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Knast

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London Dungeon

28-34 Tooley St, SE1, T. 7403 7221. www.thedungeons.com. 100m östl. von U London Bridge. Tgl. 10-19.30h, Apr-Juni & Sep-Nov 10-17.30h, Nov-Apr 10.30-17h. Eintritt 28/24 €, Kind (5-14, nur in Begleitung Erwachsener) 22 €.

Wollten Sie immer schon einer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen, einer Vierteilung oder einer netten kleinen Folter beiwohnen? Einen Lepra- oder Pestkranken aus der Nähe besehen? Hier erlebt jeder noch ganz andere, mindestens so grauslige Etappen britischer Geschichte. „Blut und Schleim, Tortur und Terror“ verspricht der Dungeon, und dank arg wirklichkeitsgetreuer Darstellung verlässt ihn sogar manch ein Horrorfan blässlich. Der Schrecken hat damit aber noch kein Ende: Im Dungeon-Shop gibt es abgetrennte Finger, tropfende Blutkonserven usw., und im Café kostet ein Matsch-Burger mit Pommes 6 €.

SadoMaso. Nutzen Sie den Vorverkauf im Southwark Info Centre oder buchen Sie online (pro Karte minus 1,50 €), da die Warteschlange im Juli/Aug lang wird, trotz des SM-tauglichen Preises. Masochisten lassen sich unter der Guillotine photographieren, Sadisten können den Dungeon abends für Privatfeiern mieten.

Dungeon: Heute schon gefrühstückt?

Besser nicht! Zu den Kostproben mittelalterlichen Vergnügens zwischen Great Fire, Jack the Ripper und Henkersecke gehört jene Jammergestalt hinter Eisengittern, die, auf einen glühenden Rost gekettet, mit verzerrtem Gesicht auf ihr Gedärm stiert, das aus dem Bauch quillt und über der Glut schmort. Es handelt sich um David, Prinz von Wales, derart hingerichtet 1283 wegen seines Widerstandes gegen Eduard I.. Ferner begegnen wir schartigen Zangen, mit denen Gesäß & Brüste vom Leib gerissen wurden; Knochenbrechgeräten, Daumenschrauben, Brandeisen und dem „eisernen Kamm“, der dem heiligen Georg das Fleisch vom Körper schabte. Rar gesät sind subtilere Szenen, etwa die Schlussworte der Anne Boleyn, bevor ihr schönes Haupt per Säbel (nicht wie bei Kriminellen per Axt) vom schmalen Leib getrennt wurde. Aus Sorge vor Racheakten war eigens ein Henker aus Calais herangeschafft worden.

Britain at War Experience 64-66 Tooley St, SE1, T. 7403 3171. www.britainatwar.co.uk. 250m östl. von U London Bridge. Tgl. 10-17.30h, Okt-März -16.30h. Eintritt 13/8,50 €, Kind (5-15) 7 €, Familie 27 €. Rabatt 20% mit Voucher von der Webseite.

Mehr Zeter & Mordio? Ja, aber anders. Während HMS Belfast und Dungeon die „Kunst“ des Leidzufügens darstellen, kümmert sich dieses kleine Museum um diejenigen, die namen- und wehrlos Leid erfuhren: Londons Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Ein Fahrstuhl führt hinab in den nüchternen Nachbau eines U-Bahnhofs, der 1940/41 als Bunker diente. Man sieht echte Bomben, Zeitungen mit Kriegsberichten, Kupons für rationierte Lebensmittel, Etagenbetten, Urnen, aber auch, wie ideenreich Frauen mit der Kleiderknappheit umgingen. Über Volksempfänger laufen berühmte Reden, von Churchill bis Hitler. Im Luftschutzbunker wird Sirenengeheul und Bombergedröhne eingespielt, und am Ende muss man durch rauchende Trümmer eines zerbombten Geschäftes, in dem noch nach Opfern gesucht wird.

Old Operating Theatre, Museum & Herb Garret

9a St Thomas´s St, SE1, T. 7955 4791. www.thegarret.org.uk. 250m südl. von U London Bridge. Jan-Mitte Dez tgl. 10.30-17h. Eintritt 7/5 €, Kind (6-16) 4 €, Familie 17 €.

Es ist gar nicht lange her, da hieß die Therapie für eingewachsene Zehennägel Amputation, und nachts zogen Leichenfledderer durch Southwark. Hier steht ein Überbleibsel jener Tage. 1956 wurde der Operationssaal des ersten St Thomas´s Hospitals entdeckt und stilgerecht im Turm der mittelalterlich wirkenden St Thomas Church (1703) installiert. Bereits der Zugang über die hölzerne Wendeltreppe erweckt mulmige Gefühle, die die Dachkammer mit Heilkräutern (herb garret) nur besänftigt, wenn man die Schaugläser daneben ignoriert. Liebevoll wird erläutert, welches Pflänzchen für welches Leiden vorgesehen war. Der OP selbst wirkt tatsächlich wie ein Theater mit Stehplätzen und gelangt neuerdings auch wieder zu seinem Recht: Die Website verrät Termine der regelmäßigen Vorträge und chirurgischen Vorführungen.

OP-Saal von 1650

Um den Holztisch lag Sägemehl, damit Körperflüssigkeiten und weggeschnittene Organe nicht den Boden besudelten. Laut zeitgenössischen Berichten trugen die Chirurgen Kittel, die vor lauter eingetrocknetem Blut und Exkrementen schon steif waren und entsprechend rochen. In der gespenstischen Stille meint man die Schreie der unbetäubten Patientin zu vernehmen, während Studenten die Köpfe über dem Opfer zusammenstecken. Die reizende Ausstellung umfasst auch abgeschnürte Leistenbrüche, Amputationsmesser, Zangen und Beißhölzer. Ideal für Fastenkuren.