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Corso

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Name aus Leidenschaft für Pferderennen

Flaniermeile und Geschäftsstraße - Modeboutiquen und Jeansläden

Die für Rom so untypische, schnurgerade Ausrichtung der Nord-Süd-Achse zwischen Piazza del Popolo und Piazza Venezia veranlaßte Papst Paul II. im 15. Jahrhundert – nicht zuletzt seiner Leidenschaft für Pferderennen willen. Und ihren Namen bezog die Via del Corso eben von diesen Rennen – den »corse di cavallo«. Die Renaissance- und Rokokopaläste jener Zeit hat mittlerweile der Ruß bis zur Unkenntlichkeit geschwärzt, doch das tat Roms Flaniermeile Nummer eins keinen Abbruch. Die eineinhalb Kilometer lange Geschäftsstraße wird vor allem von kleinen Modeboutiquen und Jeansläden gesäumt, die sich von den Geschäften der Edelschneider in den kleinen Seitenstraßen in Richtung Spanische Treppe durch erschwingliche Preise abheben. Teuerste Adresse fürs Shopping ist wohl die Via Condotti, gleich gefolgt von der Via Frattina, Via Borgognona und Via delle Carrozze. Hier ist alles vertreten, was am italienischen Mode-Olymp Rang und Namen hat: Armani, Trussardi, Gucci, Versace, Fendi, Valentino ...

Im Norden mündet »der Corso«, wie die Römer sagen, auf das weite Oval der Piazza del Popolo mit dem Obelisken in der Mitte und drei Marienkirchen an den Rändern. Einen Besuch lohnt S. Maria del Popolo neben dem Stadttor. Hier sind neben künstlerisch wertvollen Grabmälern und Fresken auch zwei berühmte Tafelbilder von Caravaggio zu bewundern (»Bekehrung des Paulus« und »Kreuzigung des Petrus«).

Parallel zum Corso verläuft auf der rechten Seite die Via Ripetta, die zum zypressenumstandenen Prunkgrab (Durchmesser 87 Meter) von Kaiser Augustus führt, dem Mausoleo d´Augusto. Daneben liegt am Tiberufer der Friedensaltar Ara Pacis Augustae. Der römische Senat ließ ihn 9 v. Chr. errichten, um Kaiser Augustus nach blutigen Kriegen für den lang ersehnten Frieden zu danken. Der Altar war über Jahrhunderte verschollen und wurde erst 1937 wieder neu zusammengesetzt. Heute schützt ein moderner Glasbau das Meisterwerk römischer Bildhauerkunst.

Schlägt man dagegen von der Piazza del Popolo die elegante Via del Babuino ein, gelangt man, vorbei an herrschaftlichen Palästen und luxuriösen Antiquitätengeschäften, gleich zur Spanischen Treppe. Ihren Namen bezieht die Edelgasse von einer kleinen Skulptur, dem Babuino in Höhe der Nr. 51. Sie gehörte über Jahrhunderte zu jenen »sprechenden« Statuen, durch die das Volk die päpstliche Obrigkeit verspottete. Man behängte sie mit satirischen Zettelchen. Die anderen sind die Statuen des Pasquino, Piazza Pasquino, ferner Madame Lucrezia und Abate Luigi.

Die weltberühmte Treppe hinauf zur französischen Nationalkirche Trinità dei Monti ist ein Werk des Architekten Francesco de Sanctis (1723-25). Einen Tag lang steigen die Starmannequins der italienischen Stilisten die Stufen der pompösen Freilichtbühne aus Anlaß der traditionellen Moden schau auf und ab – den Rest des Jahres dient der grandiose Aufgang der internationalen Jugendszene als Treff.

Am südlichen Ende des Corso liegt schließlich die verkehrsreiche Piazza Venezia; mit dem gleichnamigen Renaissance-Palast auf der rechten Seite. Beherrscht wird der Platz durch den hoch aufragenden Vaterlandsaltar, mit dem patriotische Politiker Anfang des Jahrhunderts der 1870 erlangten Einheit Italiens ein Denkmal setzen ließen – und die Ewige Stadt verschandelten, wie viele Römer heute hinzufügen. Hinter dem kalten Kalksteinklotz versteckt sich die graziöseste Piazza Roms – das Kapitol. Die Entwürfe für den Renaissance-Hügel und seine Paläste, Sitz der Kapitolinischen Museen und des Rathauses, zeichnete Michelangelo 1536 (s. Kap. »Glanz der Renaissance«). Neben den majestätischen Stufen zum Kapitol führt die steile »Himmelsleiter« hinauf zu der ehrwürdigen Basilika S. Maria in Aracoeli aus dem 13. Jahrhundert.

Anfang 1994 wurde die meistverehrte Statue des Jesuskindes in Rom, das »Bambinello«, aus der Kirche gestohlen. Der Legende nach wurde die Skulptur von einem Mönch in Jerusalem geschaffen, und zwar aus dem Holz eines Ölbaumes aus dem Garten Gethsemane. Auf dem Wege nach Italien kenterte das Schiff, aber das Bambinello konnte sich auf wundersame Weise retten. In Rom wurde die Statue bald Objekt der Verehrung, ein Symbol des Volksglaubens. Unzählige Pilger stiegen die steile, 124 Stufen zählende Treppe zur Aracoeli-Kirche hinauf. Die Treppe stiftete das römische Volk 1348 der Madonna von Aracoeli aus Dank vor Errettung von der Pest. Im Jahre 1798 wurde die Figur schon einmal gestohlen, von einem französischen Soldaten. Damals zahlte ein ebenso frommer wie reicher Römer Lösegeld, und das Bambinello kehrte zurück.