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Parks und Gemäuer

Queen´s House

Romney Rd, SE10, T. 8858 4422. www.nmm.ac.uk. Tgl. 10-17h. Eintritt frei.

Was östl. vom NMM zwischen zwei Säulengängen so wichtig tut, ist nichts weniger als der Einbruch der Klassik auf die Insel. Von der Gattin Jakobs I., Anne von Dänemark, 1616 mit dem Bau beauftragt, nahm Inigo Jones (1573-1652) als erster Brite Einflüsse von Palladio auf. Er hauchte ihnen aber jene Zierlichkeit ein, die Königin Henriette Maria so bejubelte, als das Queen´s House 1635 endlich fertiggestellt war. Ihren Gemahl Karl I. überredete sie gar zum Umzug. Dass seine Absenz von Westminster dem Zusammenhalt von Karls Kopf und Rumpf nicht förderlich war, steht auf einem späteren Blatt.

Im Inneren macht die Great Hall, von der fast alle Räume abgehen, mit der NMM-Kunstsammlung inklusive Hogarth und Gainsborough einiges her (Deckengemälde und Möbel wurden im 18. Jh. durch Kopien ersetzt). Dazu zeigt A Sea of Faces 130 Porträts von Kapitänen und Schiffseignern. Seit 1990 ist das Queen´s House wieder zugänglich: hübsch und ein bisschen langweilig.

Sinn und Sinnlichkeit. Wer sich des Pompsaales in Ang Lees Verfilmung (1995, mit Emma Thompson und Hugh Grant) von Jane Austens Roman entsinnt: dies isser.

Greenwich Park

Hinter dem NMM, Visitor Centre: St Mary´s Gate, T. 8293 0703. www.royalparks.gov.uk. Tgl. 6h bis Sonnenuntergang.

Größte Grünanlage innerhalb der Stadtgrenzen. Zwischen Rasenflächen und altem Baumbestand führt eine Grand Avenue bis Blackheath, während Seitenpfade munter über Rosengärten, Cafés oder den Rotwildpark (Wilderness) stolpern. Auf dem Gelände wurden 20 Sachsengräber und ein Römertempel lokalisiert, berühmt ist der Park aber für seine Verbindung zu zwei Königshäusern. Die Tudors ließen ihn errichten; Heinrich VIII. wie auch seine Töchter Maria und Elisabeth wurden in Greenwich Palace geboren, den die Stuarts dann zum Queen´s House umbauten.

Ja, der Park wirkt französisch: Karl II. vergab die Planung an André Le Nôtre, nachdem der Hofgärtner Ludwigs XIV. 1664-68 die Tuilerien und Versailles begrünt hatte.

Royal Observatory Greenwich Park, 600m sö des NMM, T. 8312 6565. www.rog.nmm.ac.uk. Tgl. 10-17h. Eintritt frei.

Greenwichs Ruhmesblatt. Seit 1833 fällt der berühmte rote Ball Tag für Tag um Punkt 13h. Auch wer für Zeit-Fragen nichts übrig hat, sollte diesen Hügel erobern: Reizender ist kein Blick auf Themse und die City. Der Anstieg muss niemanden abschrecken, es gibt ja noch den kleinen blauen Pendelbus (siehe Spaziergang).

Geschichte. 1675 ließ Karl II. dieses Ei eines ziemlich betrunkenen Huhns auf dem astronomengerechten Hügel (damals) fern der Stadtlichter errichten, damit ihm jemand ein System nautischer Längengrade erstellen möge. Immerhin erlitt das Empire gewaltige Verluste, weil Handelsschiffe ihre Position nicht genau bestimmen konnten und Zeit verloren oder gar unvermutet auf Riffe, Felsen, Inseln liefen.

So begann in Octagon Room und Sextantenzimmer, beide von Wren und noch im Originalzustand erhalten, der erste Hofastronom John Flamsteed (1646-1719) mit seinen Berechnungen. Doch weder ihm war Glück beschieden noch zunächst dem Parlament, das 1714 stolze 20.000 Pfund, die Jahresapanage eines Königs, demjenigen versprach, der eine Methode zur Bestimmung des Längengrades ermittle.

Das Preisgeld fand erst 1762 einen Abnehmer: den Tüftler John Harrison, nachdem sein Chronometer im Royal Obs vier Monate lang geprüft worden war. 1890 bestimmte eine Weltkonferenz in Washington jenen Längengrad zum Nullmeridian, der „durch die Mitte des Chronometers zu Greenwich führt“. Greenwich Mean Time (GMT) wurde daraufhin zum universalen Standard der Zeitmessung.

Fifty-fifty. Dass der Nullmeridian durchs Gebäude verläuft, betont ein verblüffendes Baudetail. Da sich die Trennlinie davor fortsetzt, kann jeder Besucher einen Fuß auf die östliche Hemisphäre setzen, den anderen auf die westliche. Den Weltenritt bescheinigt sogar ein Maschinchen per (teurem) Zertifikat.