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Busse: zuverlässiger als die U-Bahn

Seit 1994 kriechen 5500 Busse im Trikot von TfL – zuverlässiger als die U-Bahn, aber trotz der City-Maut für Autos noch immer behäbig. Kein Wunder bei dem Pensum: Sie leisten auf 350 Linien jährlich 64 Millionen km und befördern dabei 1,2 Milliarden Menschen. In der roten Doppeldeckerversion haben es Londons Busse gar zu Kultstatus gebracht. Über der Frontscheibe, auf der Seite und am Heck der Ungetüme nennen Schilder die Liniennummer, das Fahrtziel und markante Haltestellen unterwegs. So weiß man stets, welchen Bus man gerade verpasst hat. Wer aber schnell genug war, sichert sich die Logenplätze im Oberdeck und bleibt sorglos bis zum Endhalt sitzen, wie immer der heißen möge. Linie 97 (Heathrow - Bhf Liverpool St) z.B. umfasst 43 km, ohne dass Langeweile aufkäme: die Streets of London bieten immer was zu sehen. Billig-Sightseeing eben.

Routemaster: 50 Jahre über die Themse, jetzt über den Jordan

Hach, da geht es hin, das alte, traditionsreiche London. Dutzende historischer Pubs wurden in den vergangenen Jahren abgerissen oder zu metro-coolen, teuren Restaurants umgebaut. Die roten Telefonhäuschen finden keinen Anschluss mehr. Und jetzt fährt das berühmteste Linienbus-Modell der Welt über den Jordan.

Reset, zurück zum Anfang. Nach langer Tüftelei stellt die Firma Routemaster im Juli 1954 den neuen Bus für London vor. Er ist rot, attraktiv, zweistöckig und wird binnen Kürze zum Publikumsliebling, gerade unter Touristen. Das kurvenreiche Revolutiönchen besticht schon von weitem durch seine asymetrische Front – ein Fotomotiv. Serienmäßig eingebaut sind Automatikgetriebe, weiche Federung, Servolenkung, Hydraulikbremsen – alles Hightech in den grauen Fünfzigern. Innen geht es innovativ weiter: Karierte Bezüge, cremefarbene Handläufe, poliertes Aluminium, dezente Beleuchtung und allerlei Leder schaffen unten wie oben eine noble Atmosphäre.

Der Clou wartet aber im Heck. Dank offener Hop-on-Plattform springt man einfach während der Fahrt auf, entrichtet beim Schaffner seinen Obolus und macht mal Pause vom Pflastertreten. Das mit dem Aufspringen ist ungefährlich, weil der Bus im Dauerstau der Innenstadt sowieso selten über Schritttempo hinauskommt. Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen verfluchen den Routemaster, alle anderen, zumal Kinder, schließen ihn sofort in ihr Herz.

2876 Exemplare verlassen die Hallen von British Leyland, bis die Fertigung 1968 eingestellt wird. Die Zeit großer Busse mit offener Plattform sei vorbei, heißt es; moderne mit Heckmotor und ohne Schaffner rücken nach. Immerhin 630 RM rollen noch ins neue Jahrtausend, zum Millenium aufgefrischt „mit der geschmacklosesten Ausstattung, die man sich vorstellen kann“, wie ein Fahrgast in der Times klagt. Fünf Linien werden 2005 noch von Routemastern bedient, deren Jüngste inzwischen schon 37 Jahre alt sind.

Dann macht TfL publik, was seit Aug 2003 ohnehin im stillen vollzogen wird: Die letzten Routemaster werden von der Straße genommen. Deadline ist der Oktober 2005. TfL hat gute Argumente auf seiner Seite: Diese Busse seien nicht behindertengerecht, technisch veraltet und (auch wegen des Schaffners) unwirtschaftlich. Wie stets, wenn im Königreich Althergebrachtes durch ökonomischere Neuerungen ersetzt werden soll, rufen Traditionalisten eine Initiative zur Rettung des Bestehenden ins Leben. Doch Save the Routemaster kommt zu spät, nicht einmal Prinz Charles macht diesmal mit. Niederflur-Doppeldecker und Gelenkbusse sind auch auf den letzten Routemaster-Linien schon im Anmarsch, peppig, praktisch und modern, aber ohne Schaffner, ohne Hop-on-Plattform – und ohne Charme.

Tarife

Preisangaben gelten pro Erwachsenen/Kind (5-15 Jahre).

Seit TfL den Tarifdschungel gelichtet hat, spielen Zonenzahl oder Tageszeit für Busse keine Rolle mehr. Meist muss man den Fahrschein vor dem Einsteigen besorgen, am Automaten an der Haltestelle, an vielen Kiosken, in U-Verkaufsstellen oder einem TIC. Auf immer weniger Linien gibt es Tickets beim Fahrer oder Schaffner (siehe Routemaster); ansonsten ist letzteres eine aussterbende Gattung. Wer beim Schwarzfahren erwischt wird, ist im Bus mit 30 € dabei. Ausreden werden nicht angenommen.

Einzelfahrt 1,80/0,60 €. Saver Ticket mit sechs Fahrten 9/3 €. Tageskarte für alle Busse 4,50/1,50 €. Sieben-Tage-Karte 17/6 €.

Nachtbusse

Die meisten Buslinien werden von 5-24h bedient. Über 60 wichtige Linien machen aber durch, etwa stdl. (Fr/Sa häufiger) von 23-6h. Sie führen ein N vor der Nummer, kreuzen allesamt den Trafalgar Square und halten nur an Haltestellen mit weißem Schild. Wer woanders einsteigen will (request stops), gibt eindeutige Handzeichen; sonst rauscht der Bus vorbei. Zum Aussteigen drückt man den entsprechenden Knopf oder zieht an der Leine im Bus, bis ein Klingelzeichen ertönt. Ein Sonderfahrplan aller buses for night owls liegt in TICs und vielen U-Bahnhöfen bereit. Neuerdings gelten alle Travelcards auch nachts.