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Kriegsmuseum

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War Museum

Krieg? Aber bitte nicht schmutzig!

In die Schlagzeilen geriet das Museum 1994, weil es ein Gemälde Peter Howsonds partout nicht haben wollte. Dieser wurde nach IWM-Tradition als Kriegsmaler nach Bosnien gesandt. Als Howsond zurückkehrte, enthielt seine Mappe auch das Werk Croatian & Muslim, das zwei Männer darstellt, die eine Muslimin auf einer Kloschüssel vergewaltigen. Die Museumsleitung lehnte es ab und zog der brutalen Szene Werke vordergründig friedlichen Inhalts vor, darunter Cleansed („Gesäubert“), auf dem bosnische Bauern vor einer Dorfkulisse kauern. Zur Begründung hieß es, man wolle nur Bilder von Ereignissen kaufen, die die Künstler selbst erlebt hatten.

Notabene: Das Museum besitzt etwa 12.000 Schlachtengemälde aus fünf Jahrhunderten. Zahllose Werke aus dem 17./18. Jh. stellen Schlachten der alten Perser, Griechen oder Römer dar.

Was sagt uns ... Bedlam?

Von der Nervenheilanstalt St Mary of Bethlehem (eröffnet 1815), die das IWM-Gebäude bis 1930 besetzte, rührt der Ausdruck that´s bedlam her: „Das ist völlig verrückt, ein Irrenhaus.“

Imperial War Museum Lambeth Rd, SE1, T. 7416 5320. www.iwm.org.uk. 400m sö von U Lambeth North. Tgl. 10-18h. Eintritt frei. Audioguide (1¾ Std) 5/4 €.

Berühmt ist das sechsgeschossige (!) Museum für die naturalistische Darstellung der Weltkriege und anderer britischer Militäroperationen seit 1914. Eindrucksvoll gelang die „Westfront 1914-18“: Kampfgeschrei, Explosionen, das Stöhnen der Verwundeten, der traumatische Alltag eines Infanteristen im Schützengraben an der Somme-Front, ein 25m-Periskop der Deutschen, um zu beobachten, ob es dem Gegner genauso dreckig geht. Diese Trench Experience verzichtet auf Effekthascherei, was die Sache nicht angenehmer macht.

Zwar gerät der Zweite Weltkrieg arg in die Nähe eines Duells zwischen GB und Nazi-Deutschland. Doch die Filme und Dokumente der Blitz Experience sprechen für sich. So wird in einem „Luftschutzbunker“ die allnächtliche Bombardierung Londons simuliert, inklusive Bombenlärm und Pulvergestank. Die deutsche V2 (1944) wurde zwar zur Mutter aller ballistischen Raketen, aber keineswegs zur von den Nazis propagierten kriegsentscheidenden Wunderwaffe. Anhand der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma erlebt man mit, wie englische Mathematiker auch diesen Code knackten. Überhaupt nimmt der Bereich Secret War über britische Spionage seit 1909 eine wichtige Rolle im IWM ein.

In Conflicts Since 1945 wurde Hurra-Patriotismus nach den Golfkriegen (große Sektion) behutsam durch soziale Aspekte des Krieges ergänzt. Jenseits heroischer Schlachtengemälde geht es da auch um Hunger & Armut, Kriegsrollen von Frauen, Heimatfront, Todesangst und Propaganda. Einen Sonderbereich über zwei Etagen nimmt seit 2000 die Holocaust Experience ein.

Ein Jahr zuvor hatte der Dalai Lama einen tibetanischen Peace Garden vor dem Museum eingeweiht. Nach dem Blick auf die Polaris-Rakete im riesigen Atrium wünscht man mehr denn je, sein Motto würde weltweit verwirklicht. Übrigens feierte das IWM 1989 Neueröffnung in einem Ex-Irrenhaus. Passend, ist es nicht?