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Horribles

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Die schmutzige Wäsche

1996: Noch mehr Horribiles für die Royals

Nach 1992 kehrt kaum noch Ruhe in Buckingham ein, doch extra-horribel wird das Jahr 1996. Erstmals ruft eine Königin den Beschwerdeausschuss der Presse an, da Business Age ihr Vermögen auf 1,25 Milliarden £ schätzt. Elisabeth bestreitet, dass Residenzen und Kunstschätze zu ihrem Privatvermögen zählen; diese Werte verwalte sie nur treuhänderisch. Macht aber nichts, denn als Krösus ermittelt BA ja einen Anderen: den Soho-Proleten Paul Raymond, der mit Nachtbars und Pornovideos angeblich 1,5 Milliarden £ verdient hat.

Zum 70. Geburtstag der Königin erscheint 1996 ein Buch von Sarah Bradford mit Details über ihre anfänglich stürmische Ehe mit Philipp. Dem Prinz werden mehrere Affären nachgesagt; Dementi sind zwecklos.

Im Aug legt anlässlich des Quebec-Referendums in Kanada ein Radiomoderator die Queen herein. Als „Ministerpräsident Jean Chretien“ plaudert er 20 min mit ihr und sichert sich ihre Unterstützung gegen eine Loslösung Quebecs.

Auch Diana plaudert, und zwar im 3 Std-Interview über ihre Ehe und andere Unappetitlichkeiten; danach steht das Königshaus in Umfragen schlechter da als je zuvor. In Oslo wirbt eine Kondomeria mit Dianas Bild im Hochzeitskleid: „Es ist schwer, jemandem anzusehen, ob er Sex mit wechselnden Partnern hatte. Das passiert in den besten Familien.“ Im Dez stimmt die Prinzessin der von der Königin vorgeschlagenen Scheidung zu, fordert aber einen Posten, der „ihrer Stellung“ entspreche. Bevor der gefunden ist, stirbt Diana am 30. Aug 1997 mit ihrem aktuellen lover Dodi Al-Fayed bei einem Autounfall in Paris.

In memoriam: Die Queen Mum der Herzen

England liebte sie, die Königinmutter (1900-2002) mit ihrer Schwäche für bunte Farben, schnelle Pferde und guten Sherry. Mit 95 Jahren unterzog sie sich noch einer Hüftgelenksoperation und verließ kurz darauf am Stock, aber ohne Hilfe das Krankenhaus. Als sie am 30. März 2002 starb, nahmen 100.000 Menschen in Westminster Hall von ihr Abschied; sie mussten bis zu 12 Std warten, um zum Sarg zu gelangen.

Dass sie eines Tages ins Rampenlicht geriete, war nie vorgesehen. Geboren wird Elisabeth Angela Bowes-Lyon als Tochter eines schottischen Grafen in Königin Viktorias letztem Lebensjahr. In Petersburg regiert zu dieser Zeit Zar Nikolaus II., in Berlin Kaiser Wilhelm II. und in Washington Präsident McKinley. In Paris stirbt Oscar Wilde in Schande, in Rom erlebt Puccini die Uraufführung der Tosca und in Brighton werben Hotels mit „überall elektrisches Licht“. Als Elizabeth 1923 Georg Albert ehelicht, einen Enkel Viktorias, stellt sich das Paar auf ein Leben in Luxus und Ruhe ein.

Doch dann muss „Bertie“ 1936 auf den Thron, weil sein Bruder Eduard aus Liebe zur geschiedenen Wallis Simpson abdankt. Bertie, nunmehr Georg VI., hat Angst vor öffentlichen Auftritten, er stottert und raucht zuviel. Nie wird die spätere Queen Mom dem Rücktritts-Ede und seiner Frau verzeihen, dass deren Glück ihren Bertie mit Königsbürde, Stress und Qualm schon 1952, also zu früh ins Grab bringt. Ihre öffentliche Wertschätzung beginnt im blitz, als sie sich weigert, die Töchter nach Kanada zu schicken:

Die Prinzessinnen verlassen das Land nur, wenn ich es verlasse. Ich verlasse es nicht ohne den König. Und der König verlässt es unter keinen Umständen.

Als eine Bombe in Buckingham einschlägt, besucht sie anderntags wie oft zuvor das schwerer heimgesuchte East End. Auch dem König kommt die sprichwörtliche Knausrigkeit der Windsors nun zugute: 1940-45 zeigt sich Georg VI. mit seinem Volke solidarisch und lässt nur Kriegsrationen und Dosenfleisch (spam) auftischen. Zudem bringt er an Badewannen Markierungen an, die das warme Wasser auf asketische 15 cm beschränken.