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Palatin

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Schandtaten Mussolinis

Kaiserforen von Augustus, Caesar und Trajan

Siegessäule, Ehrensäule und Kolosseum

Die Verbindungsachse zwischen Piazza Venezia und Kolosseum gehört übrigens zu den städtebaulichen Schandtaten Mussolinis, der in den dreißiger Jahren einen Streifen der Foren zuschütten ließ und die Trasse mitten durch eines der wertvollsten archäologischen Gelände der Welt planierte.

Ludwig Curtius, 1928-1983 Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts, das sich bis zum Zweiten Weltkrieg auf dem Kapitol befand, schildert in »Deutsche und die antike Welt« folgende Episode:

»Das Interesse des Duce an unserer archäologischen Erforschung war nur politisch und äußerlich. Es wäre leicht gewesen, bei dem Bau jener Straße die heute noch unter der Erde liegenden Teile des Forums des Julius Cäsar und jenes des Trajan auszugraben und die Straße als Brücke über sie hinwegzuführen. Aber der Diktator, dem es nur auf die nächste Demonstration seiner Macht ankam, drängte zur Eile, und die Ausgrabung blieb stecken. Als er die damalige Via dei Trionfi eröffnete, die vom Kolosseum unterhalb des Palatin zum Zirkus Maximus führt, fiel ihm ein vor dem Konstantinsbogen stehender, unscheinbarer spitzer Kegel aus Backsteinen auf, der die Straßenachse störte. Er befahl kurzerhand, ihn wegzuräumen, was sofort geschah. Niemand in seiner Umgebung hatte den Mut, ihm zu sagen, dass das Mauerwerk der Rest der berühmten Meta Sudans, des Domitian war, den die Jahrhunderte hatten bestehen lassen.«

Rund um das Forum Romanum gruppieren sich die Kaiserforen von Vespasian, Nerva, Augustus, Caesar und Trajan, in die sich später mittelalterliche Bauten hineinschoben und die Mussolinis Straße auch teils begrub. Zu den besterhaltenen Bauwerken zählt, dank mehrfacher Restaurierungen, die achtunddreißig Meter hohe Siegessäule Trajans, unter dessen Herrschaft das Römische Reich seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Sie ragt im Nordosten der Anlage empor. Ein zweihundert Meter langes, spiralförmig ansteigendes Reliefband bildet Szenen der, von Trajan gegen die Daker Anfang des 2. Jahrhunderts geführten, Kriege ab. Eine feine Bildersprache und unglaublicher Detailreichtum zeichnen das Bildhauerwerk aus. Auf 511 Quadratmetern wurden über zweitausendfünfhundert Figuren aus dem Marmor gemeißelt. Ein Teleobjektiv ist hier von Nutzen.

Zwei Generationen später, ab 176 n. Chr., schuf man eine Ehrensäulefür Kaiser Mark Aurel. Sie erhebt sich auf der Piazza Colonna, auf halber Höhe der Via del Corso. Das Marmorrelief stellt die Kriege gegen Germanen und Sarmaten dar und gewährt genauen Aufschluß über Kampfgerät und Techniken, Uniformen und Sitten zu Zeiten Mark Aurels. An der nördlichen Platzseite liegt übrigens der Palazzo Chigi, Amtssitz des italienischen Regierungschefs. Daran schließt sich links der Palazzo di Montecitorio an, die Abgeordnetenkammer des Parlaments.

Das Kolosseum ist das Wahrzeichen Roms. Die ursprüngliche Form des »Amphitheaters der Flavier«, so hieß die Spielstätte bis ins Mittelalter, ist unschwer vorstellbar, denn es gehört zu den besterhaltenen Überresten der römischen Antike. Das Kolosseum ist das gewaltigste geschlossene Bauwerk dieser reichen Architekturepoche und zugleich eine technische Meisterleistung: in Minutenschnelle konnten rund fünfzigtausend Zuschauer von ihren Plätzen über die zahlreichen, geschickt angelegten Ausgänge das Oval verlassen. Der Fußboden der Arena ist eingebrochen, so dass die Mauern der unterirdischen Tierkäfige, der Umkleidekabinen und Vorbereitungsräume der Gladiatoren heute freiliegen.

Das Amphitheater wurde von Kaiser Titus im Jahr 80 mit hunderttägigen Festspielen eröffnet. Den römischen Herrschern war nicht verborgen geblieben, dass sie sich mit Unterhaltung, Vergnügen und Massenveranstaltungen die Gunst des Volkes sichern konnten. »Panem et circenses« nannte der römische Satiriker Juvenal diese Machtsicherungsstrategie: »Brot und Zirkusspiele«.