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Middlesex

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Middlesex

Brentford und Isleworth

Hier greift Londons Expansionswut in die Grafschaft Middlesex. Keiner der Vor-Vororte muss als Schönheit gelten, doch jeder bekam einen beachtlichen Aristokratensitz ab. Die teils umständliche Anfahrt lohnt nur für Liebhaber des Themas, aber immerhin: man entkommt den Touristenmassen.

Kew Bridge Steam Museum Green Dragon Lane, Brentford, T. 8568 4757. www.kbsm.org. Bus 65/237/267 ab U Gunnersbury (Zone 3), oder Bhf Kew Bridge. Tgl. 11-17h. Eintritt 6,50/5 € (Sa-So 8/6,50 €), Kind (0-15) frei.
In der restaurierten viktorianischen Pumpstation (19. Jh.) am Fluss geht es um Nutzung und Verschwendung des wichtigsten Gutes, nicht nur in London: Wasser. Rasselt es noch im Ohr, wie viele Epidemien (siehe Geschichte) das verdreckte Themsewasser im Mittelalter auslöste? Dann kann der Rundgang durchs Klärwerk nicht schaden. Jeden Sa/So 15h begibt sich einer der größten Strahlenmotoren der Welt, die Cornish Beam Engine von 1845, auf Wanderschaft – beeindruckend!

Musical Museum 368 High St, Brentford, T. 8560 8108. www.musicalmuseum.co.uk. Apr-Okt Sa/So 14-17h. Eintritt 5/4 €.
Frank Holland war ein Original, das die Queen zum Member of the British Empire erhob. Sein skurriles „Museum“ mechanischer Instrumente war bis 1974 eine Kirche, die er aufkaufte, um sie vor dem Verfall zu retten. Zu dessen Raritäten zählen alte Wurlitzer-Orgeln, und jeden Sa/So leiten Freiwillige kurzweilige 90 min-Führungen. Seit Hollands Tod 2003 steht das Museum aber immer wieder auf der Kippe; im Jahre 2005 blieb es durchgehend geschlossen.

Syon House Syon Park, Brentford, T. 8560 0881. www.syonpark.co.uk. Bus 237/267 ab U Gunnersbury (Zone 3), oder Bhf Syon Lane. Haus März-Okt Mi/Do/So 11-17h, Park ganzjährig tgl. 10.30h bis Sonnenuntergang. Eintritt Haus & Park inkl. Audioguide 11/10 €, Familie 25 €; nur Park 5,50/4 €, Familie 14 €. Führung frei, auf Anfrage.
Vom stattlichen Landhaus am Themseufer zog 1554 Lady Jane Grey aus, um den Thron zu besteigen. Nach neun Tagen wurde er ihr von Maria der Katholischen wieder entrissen, was Fräulein Jane mit Haupt und Leben büßte (siehe Tower).

Dagegen hielten sich die Ambitionen des Herzogs von Northumberland 1761 im Rahmen: Er wollte den Sitz seiner Familie (seit 1517) etwas aufpolieren. Diesem Wunsch ward der geniale Robert Adam gerecht, indem er ein Tudorkloster nachbildete, mit Eichenpaneelen, schwelgerischem Mobiliar und pseudo-römischen Skulpturen. Die Damenräume tragen pink-violette Pastelltöne, für die Gemälde sorgten mal wieder Gainsborough, Reynolds, van Dyck und Konsorten. Das Ganze wäre herrlich anzuschauen, wenn Northumberlands Nachfahren, die Syon weiterhin als Londoner Residenz nutzen, ihren Besuchern nicht so beherzt in die Tasche griffen.

Unklar ist dagegen die Zukunft des Parks, den der unverwüstliche „Capability“ Brown mit künstlichem See, Konservatorium, Wintergarten und Schmetterlingshaus ausgestattet hat. Teilweise wird er wohl in den Anlagen um ein neu zu errichtendes Landhotel aufgehen.

Syon House: Die Rache der Bridgettiner?

Einst stand an dieser Stelle die Abtei des Bridgettinerordens, gegründet vom Mystiker St Bridget. Ihr Name war dem Berg Zion im Sinai entlehnt. Bei der Auflösung der Klöster 1536 ging Heinrich VIII. auch hier nicht zimperlich um. Seine fünfte Frau, Catherine Howard, musste die Wochen vor ihrer Hinrichtung 1542 auf Syon verbringen. Als der König nun nach seinem Tod 1547 nach Windsor überführt wurde, legte der Trauerzug im Syon House eine Ruhepause ein. Nachts sprang aus ungeklärten Gründen der Sarg auf, und die Wachhunde konnten sich ausgiebig an der Leiche laben. Keine nette Geschichte. Das erfordert eher Rache.

Osterley House Off Jersey Rd, Isleworth, T. 8232 5050. www.nationaltrust.org.uk. 900m nö von U Osterley (Zone 4), über Great West Rd. Haus Apr-Nov Mi-So 13-16.30h, Park ganzjährig tgl. 9-19h. Eintritt 7 €, Kind (5-15) 3,50 €, Familie 17 €. Park frei.
Errichtet 1575 im reizenden 120-Hektar-Park, war Osterley das Sommerrefugium des Börsengründers Thomas Gresham, bis es 1761-80 wiederum Robert Adam in die Finger bekam. Er wiederholte seine Syon-Masche: Spare nicht an Ornamenten, Statuen, Wandgemälden, und der Dank späterer Touristen wird Dir ewig nachschleichen! Unerwartete Akzente setzen dazu ein Etruskischer Salon und die Jersey Galleries mit zeitgenössischer Kunst. Wer dabei ist, lasse nicht die Grand Stables im Tudorstil aus.