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Baskenland

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Das Baskenland

País Vasco: in der Grenzregion zwischen Spanien und Frankreich

Das Baskenland, auf baskisch Euskadi, Grenzland zwischen Frankreich und Spanien, nimmt in Europa vor allem in kultureller Hinsicht eine besondere Stellung ein. Während die ursprünglichen Sprachen des frühen Europas fast alle ausgestorben sind, wie etwa das Lateinische als lebendige Sprache mit der Zeit von den modernen romanischen Sprachen verdrängt wurde, bewahrte das Baskenland bis heute seine eigene Sprache, das Euskara, die von rund einem Drittel der fast 2,5 Millionen Basken in Spanien und Frankreich gesprochen wird und Durchreisenden häufig nur in Gestalt zweisprachiger Verkehrsschilder begegnet. Über den Ursprung dieser Sprache konnten sich die Sprachwissenschaftler bislang nicht einig werden – er muß jedoch schon in frühester Vergangenheit liegen. Anknüpfungspunkte ergeben sich allenfalls zum Altgeorgischen und zur Sprache der Berber in Nordafrika. Außerdem beweisen die zahlreichen im Baskenland gemachten prähistorischen Funde, etwa Dolmen oder Grabdenkmäler oder die Höhlenmalereien, dass die Basken sich nicht in irgendeinem Jahrhundert dort niederließen, sondern dass sie dort seit jeher gelebt haben! Einige Tierarten, die auf den Wandgemälden der Höhlen auszumachen sind, existieren noch heute: so die wilde Ziege und eine »pottoca« genannte Pferderasse.

Die Basken waren sich ihrer besonderen Eigenart und ihrer einzigartigen Sprache stets bewußt. Von keinem Volk, gleich, wie mächtig es war, haben sie sich jemals unterjochen lassen. Auch wenn im Rolandslied, das angeblich wahre Geschichte besingt, die Truppen Karls des Großen von Sarazenen bekämpft werden, so waren es doch einzig und allein die Basken, die Roland in Roncevalles (Roncevaux) die Hölle heiß gemacht hatten. Selbst Napoleon hat bitter bereut, dass er den Krieg bis in das Gebiet der Basken ausgedehnt hatte. Als Franco die Provinz einem einheitlichen, zentral regierten Spanien einverleiben wollte und nach seinem Sieg den Basken sämtliche politische und kulturelle Rechte beschnitt – nicht zuletzt durch das strikte Verbot, die baskische Sprache zu benutzen – schweißte er damit ihren Widerstand gegen die Diktatur nur um so fester zusammen. Das baskische Volk besaß von jeher einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn. In allen Jahrhunderten lösten die Dorfräte ihre Probleme stets gemeinsam, und die Tradition der Selbstverwaltung drohte niemals verlorenzugehen. Symbol für die Verbrüderung der Dörfer ist der »Baum von Guernica«, in dessen Schatten die Junteros, die Mitglieder der Generalversammlung des Baskenlandes, tagen. Guerníca hat die Betonung übrigens auf dem »i«, nicht auf dem »e«, wie man´s bei uns immer hört. Ferner wird das »u« nicht gesprochen, also »ger´nika«.

Heute besitzt das Baskenland als autonome Provinz sein eigenes Parlament und gewisse Vorrechte wie die Aufstellung einer baskischen Polizei, die Verwaltung eines Teils des Budgets oder die Organisation von Schulen und Unterricht. Die gegenwärtigen Spannungen mit der Zentralregierung resultieren natürlich aus der Forderung der Basken nach finanzieller wie politischer Autonomie; bis zu einem gewissen Grad kommt die Zentralmacht diesem Verlangen entgegen, aber den extremen Nationalisten reicht diese eingeschränkte Autonomie nicht aus, und Madrid mischt sich in ihren Augen viel zuviel in Euskadis Angelegenheiten ein.

Die ganz Radikalen unter ihnen, die Mitglieder der ETA (Euskadi ta Askatasuna, »Baskenland und Freiheit«), fordern seit den sechziger Jahren vollkommene Unabhängigkeit (auch der baskischen Gebiete im Südwesten Frankreichs) und setzen zu diesem Zweck bekanntlich auch Waffen gegen die Zentralregierung ein, die bereits mehrfach den Ausnahmezustand über die rebellische Provinz verhängte. Sie verlangen vor allem den Abzug der verhaßten Guardia Civil und der nationalen Polizei, die sie als Symbole jahrhundertelanger Unterdrückung betrachten. Obwohl sie eine Minderheit darstellt, verfügt die ETA über einen bedeutenden Einfluß, denn ihre gewählte Führung, das Wahlbündnis Herri Batasuna (Vereintes Volk), stellt Abgeordnete im Provinzparlament und ist an der Verwaltung von Städten und Gemeinden beteiligt. Die PNV, die Mehrheitspartei der gemäßigten Nationalisten, kritisiert das Vorgehen der ETA zwar, lehnt es aber ab, den vereinfachenden Darstellungen gewisser Medien zu folgen und die ETA als Terrororganisation zu bezeichnen. Große Teile des politischen Programms decken sich zudem mit den radikalen Forderungen der ETA. Häufig ist zu hören: »In einer baskischen Familie gehört der Vater der PNV an, der Sohn der ETA«. Der Nationalismus der Basken, den diese durch so viele Jahrhunderte hindurch wachgehalten haben, ist tief in der Mentalität des Volkes verankert. Vollkommener Friede wird in diese Region erst dann einziehen können, wenn sich ein echter Konsens findet zwischen den legitimen Forderungen der Basken nach weitgehender Autonomie und der Madrider Zentralregierung, die das Territorium einheitlich zu erhalten und das wirtschaftliche Potential der Region für das ganze Land zu retten sucht. Seit der Amnestie für ETA-Kämpfer im Jahre 1977 fordern jedenfalls viele gemäßigte Basken ein Ende des Blutvergießens. Ihnen geht es um die Ausschöpfung der Autonomierechte mit demokratischen Mitteln.

Auch die Landschaft des Baskenlandes bietet sehenswerte Gegensätze. Einerseits liegt es an der Atlantikküste, der das feuchte Klima zu verdanken ist, andererseits ist es bergig und bewaldet. Zahlreiche herrliche Plätzchen in der Natur, wo man die vielen Grüntöne gar nicht zählen kann, warten nur darauf, von Naturfreunden entdeckt zu werden. Trotz der innerhalb Spaniens höchsten Industrialisierung ihres Landes haben sich die Basken auf dem Land eine eigene reiche Volkskultur erhalten. Keine Bange: die rauchenden Schlote sind auf wenige Küstenstandorte konzentriert. Zusammen mit den dazugehörigen Wohnsilos ziehen sie sich die Pyrenäenhänge hinauf, etwa in Vitoria oder Bilbao. Auf den Nebenstraßen herrscht dagegen nur wenig Verkehr, überall passiert man intakte Dörfer und kommt in den Genuß nahezu unberührter idyllischer Naturschönheiten. Wir haben uns ein paar tolle Strecken für unsere Leser überlegt, aber es bleiben noch so viele andere. Also: sich einfach treiben lassen und selbst den Zauber des Baskenlandes entdecken!