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Sehenswertes in Burgos

Kathedralen, Kapellen Kloster und Museen

Kathedrale: gewiß sind unsere Leserinnen und Leser nicht zuletzt ihretwegen nach Burgos gepilgert und liegen damit goldrichtig. Besichtigungszeiten: im Sommer täglich von 9.30-13h und 16-19h.

Die Kathedrale ist ein Meisterwerk gotischer Baukunst. Um 1220 wurde ihre Errichtung in Angriff genommen, aber für die Fertigstellung benötigte man drei Jahrhunderte. Anders als beim Bau der Kathedrale zu Salamanca wurde in Burgos die alte romanische Vorgängerkirche dem Erdboden gleichgemacht. Olé!

Die Sachverständigen unter unseren Lesern werden die beiden unterschiedlichen Bauphasen sofort erkennen: die erste wurde von der französischen Spätgotik beeinflußt, die zweite von der nordischen, genauer gesagt rheinischen und flämischen Gotik. Die Baumeister haben es jedenfalls meisterhaft verstanden, die Gegebenheiten des Geländes zu nutzen. Von außen ist die Kirche durch ihre Pfeiler und Türme eine einzige Aufwärtsbewegung mit einer Fülle von Portalen und reich geschmückten Fassaden. Den Vogel schießt das zur Plaza del Rey San Fernanda weisende Portal de Sarmental mit seinen wunderbar fein gearbeiteten Figuren ab. Das Tympanon zeigt Christus, wie er seiner Viererbande, den vier Evangelisten, die eifrig über ihre Schreibpulte gebeugt sitzen, das Evangelium in die Feder diktiert. Wenn doch so gewesen wäre! Wieviele theologische Lehrstühle und Herumdeutereien man sich hätte ersparen können ...

Wir raten dringend, sich einer Führung des Küsters anzuschließen, denn die Besonderheiten bekommt man bei der Besichtigung ohne Führung gar nicht zu sehen. Jede einzelne der etwa zwanzig (!) Kapellen stellt ein kleines Museum für sich dar. Für die Besichtigung ist mindestens eine Stunde zu veranschlagen. Betritt man das Kircheninnere durchs Hauptportal, präsentieren sich die Schönheiten des Bauwerks in dieser Reihenfolge:

Kapelle des Heiligen Christus: enthält eine Christusfigur am Kreuz, die in Burgos sehr verehrt wird, denn sie hat gelenkige Arme und einen beweglichen Kopf, echte Haare und einen mit Büffelhaut überzogenen Körper, damit sie so naturgetreu wie möglich aussieht ...
Capilla de la Presentación: die Besonderheit dieser Kapelle liegt in ihrem eindrucksvollen sternförmigen Gewölbe und dem Alabastergrabmal eines Bischofs.
Capilla de la Visitación: hier ruhen die Gebeine eines anderen Bischofs. Die Einzelheiten des Grabmals, die Bischofsmütze, das Kissen, das Meßgewand usw., sind außerordentlich fein gearbeitet.
Die Tür zum Kreuzgang liegt gleich gegenüber der gerade erwähnten Kapelle und zur Rechten derjenigen Besucher, welche die Kathedrale durch das auf die Plaza del Rey San Fernando führende Portal des Sarmental betreten haben. Die fantastische gotische Tür ist ein Werk Gil de Siloes, das mit dem Säulengang eine harmonische Einheit bildet.
Im Hauptschiff verdient vor allem das Chorgestühl Beachtung. Jeder Chorstuhl erzählt Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament, aus dem Leben der Heiligen usw. Wegen seiner in das Nußbaumholz eingelegten Buchsbaumintarsien zählt dieses Chorgestühl zu den schönsten des ganzen Landes.

