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Kinder des Papstes

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Kinder, der Sünde

cover Historischer Schmöker rund um den Vatikan der Renaissance, List Verlag, 508 Seiten; 19,90 EURO, Autorin: Jeanne Kalogridis

Der Vatikan vor dem Einzug der observatorischen Medien: Nicht immer nur ein Ort der Andacht und des Gebets, sondern vielmehr der Macht, der Orgien, Intriegen, Vergewaltigung und des Mordes. Was heutzutage kaum einer außer dem aktuellen Papst von dem Leben verflossener "Heiligkeiten" weiß, ist wissenschaftlich bewiesen. Einer der skrupellosesten war Alexander VI., mit weltlichem Namen Rodrigo Borgia. Natürlich wurden jedwege unchristlichen Tatsachen verleumdet und niemand weiß so genau, wer damals wen geschwängert - Der Papst seine Tochter oder der Kardinal seine Schwester - und ermordet hat. Tatsache ist, dass seinerzeit, 1455 bis 1458, auffällig viele Leichen im Tiber schwammen. Die Vorhänge der Geschichte sind dick gewebt und es gibt keine genauen Überlieferungen, die vom Leben und Sterben der Familie Borgia berichten. Dies ist nicht mehr Sache eines Wissenschaftlers, sondern die Aufgabe eines begabten Schrifstellers, der sich fiktiv in die dunkle Zeit der Renaissance hineinversetzt...

Auch ein Papst hat einen Geschlechtstrieb, Alexander VI. hatte bewiesenermaßen einen recht aktiven bis ins hohe Alter. Auch von Geheimhaltung diesbezüglich schien er nicht viel zu halten: Seine Kinder Juan, (später Herzog von Gandia), Cesare (später Herzog der Romagna), Lucrezia (später Herzogin von Ferrara) und Jofre lebten jahrelang mit ihm zusammen. Bis der Papst gemeinsam mit dem König von Neapel beschließt, dessen 15 Jahre junge Tochter mit dem jüngsten Papstspross Jofre zu verheiraten. Prinzessin Sancha von Aragon muß das drei Jahre jüngere Kind heiraten. Eine Zeit der Demütigungen beginnt, angefangen mit dem damals üblichen öffentlichen Vollzug der Ehe. Vor den Augen eines lüsterenen Borgia-Abkömmlings und dem Vater, mit dem Sancha eine undurchsichtige Hass-Liebe verbindet, muß das junge Paar den ersten Geschlechtsakt vollziehen. Sancha ergibt sich ihrem Schicksal, doch der Krieg durchkreuzt ihre Pläne von einem ruhigen Leben am Meer. Bald muß sie auf Geheiß des neuen Papstes nach Rom. Diesem ist ihre bahnbrechende Schönheit zu Ohren gekommen, und er möchte wohl etwas mehr als nur eine platonische Beziehung zu seiner Schwiegertochter. Im Vatikan angekommen, wird die starke, selbstbeherrschte Prinzessin Sancha mit der eigenen Schwäche konfrontiert - sie verliebt sich unsterblich in Jofres älteren Bruder Cesare. Diese unglückliche Affäre soll ihr Schicksal und das ihrer geliebten Familie für immer besiegeln...

Inzest, Vergewaltigung und Mord, Macht, Unterdrückung und Skrupellosigkeit beherrschen diesen Roman. Die Protagonistin Sancha erzählt ihr Leben, das sie mit ihrem 10. Lebensjahr aus der unschuldigen Kindheit reisst und ca. 15 Jahre später endet. Ein leidenschaftlicher, tiefgründiger Roman, der einen neuen Blickwinkel auf den "Antichrist" Papst Alexander und die Seinen erlaubt. Die Spannung lässt mitunter etwas nach: Wie so oft bei historischen Romanen, die sich auf Fakten begründen, ahnt oder weiß man wie das ganze ausgeht. Das trübt jedoch weder den großen Lesespaß noch die nachdenklichen Nachwirkungen. Ein toller Roman!

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