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Chiswick

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W4: Chiswick

Wunderwaffe“ der Nazis

Renaissance der Malerei: William Hogarth

U Turnham Green (Zone 2/3).

Sprich: Tschiss- ick (stimmhaftes s).

Die Reihe berühmter Riverside-Pubs muss sich Chiswick noch mit Hammersmith teilen. Die Herrensitze hat der noble borough dann für sich allein. Die 1,8 km lange Chiswick Mall, bis zur St Nicholas Church (19. Jh.) mit Hogarth-Gedenkstein, nimmt unter den Uferplätzen der Themse einen Spitzenrang ein.

In Chiswick schlug 1944 die erste V2-Rakete („Wunderwaffe“) der Nazis ein. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes, im Mai 2005, pflanzten nun drei Bewohner Chiswicks zum Zeichen der Versöhnung einen Kirschbaum in Peenemünde auf der Insel Usedom. In der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Peenemünde war die V“ entwickelt worden.

Chiswick House Burlington Lane, W4, T. 8995 0508. www.english-heritage.org.uk. Bus E3 von U Turnham Green bis Edensor Rd. Apr-Okt Mi-So 10-17h, Sa -14h, Nov-März geschlossen. Eintritt 6/4,50 €, Kind (5-16) 3 €, mit EH Pass frei. Audioguide frei.

Dieses Prachtexemplar einer Herrschaftsvilla entwarf 1725 Richard Boyle, der dritte Earl of Burlington (1694-1753), nachdem er auf einer Italienreise Palladios Schülern lange genug auf den Griffel geschaut hatte. Heraus kam ein klassisch-harmonischer Bau mit mächtigem Portikus, korinthischen Säulen und achteckigem Dom. Burlington war davon so angetan, dass er prompt seine Kunstsammlung samt Hausbibliothek hierher verlegte und allsommerlich rauschende Feste für die Sahneschicht von Londons society gab. Vom Prunkdekor blieb viel erhalten, die Grandezza des Obergeschosses raubt dem Betrachter den Atem, während die römischen Gärten vor Statuen, Obelisken, Kaskaden und Seenischen schier platzen.

Hogarth´s House Hogarth Lane, Great West Rd, W4, T. 8994 6757. U Turnham Green (Zone 2/3). Di-Fr 13-17h, Sa/So -18h, Nov-März eine Std kürzer, Jan geschlossen. Eintritt frei, 2 € Spende üblich.

Bitte keine Vergleiche mit dem opulenten Fast-Nachbarn: Dies war keine Spielwiese für Aristokraten, sondern die Heimstatt eines begnadeten Spötters und Genies. Um 1750 begründete William Hogarth (1697-1764) die Renaissance britischer Malerei, die seit 1600 im Nachahmen niederländischer Werke erstarrt war. Erst sein kraftvolles Oeuvre hauchte ihr neues Leben ein. Der gelernte Kupferstecher malte nicht nur beißende Satiren auf seine Gesellschaft, er trug auch schreibend („Analyse der Schönheit“, 1735) zur Reform des Geschmacks bei.

In diesem unscheinbaren Haus nun verbrachte Hogarth die letzten 15 Lebensjahre. Von seinem Mobiliar blieb herzlich wenig übrig, doch die Wände hängen voll seiner Stiche und Bilder. (Der hiesige Rake´s Progress ist nur eine Kopie jener berühmten Karikaturenserie, deren Original sich in Sir John Soane´s Museum befindet.)