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W8: Kensington

U High St Kensington und Holland Park.

Gehobenes Wohnviertel par excellence. Weil praktisch von den Viktorianern erfunden (erwähnt wurde es aber schon 1086 im Domesday Book), besteht Kensington aus besonders ausgedehnten Squares, weiten Mews und weiteren Straßen. Königin Viktoria, die im Kensington Palace geboren wurde und bis zu ihrer Krönung lebte, verlieh dem Stadtteil 1901 den Titel Royal Borough.

Was sagt uns ... Mews?

„Stallungen“. Die Verbindungsgassen zwischen Hauptachsen haben einen herben Paradigmenwechsel hinter sich. Früher hausten darin das Gesinde und die Kutscher umliegender Herrenvillen, heute sind sie begehrt bei Yuppie und Ölscheich, und entsprechend teuer.

Holland Park W8. 300m südl. von U Holland Park. Tgl. 7h bis Sonnenuntergang.

Inmitten des Villengedrängels liegt ein ungemein reizvoller Park mit Wäldchen und Japanischem Gärtchen, in dem uns mit etwas Glück Herr Emu oder Frau Pfau über den Weg laufen. Obzwar nicht mehr vollständig, ist auch das jakobitische Holland House mittendrin eine erfreuliche Erscheinung. Die Bombenangriffe 1940/41 überlebten nur das Erdgeschoss und einige Arkaden. Im stilgetreu rekonstruierten Ostflügel steckt heute eine JH, im Sommer-Ballsaal das angesagte Belvedere Restaurant, und im Holland Park Theatre (720 Sitze. www.operahollandpark.com) finden zehn Sommerwochen lang Opern und Ballett unter freiem Himmel statt.

Kinder. Beim Theater verspricht ein Spielplatz echte Abenteuer: Baumstege, Schwingseile usw.

Commonwealth Institute Kensington High St, W8, T. 7603 4535. www.commonwealth.org.uk. 500m westl. von U High St Kensington. Mo-Sa 10-17h, So 14-17h. Eintritt frei.
The Commonwealth of Nations ist das Steckenpferd Elisabeths II., unter deren Kronzeit dem Empire ja die meisten Kolonien wegbrachen. Also wird mächtig Gas gegeben, damit seine 54 Mitgliedsstaaten ihre Kultur, Künste und Errungenschaften auf Hochglanz vorstellen können. Springbrunnen und ein Flaggenmeer geleiten zum fürchterlichen „Riesenzelt“, für das 1962 jeder dieser Staaten Baustoffe beitrug. Es gibt Ausstellungen, Lesungen und eine Bibliothek.

Pause.

Vermutlich erwirbt das preiswerte CI Restaurant die meisten Sympathien für den Commonwealth.

Kensington Palace Kensington Gardens, W8, T. 7937 9561. www.hrp.org.uk. 700m südl. von U Queensway. Tgl. 10-18h (Nov-Feb -17h), Einlass bis 17h (16h). Eintritt 17/13 €, Kind (5-16) 11 €, Familie 48 €. Rabatt online oder telefonisch minus 1,50 €. Audioguide (1½ Std) frei, auch deutsch.

1605 ließ sich der Graf von Nottingham ein country house ins Grüne setzen. Als Wilhelm III. von Oranien (1689-1702) Jakob II. auf dem Thron folgte, machte Westminsters schmutzige Luft dem Asthmatiker schwer zu schaffen. So kaufte er das Anwesen von Nottinghams Erben und zog samt Hofstaat „aufs Land“.

Für Kensingtons standesgemäßen Umbau hatten wiederum Christopher Wren und Nicholas Hawksmoor zu sorgen. Obwohl sie sich redlich mühten, kam – verglichen mit Hampton Court – fast ein frühes Beispiel sozialen Wohnungsbaus heraus. Doch Buckingham war noch nicht da, Hampton oder Windsor arg weit weg und der Tower zu ungemütlich. So blieb Kensington bis zu Viktoria, die 1819 hier zur Welt kam, die königliche Residenz (siehe auch Diana in Kensington).

State Apartments. Weite Teile des Palastes sind unzugänglich, was den Eintrittspreis zu üppig erscheinen lässt. Der Rundgang mit Audioguide umfasst Wilhelms III. kleine Suiten, aber auch geräumigere Gemächer der verschiedenen Georgs. Vor lauter viktorianischen Reifröcken, unter denen sich eine schottische Kleinstadt verbergen könnte, entgehen dem Betrachter in der schummrigen Court Dress Collection beinahe einige von Dianas Lieblingsklamotten. Wer sich regelmäßig in Gala informiert, wird einige Kleider wieder erkennen, z.B. das blaue Seidenteil, in dem sie einst mit Travolta durchs Weiße Haus fegte. Schönster aller Säle ist aber der säulen-, nischen- und statuenüberfüllte Cupola Room, in dem Neulinge in den exklusiven Hosenbandorden (honni soit qui mal y pense) aufgenommen wurden und Viktoria ihre Taufe überlebte.

Kunstfehler. In der Long Gallery hängt allerlei Malerei, darunter William Kents Deckengemälde der Odyssee, das dem Künstler umgehend einen Namen machte: Er hatte den Zyklopen mit zwei Augen dargestellt. Auch der Rest der Gemälde, z.B. im Drawing Room, erreicht etwa Kents Niveau.