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Spanien - immer noch ein vom Machismo regiertes Land?

Zapateros weibliches Kabinett

Wie eine Schwangere Spaniens Militär ins Schwitzen bringt

Spanien ist ein Land der Machos, das wissen wir. Es ist das Ursprungsland der stolzen Toreros, die vor den Augen schöner Señoritas wutschnaubende Stiere reizen. Hier pfeift ein jeder, ob jung oder alt, Glatze oder Bierbauch, den Frauen hinterher, insbesondere Blondinen.

Alles nur Klischees? - Mag sein dass sich Spanien in den letzten Jahrzehnten geändert hat, dass Spanierinnen ganz selbstverständlich Kinder und Karriere jonglieren und in Männerdomänen vordringen.

Nichtsdestotrotz ging ein protestierendes Murmeln und Raunen durch die (männliche) Bevölkerung, als der wiedergewählte sozialdemokratische Regierungschef José Luis Zapatero 2008 sein Kabinett einberief: mehr als die Hälfte der ernannten Minister waren Frauen. Schlimmer noch: den Posten des Verteidigungsministers, eine ur-männliche Domäne, trat eine Frau an. Noch dazu eine Hochschwangere!

Carme Chacón heißt die 37-jährige, die sich von den spitzen Bemerkungen der spanischen Medien ("die mit der großen Trommel" betitelte sie gar die Tageszeitung El Mundo) nicht beirren lässt und direkt loslegt: mit Truppenbesuchen in Afghanistan, im Libanon und in Bosnien. "Trommel" im Schlepptau.

Dass sie unverantwortlich handle und das Ungeborene gefährde, muss sie sich daraufhin anhören. Dass man im siebten Monat keine Flugreisen mehr unternehme. Dass ihre Position als Oberbefehlshaberin der Armee (die inzwischen übrigens zu 15 % weiblich ist) lächerlich sei, besonders in ihrem Zustand.

Ähnliche Sticheleien und Anschuldigungen muss sich auch das jüngste Mitglied des Kabinetts anhören, die studierte Volkswirtin Bibiana Aído, Jahrgang 77. Sie wurde als Ministerin für Gleichberechtigung eingesetzt, wird generell aber nicht für voll genommen: "kleine Flamenco-Tänzerin" ist nur einer ihrer abwertenden Spitznamen. Ein Radiosender fragte gar anzüglich nach den möglichen Gründen ihres Aufstiegs bei Zapatero.

Zapatero selbst bleibt ebenso gelassen wie seine Ministerinnen. Gerade die empörten Stimmen der erzkonservativen Machos bestätigen ihn in seinem Vorhaben, Spanien in eine neue Ära der Gleichberechtigung zu führen. Ob es der Ministeriumsposten der Gleichberechtigung ist, den er neu schuf, oder generell das Festhalten an seinem überwiegend weiblichen Kabinett - Zapatero bleibt stark. Wie ein echter Mann eben.