Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Bank / Tower

Body: 

Weitere Rundgänge

EC3: Von Bank zum Tower

DLR/U Bank, U Monument und Tower Hill.

Vielen Besuchern fällt beim Stichwort City zuerst die Finanzwelt ein. Das ist kein Wunder, wenn man die Liste ihrer Aushängeschilder betrachtet. Bis heute spürt man vor der Säulenhalle der Royal Exchange ihre einstige Schlüsselrolle. Den königlichen Namen trägt sie noch, und welche Nachbarn sie hat! Ums Eck erhebt sich die Stock Exchange, gegenüber die Bank of England, weiter links das Mansion House mit einem Portikus, der wie das Spiegelbild der Börse wirkt. In der Platzmitte steht das Reiterstandbild des Herzogs von Wellington. Dessen Empire ist verschwunden, aber hier war sein Mittelpunkt.

Am Reiterstandbild befand sich bis zur Zerstörung im blitz auch die erste öffentliche Bedürfnisanstalt. 1855 entworfen von George Jennings, war sie Gegenstand tiefschürfender Debatten, aber auch erheblicher Begeisterung; die Gesellschaft für Bildende Kunst verlieh Jennings gar eine Medaille. Auch der Standort, unterhalb von Wellingtons Ross, besaß Symbolkraft. Wasserklos heißen seither waterloos, kurz: loos. Sie waren zunächst nur für Gentlemen bestimmt. Dass auch Damen mal müssen, übergingen die Stadtväter 56 Jahre lang. Erst 1911 richtete man unter dem Sieger von Waterloo auch ein For Ladies ein.

Wellingtons Waterloo: Wo bitte ist ein WC?

Weil Engländer vulgäre Dinge ungern beim rechten Namen nennen, eröffnet ihre Sprache wunderbare Umwege. So wird erzählt, dass Queen Mary 1935 bei einem Gartenfest Jan Masaryk, bis 1938 Prags Gesandter in London, gefragt habe: „Möchten Sie vielleicht die Hände waschen?“ Worauf der Diplomat erwiderte: „Danke, Majestät, ich habe mir bereits hinter einem Rhododendronbusch die Nase gepudert.“ (Powder room ist noch so eine viktorianische Umschreibung, wie die Amis mit ihren restrooms.)

Übrigens: WC stammt von water closet. „Closet“ bezeichnet etwas Abgeschlossenes; daher stammt auch das „Kloster“. Touristen werden sich indes ärgern. Zur Rezession schloss London fast alle gemauerten „Erleichterungsanstalten“. Gut 50 selbstreinigender Blechbüchsen seit 1990 machen diesen Verlust nicht wett. WC-Standorte siehe Reisepraktisches.

Bank of England Threadneedle St, EC2. 5m von U Bank. Kein Zutritt.

Anno 1694 als zunächst private Gesellschaft gegründet, weil der König einen neuerlichen Waffengang gegen Frankreich finanzieren musste. Diese Bank aller Banken, erst 1946 der öffentlichen Kontrolle unterstellt, regelt die Geldmenge, setzt den Leitzins fest und versteckt im hermetisch gesicherten Keller die Goldreserven der Nation. Um die „alte Lady von der Threadneedle Street“ scharen sich Handelsbanken, Börsenmakler und Rohstoffmärkte. Der gewaltige Klotz, 45 Jahre lang (1788-1833) von Sir John Soane auf-, aus- und umgebaut und dann von Herbert Baker 1923-39 auf sieben Etagen erweitert (nur Soanes Fassade blieb unangetastet), hat aus Sicherheitsgründen im Erdgeschoss keine Fenster.

Einbruch zwecklos. Britische Banknoten werden inzwischen in Essex gedruckt, und zwar jährlich über eine Milliarde davon. Bei Produktionskosten von 0,05 € pro Schein arbeiten die Bank of England Printing Works in Europa am günstigsten, obwohl für die vier Noten (5/10/20/50 £) 90 verschiedene Farbtöne zum Einsatz kommen. Viel Glück beim Fälschen!

Bank of England MuseumEingang Bartholomew Lane, T. 7601 5491. www.bankofengland.co.uk/links. Mo-Fr 10-17h. Eintritt frei. Führung frei, nach Anmeldung. Audioguide (1 Std) 1,50 €; Museumsguide frei, auch auf deutsch.

An der östl. Seite der Bank befindet sich seit 1988 das erschöpfende Museum zum Thema. Was könnte es wohl anderes verfolgen als die Geschichte der Bank vom 17. Jh. bis zum Online-Banking von morgen? Das Sujet wird einfallsreich aufbereitet: Man darf einen echten Goldbarren (Wert bei Redaktionsschluss: 141.000 €) anfassen, versucht sich per touch-screen als Devisenspekulant, sieht den Nachbau von Soanes ursprünglichem Bank Stock Office und erlebt das Anrennen verzweifelter Kapitalismusopfer während der Gordon Riots 1780. Gerne hätten sie ja zum Maschinensturm geblasen, bloß: Wo geht man dem Geldverkehr an die Gurgel?

Royal Exchange Zwischen Threadneedle St und Cornhill, EC3. 30m östl. von U Bank. Kein Zutritt.

Sir John Gresham richtete 1566 hier den ersten Geldmarkt ein. Das prachtvolle Gebäude (William Tite) mit einer klassizistischen Vorhalle hinter acht korinthischen Säulen, 1844 von Königin Viktoria eröffnet, beherbergte bis 1992 die Financial Futures and Options Exchange, deren Besuch reizvoll war, weil hier Kurse noch ausgerufen wurden. Nach der IRA-Bombe zog auch FFE mit seinen Termingeschäften in den für Besucher gesperrten Stahl-Glas-Palast auf der anderen Straßenseite. So trat die Royal Exchange nach langem Umbau 2001 ihr neues Dasein an: als Arkadenmeile deluxe.