beifall eines blutdürstigen, enthemmten Publikums niedergemetzelt ... beweist jeden Sonntag ein mutiger Mann seine Tapferkeit, indem er sich einem tonnenschweren Kampfstier entgegenstellt, mit nichts als einer hoffnungslos veralteten Stichwaffe bewaffnet ... bleibt es Sonntag für Sonntag wenigstens einem Rindvieh erspart, den Fließbandtod in einer Massentötungs- und Verwurstungsanstalt zu sterben.

Hier wollen wir auf eine Stellungnahme nicht verzichten. Der Stierkampf erhitzt die Gemüter wie kaum eine andere spanische Eigenart, und da zwischen Bewunderung und Abscheu kaum Spielraum zu sein scheint, soll dazu nur soviel gesagt werden: dass es die Menschen fasziniert und unterhält, wenn Blut fließt und ein Geschöpf zu Tode kommt, wird - und soll - niemand schön finden. Trotzdem bleibt schwer verständlich, warum vorwiegend solche Leute den Stierkampf verteufeln, die niemand zwingt, nach Spanien zu fahren, noch gar, sich eine Corrida anzusehen, die aber ihrerseits mit missionarischem Eifer den Spaniern eine Form der Unterhaltung nehmen wollen, der diese seit Jahrhunderten nachgehen. Man braucht kein Freund der Corrida sein, um festzustellen, dass sie gewiß nicht die übelste Erscheinungsform menschlicher Grausamkeit darstellt; ihr Publikum ist um nichts blutrünstiger als das von Boxkämpfen, Autorennen, Geiselnahmen und anderen Errungenschaften moderner Zivilisation; ihr Nervenkitzel mag archaisch sein, jedenfalls steht ihm ein echtes Risiko gegenüber, und wer sich zu Hause in Scheingefahr begibt, indem er an TÜV-geprüften Gummiseilen von einem Kran hüpft, sollte anderswo vielleicht weniger schnell die Nase über Macho-Rituale rümpfen. Damit uns niemand mißversteht: dies ist kein Plädoyer für den Stierkampf, auch wir hielten es für keinen großen Verlust, wenn er nicht mehr stattfände; die Mehrzahl der Spanier scheint aber nun mal anderer Meinung zu sein. Wer´s nicht mag, der soll wegbleiben und am besten vergessen, dass auch das Tier, dessen Oberschenkel er »Steak« nennt und ißt, mit dessen Haut er seine Füße schützt und seine Hose schnürt, auf wenig schöne Weise vom Leben zum Tod befördert wurde.

Allen, die sich ein eigenes Urteil bilden möchten, sei gesagt, dass Karten eine Stunde vor Beginn an der Kasse zu haben sind oder im Vorverkauf in der Carrer Muntaner 24 (T. 253 38 21). Eine Corrida dauert zwei bis drei Stunden, je nach Widerstands- und Kampfkraft des Stiers.