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Gönnt man sich sonst was?

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Restaurants

Gönnt man sich sonst was?

  • Trade Vic´s: 20 Cosmo Place (und Jones St.); in einer Parallelstraße der Sutter St. T. 776-23 32. Bewirtung wochentags über Mittag und abends bis Mitternacht. Dieses große Restaurant spielt in San Francisco eine Sonderrolle: seit seiner Gründung vor über vierzig Jahren hat es dutzende Ableger hervorgebracht, über die ganze Welt verstreut aber auch in einigen amerikanischen Städten. Es handelt sich also um eine Institution, die sich tapfer dem Wehen des Zeitgeistes widersetzt, ganz so wie unser Kanzler. Mit Zeitgeist meinen wir hier jene Salonlöwen, die im Aqua oder Postrio zu finden sind. Aufgetischt wird seit eh und je eine zwischen Hawai, Polynesien und Asien oszillierende Küche, die das gesamte Spektrum zwischen gewöhnlich und erhaben abdeckt. Allein der äußere Rahmen lohnt die Einkehr.

    Während man noch seinen Fuß über die Schwelle setzt, stellt sich Unsicherheit ein, ob man es tatsächlich mit einem Speiselokal oder vielleicht doch eher mit einem Völkerkundemuseum zu schaffen hat. Jedenfalls ließen die unübersehbaren Eingeborenen-Statuen, die bemalten Kanus, die Fetische, die zahlreichen Kunstobjekte und Zeichnungen am Eingang – inmitten eines urwaldartigen Grünpflanzenschmucks – einen solchen Schluß durchaus zu. Sodann eine weitläufige Abfolge von Fluren, Salons, Bars und Speisesälen. Einer ist mit seinem Bambusdekor ganz dem Kolonialstil verhaftet, wobei Yukulili-Musik und exotisches Ambiente diese Note noch unterstreichen.

    Im nächsten Speisesaal geht´s dagegen zu wie in der ersten Klasse eines Überseedampfers: Schiffsmodelle, Navigationsinstrumente, allerlei Meeresnostalgie. Dieser Saal erfreut sich übrigens eines regen Zulaufs, weshalb man hier nur mit viel Glück einen Tisch ergattert. Vielleicht hockt hier die snobistischste, blasierteste Klientel, die San Francisco zu bieten hat. Bescheiden wir uns mit einem Maï-Taï-Cocktail im netten Ambiente der Boathouse Bar und mit den gerade noch erschwinglichen Gerichten wie Crab rangoon, Schweinespießchen, Schwertfisch auf Baumbusspießchen, Austern usf. Wer dagegen eine reiche amerikanische Erbtante umgarnen möchte, halte sich an die traditionelle Karte im Transatlantik-Speisesaal: Mauna kea mahi-mahi (Hawai-Thunfisch mit Vanille), Tahitian swordfish dali dali (Schwertfisch mit Koriander und Papaya), Polynesisches Rinderfilet, Lammkoteletts nach Art der Cookinseln und die zahlreichen Currygerichte.
  • Aqua: 252 California St. (zwischen Front und Battery St.); T. 956-96 62. Serviert Mittagessen sowie Abendessen bis 22h (freitags und samstags bis 23h). Sonntag Ruhetag. Unbedingt seinen Tisch vorbestellen. Aus der Taufe gehoben wurde das Aqua Ende 1991 von George Morrone, den mit dreißig Lenzen fast noch jugendlichen Chef aus dem River´s Café in New York, dessen Geschicke er drei Jahre lang lenkte. Morrone hat sich fast ausschließlich auf die Zubereitung von Fisch verlegt und hat so seine festen Vorstellungen: beispielsweise möchte er genau wissen, auf welche Weise die Fischlein ihr Leben ließen und wie es ihnen auf dem Transport ergangen ist; er kümmert sich aber auch persönlich um seine Gemüselieferanten. Was nun seine kulinarische Aufbereitung betrifft, so wird der Fisch whole bone zubereitet, denn als Filetstück büßte er seine Qualität nur ein. Kreativität wird bei allen Rezepten groß geschrieben. Für die Begrüßung der Kundschaft stehen die gediegenen Räumlichkeiten einer früheren Bank zur Verfügung, mit hoher Decke und mannshohen Spiegeln, der Fußboden in Marmor, die Wände in gedämpften Beigetönen oder lachsfarben. Riesige Blumensträuße – selbstverständlich handelt es sich um frische Schnittblumen! – sorgen für Farbtupfer. Der Bar bescheinigen wie eine Länge von knapp zehn Metern. Kurz, Eleganz und gediegene Schlichtheit herrschen vor. Und das Ergebnis dieser Strategie: ein durchschlagender Erfolg von Anbeginn an und ein allabendliches Gedränge. Erfreulich, dass die Karte ihr Gesicht so häufig ändert. Schließlich schauen wir immer mal wieder in SF vorbei, ganz so, wie unsere Leser, nicht wahr?

    Hier eine kleine Auswahl immer wiederkehrender Gerichte (aber nicht böse sein, wenn´s das eine oder andere mal nicht geben sollte): Rack oder Saddle of monkfish, Sweetbreads with lobster ragout; gegrillte Regenbogenforelle, Lachssoufflé nach Art des Hauses, Lobster potato gnocchi, Ahi tuna-Medaillons (mit Gänseleber) und dergleichen mehr. Als Vorspeise empfehlen wir das Black mussel soufflé. Auch in Sachen Nachtisch laufen Kalorienzähler Gefahr, weit über das Ziel hinauszuschießen. Über Mittag halten sich die Preise in einem gerade noch erträglichen Rahmen. Packen wir die Gelegenheit am Schopf und laben uns an einem gegrillten Schwertfisch à la Hawai oder an die Jakobsmuscheln mit Zwiebelchen und lassen uns von der professionellen Bedienung mal so richtig verwöhnen. Der nächste Mensabesuch kommt bestimmt!