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Nachtleben

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Nobeldiskotheken und Edel-Nachtclubs

Bunte Vergnügungsviertel für Nachtfalter

Die römische Marotte der Clubausweise

Von der Via Veneto hatte sich das Nachtleben in andere Gegenden verlagert. Übriggeblieben waren an der einstigen Renommierstraße nur einige Nobeldiskotheken und Edel-Nachtclubs. Die meisten der über dreihundert römischen Lokale öffneten ihre Pforten inzwischen in den kleinen Altstadtgassen zwischen Pantheon, Piazza Navona und Campo de´ Fiori. Und die Stadtteile Trastevere am linken Tiberufer und Testaccio rund um den antiken Scherbenhügel im Süden entwickelten sich zu bunten Vergnügungsvierteln für Nachtfalter. Der große Boom der Lokalszene in den achtziger Jahren ging allerdings nicht selten mit einem Mangel an Originalität und Atmosphäre einher.

Dafür dürften die fürstlichen Eintrittspreise in Rom der europäischen Spitzenklasse angehören. Viele Römer sind jedoch durchaus bereit, für einen Discobesuch 50 Mark springen zu lassen – wie unschwer auch an den Schlangen vor den Eingangstüren zu erkennen ist. Dieses Phänomen gehört allerdings auch zum Ritus des Nachtlebens alla romana: den Wartenden im Menschenpulk vor den Nobeldiscos »Alien« oder »Veleno« oder den Jazz- und Konzertkneipen in Testaccio muß die schleppende Prozedur das erhebende Gefühl geben, dabei zu sein, wo etwas los ist.

Auffällig ist an Roms grellen Diskotheken vor allem das aufgetakelte Publikum – vor den Spiegeln in den Damentoiletten herrscht mehr Andrang als auf den kleinen Tanzflächen. Eine billigere und lässigere Lösung sind die Musikklubs, wo nach den Live-Konzerten meist ebenfalls getanzt wird (s. »Livemusik & Jazzkeller«).

Nicht abschrecken lassen sollte man sich durch die römische Marotte der Clubausweise. Einlaß in vielen Musikkneipen gibt es nur mit einem Mitgliedsausweis. Dahinter steckt meist kein Exklusivitätswahn, sondern ein rein formaler Trick. Um dem mehrjährigen Papierkrieg um Genehmigungen aus dem Weg zu gehen, öffnen viele Läden offiziell ihre Pforten als private associazione culturale. Diese »Kulturzirkel« dürfen nur »Mitgliedern« Eintritt gewähren. Die Jahresausweise sind nicht allzu billig, ausländischen Touristen wird die Gebühr nach einigem Bitten oft erlassen.

Wer Rom in den Sommermonaten besucht, braucht sich über die zweifellos happigen Preise der Vergnügungsstätten weniger Gedanken zu machen. Denn wenn dann abends die Lichter angehen, beginnt in der Tiberstadt erst das richtige Leben – und zwar auf Straßen und Plätzen. Die piazza wird zur Bühne, die pompösen Bauten zur wundervollen Kulisse. Unter freiem Himmel finden Konzerte, Filmvorführungen und Theateraufführungen statt (s. Tagespresse). Auf den Straßen unterhalten Gaukler und Musiker die Bummler bei ihren Streifzügen zu später Stunde. Nach der Hitze des Tages erwachen die Römer in den kurzen Nächten zu neuem Leben.