Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Lloyd

Body: 

Lloyd´s: Wer hat Angst vor Nessie?

Agenten von Lloyd´s jedenfalls nicht! Sie sind keine Hasardeure, stehen aber Extravagantem, das durch die Weltpresse wandert, stets aufgeschlossen gegenüber. Wer genug zahlt, kann sich Trostpflästerchen im Falle eines Haibisses oder bei Regen am Hochzeitstag sichern. Oder es klingelt wie 1997 ein schottischer Whiskyfabrikant, der eine Millionenprämie für den Fang des Ungeheuers von Loch Ness ausgesetzt hat – und plötzlich kalte Füße bekommt.

Swiss Re Tower/The Gherkin 30 St Mary Axe, off Leadenhall St, EC3. www.30stmarysaxe.com. 500m östl. von U Bank. Zutritt nur für Geschäftsleute.

Ins Grauland der City hat Norman Foster Londons innovativsten „Wolkenkratzer“ (2004) gesetzt, mit erwartbaren Materialien (Aluminium, Stahl, Glas), aber nie zuvor gesehener Form. Oder doch: Im Wald bzw. im Gurkenglas. Diesen bläulich schimmernden 180m-Tannenzapfen taufte der Volksmund The Gherkin, was schamhafte Zeitgenossen mit „Essiggurke“ übersetzen; andere haben durchaus erotische Assoziationen. Den Rundblick aus der Lounge in der kathedralenhaften Gurkenspitze können leider nur Mitarbeiter eingemieterer Firmen und ihre Gäste genießen, und Gruppenführungen (1 Std, max. acht Personen) kosten 375 €. Aber auch von außen gilt: sehenswert – und gut als Orientierungspunkt.

St Andrew Undershaft St Mary Axe, EC3, T. 7283 2231. www.cityoflondonchurches.com. 100m nördl. von Lloyd´s. Mo-Fr 9-17h, So für Gottesdienst.

Im Nebenwerk Christopher Wrens sitzt John Stowe, Londons erster Chronist: als alabasternes Grabmal mit Gänsekiel bei der Arbeit. Jährlich bringt der Lord Mayor ihm eine neue Feder dar.

John Stowe. Wohnhaft am Cornhill, hängte Schneidermeister Stowe mit 33 die Nadeln an den Nagel, um sich fortan seinem Steckenpferd zu widmen. 1598 gab er die erste ausführliche Erhebung von Fakten heraus: den Survey of London. Dank Stowe wissen wir, wie die City einst aussah. Und dass er als Kind von Muttern zu Bauern jenseits des Aldgate geschickt wurde, um für einen halben Penny Milch fürs Abendbrot zu holen.

The Monument

Monument St, EC3, T. 7626 2717. www.towerbridge.org.uk. 50m sö von U Monument. Tgl. 9.30-17.30h, Einlass bis 17h. Eintritt 3/1,50 €, Kind (5-15) 1,50 €. Kombiticket mit Tower Bridge Exhibition 10/7/5 €.

Die freistehende dorische Säule nahe der London Bridge ist mit 60,6m exakt so hoch wie ihre Entfernung zur Pudding Lane . Wenn sie umfiele, landete ihre Spitze auf jenem Backofen in Farriner´s Bakery, in der am 2. Sep 1666 das Große Feuer ausbrach. Daran soll das Mahnmal erinnern, das 1677 nach Christopher Wrens Plänen fertig gestellt wurde.

Panorama. Nach 311 engen Stufen genießt man von der Plattform einen Blick, der den beschwerlichen Aufstieg allemal rechtfertigt.

Monument-Relief: Wohin grabscht der König da?

Das Relief an einer Seite des Monuments stellt Karl II. beim Überwachen des Wiederaufbaus nach dem Großen Feuer dar. Es war ein Werk von Caius Cibber (1672), nachdem er wegen Schulden einige Zeit im Kerker verbracht hatte. Zum „Dank“ setzte er des Königs Finger auf die kecke Brust einer halbnackten Frau.

London Bridge

Zwischen Monument und Southwark Cathedral. 150m südl. von U Monument.

Wanderer, gehst Du nach Southwark, dann halte über der Themse inne: Du stehst wenn nicht auf Londons schönster, so doch auf Londons bewegtester Brücke. Fing schon 43 v. Chr. an: Die Römer richten einen Ponton-Übergang ein, bald ersetzt durch eine hölzerne Brücke. Nächster Quellenfund, anno 984: Eine Frau, als „Hexe“ überführt, wird an der LB ertränkt. Kleiner Rückschlag 1014: Wikinger-Chef Olaf schleift die Brücke, indem er die Pfeiler an sein Schiff bindet und mit Karacho losrudern lässt. Ankunft der Steinzeit 1176: Den Bau der ersten steinernen LB leitet Peter Colechurch, er dauert 33 Jahre, das Werk hält aber auch über 600 Jahre! Jetztzeit seit 1824: Die gegenwärtige LB konstruiert John Rennie – und zwar so stabil, dass sie täglich eine der Höchst-Tonnagen für knapp 200 Jahre alte Brücken bewältigt. Die Laternen auf der Brücke waren übrigens mal Napoleons Kanonen, bis sie Wellington eroberte, einschmelzen und umgießen ließ.

Billingsgate Market 16 Lower Thames St, EC3, 200m sö vom Monument. www.billingsgate.info.

Auf dem Weg zum Tower landet die Monument St vor jener Markthalle, die 1698 auf Parlamentsbeschluss exakt dort errichtet wurde, wo schon Römer und Normannen ihre Fischfracht an Land zogen. Wie Leadenhall und Smithfield Market ist auch diese herrliche Arkadenhalle (1875), mit güldenem Fisch als Wetterfähnchen, dem Amtsarchitekten der City, Horace Jones, zu verdanken. Bis 1982 wurde Fisch ausschließlich hier verkauft, seither geschieht das am West India Dock.

Dem alten Standort verpasste Richard Rogers 1986 ein moderneres Antlitz, um ihn nach gründlicher Durchlüftung für die Finanzwelt attraktiv zu machen. Bald biss die Citibank an, zog aber nie ein und verkaufte Billingsgate schließlich im Juli 2001 an einen asiatischen Investor. Der sucht noch nach Mietern, die jährlich 5 Millionen € für die Edellage am Fluss übrig haben. Zwischendurch wird das Gebäude für Events genutzt: Canon-Konzertreihe, die London International Piano Competition, Modemessen usw.

Custom House. Beim Weiterschlendern zum Tower werfe man auch einen Blick auf Billys östl. Nachbarn (1817). Dessen schöne Fassade zum Fluss hin ist ein Werk von Robert Smirke.