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Hyde Park

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W1: Hyde Park

U Hyde Park Corner oder Marble Arch.

Man kann viel über Heinrich VIII. sagen, aber bestimmt nicht, er habe zu wenig für das Bau- oder Jagdgewerbe getan. So entriss er 1536 dieses Gelände vor Kensington der Westminster Abbey, um es fortan als Jagdforst zu nutzen. Später kamen in verschiedenen Ecken des Parks Duelle, Hinrichtungen oder Pferderennen hinzu. Unter Jakob I. wurde der Hyde Park 1612, damals als erster der acht Royal Parks, für die Öffentlichkeit freigegeben. Die nutzt ihn seitdem aufs fleißigste, z.B. seit dem 19. Jh. für politische Kundgebungen, im Zweiten Weltkrieg als riesigen Kartoffelacker oder im März 2003 für die größte Massendemonstration der britischen Geschichte, gegen BushBlairs Krieg im Irak.

The Serpentine: Von der Stripperin zu resoluten Masochisten

Den See im Hyde Park verdanken Badefreunde einer Deutschen. Caroline, Markgräfin von Brandenburg und Gattin Georgs II., ließ 1730-35 mehrere Teiche mit dem Rinnsal Westbourne verbinden und aufstauen. Dieser gekrümmte Weiher (daher der Name) wurde ein Dorado für Ruderer und Schwimmer. Als im Juni 1814 die Regierung Nelsons Sieg bei Trafalgar vor einer Riesenmenge auf der Serpentine nachspielen ließ, zog sich, so ein Pressebericht, „eine Frau unter anfeuernden Rufen der Menge nackt aus, um zu baden“. Sofort schritt die Polizei ein. Tags darauf beklagte das Unterhaus, die Stripperin habe „Schande über unseren Tribut an Trafalgar“ gebracht.

Lido. Im Sommer 1930 ersetzte die Regierung die Badezelte am südl. Ufer durch den Edwardian Pavillion. Jahrzehntelang blieb Londons Antwort auf die Riviera ein Tummelplatz der lower class, jeden So fanden sich bis zu 8000 Badegäste ein. Unter Thatcher wurden alle Subventionen gestrichen und der Lido privatisiert. Nun läuft der Badebetrieb nur elf Wochen lang. Der Pächter verdient sein Geld lieber mit Bootsverleih und der Zucht von Krebsen im bis zu 7m tiefen Gewässer.

Schwimmclub. So trat der 1864 gegründete Serpentine Swimming Club (www.serpentineswimmingclub.com) auf den Plan - eine „Gesellschaft resoluter Masochisten“ (Sunday Telegraph, 1928), oder laut Clubparole: „Pioniere ganzjährigen Freiluftschwimmens.“ Er schloss mit der Parkaufsicht einen Pakt, der ganzjährig jedem erlaubt, am Sa 8h seine Runden zu drehen. So sieht man, mal im Nebel, mal zwischen Eisschollen oder Enten hindurch, die alten Herren des ältesten Schwimmclubs der Welt ihre Bahnen ziehen. Neulinge gesellen sich einfach dazu. Also los, Morgenstund hat Fisch im Mund.

Hyde Park W1. www.royalparks.gov.uk. Tgl. 5.30-24h.

Wer es nicht aufs Sonnenbad oder noch schweißtreibendere Dinge abgesehen hat, stößt beim Spaziergang im Südteil auf Musikpavillon, Kriegsdenkmal und Achillesstatue. Da Nachbar Kensington Gardens hübschere Sights auffährt, kontert der Hyde Park eben mit der Serpentine. südl. des Sees, dessen Form einer missglückten Kleingärtnerzucchini ähnelt, steuert die Rotten Row zielstrebig auf die Serpentine Gallery zu (siehe oben).

Sport. Auf 145 Hektar geht es mittags und an sonnigen Wochenenden sehr lebhaft zu. Am Serpentine Lido (T. 7706 3422. Juni-Anfang Sep) darf man bedenkenlos schwimmen, da die Wasserqualität tgl. untersucht wird. Für gemütliche Ruderrunden ist Bluebird Boats (T. 7262 1330. März-Okt tgl. 10-18.30h. Halbe/ganze Std 5/7 €, Kind 2/3 €) am nördl. Ufer zuständig. Sportangler holen den Angelschein (15 €) beim Dept. of National Heritage in der Ranger´s Lodge, mitten im Park. Für Ausritte (T. 7298 2100) und teure Reitstunden im Park wendet man sich an Hyde Park Stables oder Kensington Stables (siehe Sport).

Spaziergänger achten bitte auf Frisbeespieler, Fußballer und Inlineskater, die den Park längst erobert haben. Zu Gruppenrunden treffen sich begeisterte Skater und Rollerblader jeden Fr 19-21h am Wellington Arch (siehe www.thefns.com).