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Kathedrale

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St Paul´s Cathedral

St Paul´s Cathedral St Paul´s Churchyard, Ludgate Hill, EC4, T. 7246 8348. www.stpauls.co.uk. 100m südl. von U St Paul´s. Mo-Sa 8.30-17h (Einlass bis 16h), Krypta & Galerien 9.30-16h. Eintritt 11/9 €, Kind (6-16) 5 €, Familie 27 €. Führung siehe unten. Audioguide (45 min, auch in deutsch) 6/5 €.

Hier ruhen Nelson, Wellington, Wren und die Hoffnungen einer gewissen Diana Spencer auf eine glückliche Ehe. Von Christopher Wren 1675-1710 dem Petersdom nachempfunden, wird St. Paul´s nur von ihrem Vorbild übertroffen. Lector, si momentum requiris, circumspice lautet die Inschrift auf Wrens Grabmal in der Kathedrale: „Leser, wenn du mein Denkmal suchst, schau dich um.“

Führung

Eintritt bezahlen für eine Kirche? Ja, sofern Sie nicht Bischof sind oder den Gottesdienst besuchen. Dafür gibt es aber auch einiges zu bestaunen, z.B. auf einer der ausgezeichneten Führungen. Cathedral Tour (1½ Std) Mo-Sa 11/11.30/13.30/14h für 4/3 €, Kind 2 €. Triforium Tour (anmelden: T. 7246 8357) zu Bibliothek, St Paul´s-Modell und geometrischem Treppenhaus Mo-Fr inkl. Haupteintritt für 18 €.
Geschichte. Der Generaldirektor der Bauten Seiner Majestät, wie Wrens Titel offiziell lautete, hatte wenig Grund zur Bescheidenheit. Die zweitgrößte Kirche der Welt ist zugleich eines der erhabensten Bauwerke in GB. Und ein Symbol nationaler Ausdauer, seit es den Bombenhagel 1940/41 wie durch ein Wunder überstand. Zwar gingen viele Fenster zu Bruch und wurden nur durch Klarglas ersetzt. Auch die Seitenflügel bekamen Splitter ab – doch wie verheert ihre Umgebung war, zeigen Bilder im Schaukasten des südl. Chorganges.

Dabei schien diesem Standort das Glück nicht hold zu sein. Seit 604 (nur Canterbury war früher) standen zwischen Ludgate Hill und Cheapside bereits vier Kathedralen. Deren vierte soll gar noch größer gewesen sein als Wrens Werk; nach alten Stichen schätzt man eine Kuppelhöhe von 150m gegenüber jenen 110m, die uns heute überwältigen. Doch wie so viele Bauschätze der City wurde sie vom Großen Feuer 1666 dahingerafft. Danach musste Wren seinen kühnen Entwurf mehrfach umändern, bevor die Corporation ihm zustimmte. 1711 wurde die Kathedrale in ihrer heutigen Form geweiht.

Rundgang

Vor dem Hauptportikus, Great West Door, der nach SW blickt und auf seinem Tympanon die Bekehrung des Paulus darstellt, steht die übliche Statue für einen Monarchen (hier: Königin Anne). Im linken der beiden Glockentürme hängt The Great Paul, die mächtigste Glocke Englands. Alles so weit erwartbar, doch zu ihren Füßen, wenige Schritte links vom Portikus, kauert eine ergreifende Rarität. Das zierliche Monument to the people of London (1999) gedenkt jener 32.000 toten und 50.000 verwundeten Zivilisten, mit denen London die Angriffe der deutschen Luftwaffe bezahlte. Rest in peace.

Das barocke Feuerwerk, das jenseits der Pforte Säulen, Kapellen, Denkmäler, Kanzel, Chor und Hochaltar entfachen, ist schlicht superb. Erläuterungsblätter gibt es am Eingang.

In einer Ecksäule des südl. Transepts steigt eine Treppe hinab zu Krypta, Schatzkammer und Kapelle des Order of the British Empire. In letzterer werden Trauungen und Begräbnisse für Ordensmitglieder abgehalten. Doch am meisten beeindruckt die Krypta, auch weil Gedenkplaketten dokumentieren, in wie vielen Waffengängen seit 1918 Soldaten des Commonwealth umkamen. In einer Nische hängen verschiedene Entwürfe Wrens für St Paul´s. Hier liegen außer Wren 200 weitere Promis begraben, u.a. Nelson, der Herzog von Wellington, Henry Moore und Lawrence von Arabien.

