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Architektur

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Die Renaissance als Bühne päpstlicher Prachtentfaltung

Pompöser Barock des 17. Jahrhunderts

Campo de´ Fiori - Herz der römischen Wiedergeburt

Die Verlegung der päpstlichen Residenz ins französische Avignon 1309 besiegelte zunächst den tausendjährigen Niedergang Roms. Die Einwohnerzahl war im 14. Jahrhundert auf siebzehntausend Personen zusammengeschrumpft, die Stadt verödet, Kühe und Ziegen weideten auf Forum und Kapitol. Mit Rückkehr der Päpste aus dem Exil hebt die Renaissance an, und mit der Wiedergeburt der Trümmersiedlung beginnt um 1500 eine neue Blütezeit der Ewigen Stadt. Es folgten zweihundert Jahre, in denen überragende Könner die Kunst erneuerten und Rom ein prächtiges Antlitz verliehen. Die Herren des Kirchenstaates scharten so geniale und miteinander wetteifernde Künstler wie Bramante, Michelangelo und Raffael, bald darauf Bernini und Borromini, um sich. Renaissance und Barock haben aus der malariaverseuchten Provinzstadt Rom, für alle Augen sichtbar, den Mittelpunkt der christlichen Welt geschaffen. Die Bühne päpstlicher Prachtentfaltung verschlang ungeheure Summen – Ablaß- und Reliquienhandel, Ämter- und Pfründenkauf in aller Welt mußten denn auch helfen, die römische Kasse zu füllen. Die eleganten Renaissancebauten treten heute oft hinter dem pompösen Barock des 17. Jahrhunderts zurück, der Roms Stadtbild mehr als andere anderen Epochen prägt. Lassen wir uns davon nicht blenden und werfen wir einige Blicke auf die Meisterwerke der Renaissance, jener Wiederentdeckung griechischer Kunstformen, der die schönsten Winkel Roms ihr heiteres Fluidum verdanken.

Als Juwel und Musterbeispiel vollkommener Renaissance-Architektur gilt der Tempietto del Bramante, der »Kleine Tempel des Baumeisters Bramante«, im Innenhof des Franziskanerklosters neben San Pietro in Montorio auf dem Gianicolo-Hügel. Ein meisterhafter Rückgriff auf antike Bauweise: Ausgewogenheit, Symmetrie und geometrische Gliederung verleihen dem an die Kreuzigung des Apostels Petrus erinnernden Tempel höchste Harmonie.

Wenige Schritte entfernt, unten am Tiber, an der Via della Lungara, liegt die Villa Farnesina, die den luxuriösen Rahmen für die Bankette der mächtigsten Persönlichkeiten des Kirchenstaates abgab. Sitte der erlesenen Gäste war es, das benutzte Silbergeschirr unversehens in den vorbeifließenden Tiber zu schleudern. Die Gastgeber behalfen sich schließlich mit einem feinen Netz, das das kostbare Tafelservice auffing. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts von Peruzzi erbaut, ist der Gartenpalast vor allem für seine wertvollen Ausschmückungen berühmt: die Wände der Gartenloggia werden von Raffaels Darstellung des Mythos von »Amor und Psyche« geschmückt, unter den Fresken des »Saales der Galatea« befindet sich Raffaels »Triumph der Nymphe Galatea« und illusionistische Malereien bedecken den »Perspektivensaal«. Leider ist das Innere des Palastes nicht zu besichtigen. Gegenüber liegt der Palazzo Corsini aus dem 15. Jahrhundert, der den Fürsten Torlonia gehört hatte und in dem später die schwedische Königin Christine nach ihrem Thronverzicht und dem Übertritt zum katholischen Glauben residierte. Sie sammelte hier im 17. Jahrhundert Künstler und Wissenschaftler in der Gesellschaft der Arkadier um sich, der ein Jahrhundert später auch Goethe beitreten sollte.

Über die Ponte Mazzini stoßen wir ins Herz der römischen Renaissance rund um den Campo de´ Fiori vor. Mit dem Aufschwung Roms in der Renaissance verschob sich die Stadtmitte hierhin ins Tiberknie. Entlang der vornehmen Via Giulia, im 16. Jahrhundert prächtige Hauptstraße Roms, gelangt man zur Rückseite des Palazzo Farnese – wo ein Bogen die enge Straße überspannt. Die Vorderfront zeigt auf die Piazza Farnese. Der Stadtpalast des Kardinals Farnese, später Papst Paul III, ist einer der schönsten Renaissancepaläste Roms. Wieder herrschen schlichte geometrische Formen und eine vollkommene Harmonie vor. Der Innenhof ist ganz nach antikem Vorbild aus dorischen, ionischen und korinthischen Säulen errichtet. Der Bau wurde 1514 von Antonio da Sangallo begonnen, von Michelangelo fortgeführt und schließlich siebzig Jahre später von Giacomo della Porta vollendet. Auch die sich auf die Antike besinnenden Renaissancebaumeister schreckten übrigens nicht vor der Plünderung der Kunstschätze des Römischen Kaiserreichs zurück – die Architekten Farneses bedienten sich am Kolosseum, aus dem sie massive Steinblöcke herausbrechen und wegschaffen ließen.

Heute ist der Palazzo Farnese Sitz der französischen Botschaft, somit sind auch die berühmten Carracci-Fresken nicht zu besichtigen. Einen Eindruck von der prächtigen Ausstattung der zwanzig Meter langen Galerie erhält, wer abends aus dem Dunkel des Platzes in den hell erleuchteten Saal im ersten Stock hinaufblickt.