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Existenzgründung

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Auf eigenen Füßen in Spanien?

Firmengründung in Spanien

Der Weg in die Selbständigkeit

Auszug aus Jobs in Spanien.

Eine Existenzgründung in Spanien ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Eine Tätigkeit als Unternehmer bietet oft mehr Flexibilität als bei uns, kostet häufig aber auch deutlich mehr Nerven, wenn man eine andere Arbeitskultur gewöhnt ist.


So wie Mecklenburg nur bedingt mit Bayern vergleichbar ist, so gilt natürlich gleiches für Andalusien und Katalonien. Von daher sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass der größte Teil meiner unternehmerischen Erfahrungen aus Andalusien stammt. In Andalusien ist die „mañana-mañana-Mentalität“ (was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf übermorgen) deutlich ausgeprägter, und die bei uns gängigen Klischees von Spanien treffen hier noch am ehesten zu.

Wie geht man vor, wenn man eine Idee hat? Mal abgesehen von den eigenen unternehmensspezifischen Anforderungen muss man die Behördengänge erledigen. Die ersten behördlichen Schritte sind relativ einfach und schnell zu erledigen:

Ausländerkennnummer (NIE= Número de Identidad de Extranjero)

Gewerbeanmeldung – Finanzamt (darse de alta en hacienda)

Anmeldung bei der Sozialversicherung (darse de alta en la seguridad social)
Bei allen Ämtern wurde ich relativ schnell und immer korrekt behandelt. Als EU-Bürger bin ich den Spaniern nicht nur formell auf dem Papier gleichgestellt sondern werde auch tatsächlich genau wie sie behandelt.

Weiter geht es in der Regel mit:

Bankkonto

Handy

Räumlichkeiten

Wer mit den Behörden erst mal durch ist, hat auch in der Regel nicht mehr viel Kontakt mit ihnen, denn sie lassen einen meist weitgehend in Ruhe. Es herrscht ein „leben und leben lassen“. Das Anmeldeverfahren beim städtischen Amt (Ayuntamiento) zur gewerblichen Nutzung von Räumlichkeiten (Licencia de Apertura) dauert meist gut ein Jahr. Rechtlich gesehen darf man eigentlich erst nach Erhalt der Lizenz loslegen. Aufgrund der langen Wartezeit ist es allerdings so, dass unmittelbar nach Antragstellung mit der geschäftlichen Tätigkeit begonnen wird und die Aufsichtsbehörde, Polizei etc. sich mit dem Antrag zufriedengeben. Dieses „laissez-faire“ ist in Spanien deutlich weiter verbreitet als bei uns. Es gibt z.B. Gastronomiebetriebe, die in über zehnjähriger Tätigkeit noch keinen einzigen Besuch vom Lebensmittelaufsichtsamt bekommen haben.
Wer seine Buchführung in Spanien selber machen will, sollte sich damit ein wenig auskennen oder einen gestor (externer Buchhalter und Steuerberater) damit beauftragen. Ich habe es erst ohne versucht, was mich viel Nerven kostete, da mir die Finanzbeamten meine Fragen zu ihren eigenen Formularen nicht beantworten konnten und mit Dingen wie Skonto oder ausländischen Rechnungen nicht wirklich viel anfangen konnten.

Hinweise, wie: „Ist egal wo Du das rein schreibst – es sind ja eh nur ein paar Cent“ führen nicht unbedingt dazu, dass die fachliche Autorität des Gegenüber für voll genommen wird.

Dass es mit der Buchhaltung nicht so genau genommen wird, scheint weithin verbreitet, da es auch zumeist zwei Arten der Buchführung gibt: die offizielle und die richtige. Dies scheint allgemein bekannt und akzeptiert zu sein. Das merkt man spätestens dann, wenn man ein neues Kundenkonto bei einem Lieferanten einrichten möchte und dieser bei vollem Laden für alle hörbar fragt: “Möchten Sie mit Mehrwertsteuer oder ohne?“


Wenn man dann später telefonisch bestellt und die Verkäuferin einen fragt: „Ach sind Sie der, der die Mehrwertsteuer bezahlt?“, so fragt man sich doch selbst, ob man da wirklich der Einzige ist.

Die Banken in Spanien sind ein Kapitel für sich. Gerade die großen und etablierten unter ihnen behandeln einen ziemlich arrogant, so dass man meinen könnte, man müsse dankbar sein, bei ihnen ein Konto eröffnen zu dürfen. Vieles, was zu Hause üblich ist, gibt es in Spanien nicht oder nur gegen Aufpreis. Die meisten Banken nutzen keine TAN-Listen mit wechselnden Nummern, sondern haben nur eine PIN und eine weitere immer gleich bleibende Transaktionsnummer.

Bankgebühren sind teuer, besonders bei Auslandüberweisungen. Die Gebühren für eine Überweisung von Deutschland nach Spanien liegen bei ca. 10–15 Cent – andersherum zahlt man schnell mal zwischen 5–10 Euro. Außerdem ist die Auslandsüberweisung in Spanien (bei meiner Bank) nicht online möglich, was bedeutet, dass man einen halben Vormittag zu opfern und sich mit den vielen älteren Leuten anzustellen hat, die sich dort einfach gerne aufhalten, um ihre Lebensgeschichte den netten Schalterangestellten, die nicht weg können, zu erzählen.

Auch die Lieferanten verhalten sich anders als daheim gewohnt. Bei den meisten Lieferanten hapert es oft schon mit den einfachen „Grundtugenden“, wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Ausdrückliche Hinweise, wie „telefonische Avisierung vor Auslieferung notwendig“ werden regelmäßig ignoriert, zugesagte Termine nicht eingehalten und es erfolgt keine Benachrichtigung; selbst zu einem zugesagten Rückruf kommt es oft nicht. Wer nicht selbst am Ball bleibt, hat verloren ....


Marco (30 Jahre), selbständig in Andalusien

Fortsetzung in Jobs in Spanien

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