In der Mitte eine geschnitzte und mit Kupfer überzogene Liegefigur des Gründers der Kathedrale. Für die Anfertigung des riesigen Kronleuchters wurden fünfzig Kilogramm reines Silber benötigt, für die kleineren Leuchter jeweils zwanzig. Sehenswert auch der Renaissance-Retabel des Hochaltars mit einer Madonna aus massivem Silber sowie die eisernen und bronzenen Gitter aus dem 17. Jh.

Steht man in der Vierung, wird der Blick fast magisch angezogen von der über fünfzig Meter hohen, fantasievoll geschmückten Kuppel. Der kunstvolle Stern aus dem 16. Jh. sieht aus wie aus Spitze geklöppelt und läßt deutlich den Einfluß arabischer Kunst erkennen. Gleich darunter die Grabplatte des Cids und seiner Frau Jimena.

Geht man im Chorumgang herum, wird man zahlreiche wunderschöne Gitter und verzierte Pfeiler entdecken, und unter den Hochreliefs hinter dem Altar wird einem ein ungewöhnlich ausdrucksvoller Kreuzweg auffallen.

Der Kreuzgang: Ende des 13. Jhs im gotischen Zeitgeschmack errichtet; enthält etliche Gräber. Im Kapitelsaal wird die berühmte Schatulle des Cids aufbewahrt. Infolge der Verbannung durch Alfons VI. in Geldnöte geraten, kam der Cid auf die kluge Idee, eine Schatulle mit Kieselsteinen zu füllen und sie bei einem Pfandleiher gegen ein beachtliches Sümmchen einzutauschen, wobei er sich die Bedingung ausbat, das Kästchen möge nicht vor Ablauf eines Jahres geöffnet werden. Hätte er die Schatulle nicht rechtzeitig wieder eingelöst, wäre der angebliche Schatz, den sie beinhalten sollte, in den Besitz des Pfandleihers übergegangen. Der Cid konnte jedoch das Geld zurückerstatten, bevor der Schwindel aufflog ... Eindrucksvolle Decke im Mudéjar-Stil.

Die Kapellen rund um den Kreuzgang beherbergen alle außergewöhnliche Skulpturen und Gemälde, darunter die »Geißelung« von Diego de Siloé, eine »Madonna mit Kind« von Memling, bei der vor allem die kunstvoll gemalte Hintergrundlandschaft und der schöne Faltenwurf Beachtung verdienen, des weiteren illuminierte Bibeln, Goldschmiedearbeiten, alte Manuskripte und flämische Wandteppiche, um nur einiges zu nennen. In einer Ecke steht der silberne Fronleichnamswagen, dessen Reliquiar aus vierzehn Kilogramm reinen Goldes besteht. Gegen Ende der Besichtigung führt uns der Küster noch zu einer beeindruckenden »Maria-Magdalena«, die man Leonardo da Vinci zuschreibt!

Kapelle des Condestable (Konnetabel): großartig, majestätisch, es gibt keinen treffenderen Ausdruck für das Eingangsgitter aus dem 16. Jh. Die prächtige, spätgotische Kapelle besitzt eine reich geschmückte, achteckige, sternförmige Kuppel. Wie fein die marmornen Liegefiguren des Condestable von Kastilien und seiner Frau gearbeitet sind! Die elf Tonnen schwere Platte daneben war für ihre Kinder bestimmt. Schmuckstücke sind auch der Renaissance-Retabel und der »Heilige Hieronymus« von Diego de Siloé.
Ebenfalls eine Schöpfung dieses Künstlers ist die prächtige Treppe, die zur Puerta de la Coroneria führt (zwischen den Kapellen San Nicolas und Santa Ana).
Einen krönenden Abschluß bildet schließlich die Kapelle Santa Ana mit einem Altaraufsatz aus vergoldetem Eichenholz in gotischem Flamboyantstil. Er zählt zu den schönsten seines Genres in ganz Spanien. Was für eine Arbeit dahinter steckt! Die benachbarte Kapelle Santa Tecla hat ihrerseits einen Rokokoaltar und eine kunstvoll bemalte Decke zu bieten.