Hinauf! In der anderen Ecksäule des südl. Transepts geht´s dann in St Paul´s wichtigste Richtung: nach oben. Das Treppenhaus erreicht nach 259 Stufen den ersten Rundgang: auf acht massiven Trägersäulen erhebt sich die Whispering Gallery. Angeblich ist, was man hier der Wand leise anvertraut, in 32m Entfernung an der gegenüberliegenden Stelle zu verstehen. Für die Mehrzahl der Besucher entfällt eine Nachprüfung, weil sich mind. acht Menschen unterschiedlicher Nationalität – Gesicht zur Wand – die Seele aus dem Leib „flüstern“ und man kaum mehr als den aufgeregten Nachbarn hört.

Selbst wen kaum interessiert, was man sich in 32m Entfernung erzählt, wird der Aufstieg in die Kuppel nicht reuen. Nach weiteren 119 Stufen ist die Stone Gallery erreicht, schon hier ist die Aussicht auf Stadt, Land, Fluss überwältigend. Sie wird nur übertroffen, wenn man sich 152 Stufen höher wagt. In der Golden Gallery sind wir 85m über dem Kirchenboden – und den Engeln ganz nah.

Oder doch nicht? Die letzte Etappe ist ungeeignet für Menschen mit Herzschwäche, Platz- oder Höhenangst. Zudem wird der St Paul´s-Besuch seit Jahren durch die umfassendste Renovierung seiner Geschichte beeinträchtigt.

Pause

Über eine gesonderte Treppe gegenüber vom Monument to the people gelangt man runter ins Crypt Café (Mo-Sa 9-17h, So 10-17h), mit fabulösen Kuchen, aber auch Suppen, Salaten, Sandwiches. Für lunch oder afternoon tea muss es aber das leicht bizarre Refectory Restaurant (tgl. 11.30-17h) sein.
Musik. Wer den Evensong (Mo-Sa 17-18h, So 15-16h) besucht, spart sich den Eintritt, darf im kostbaren Chorgestühl Platz nehmen und herrliche Knabenstimmen samt Orgel bei bester Akustik genießen. Außerdem gibt es Orgelvorträge jeden So 17h (9 €) und Konzerte meist am ersten Di des Monats 18.30h (12/8 €).

Peals in St Paul´s:Was bimmelt denn da?

Jeden So 10h und an hohen Festtagen (königlichen Hochzeiten, Begräbnissen) versammeln sich zwölf Männer, verschieden in Alter und Herkunft, um die Glocken von St Paul´s in Schwingung zu versetzen. Zu Beginn der Vorstellung erklingen rounds von der höchsten zur tiefsten Note. Danach beginnt ein komplexes change ringing, wobei die Glöckner die Glocken in jeder Runde in unterschiedlicher Reihenfolge anstoßen. Die Partitur dafür (method) stammt von Komponisten, deren Chef der conductor ist. Schließlich ertönt ein Glockenspiel (peal), bei dem jede Glocke 500 Mal (!) dran kommt. Nach dieser halbstündigen Großtat steht den „Interpreten“ die Anstrengung ins Gesicht geschrieben; tiefernst führen sie an ihrem Seil ein stilles Ballett auf, während das Getöse über ihnen markerschütternd ist. Gedenktafeln erinnern an historische peals, die bis zu 4 Std dauerten.

Goldsmiths´ Hall Foster Lane, off Cheapside, EC4, T. 7606 7010. www.thegoldsmiths.co.uk/hall. Geöffnet am dritten Mo jeden Monats 12-14h. Führung frei; Eintrittskarten beim City TIC ab Feb.

Pracht, die kaum einer kennt! Nur sechs der 23 noch bestehenden Gildehäuser sind Besuchern zugänglich. Diese Hall ist deren reizvollste, auch weil ihre Gilde seit dem 12. Jh. besteht und damit eine der ältesten der City ist. Goldschmiede dienten als die ersten Bankiers, die von ihnen ausgestellten Quittungen waren Vorläufer heutiger Schecks. Falls Sie an einem der seltenen Öffnungstage in London sein sollten: Carpe diem!