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Windsor Castle hinter den Kulissen

Masturbierende Monster neben St. Georg?

Am 20. Nov 1992 brach gegen 11h in der Kapelle ein Feuer aus. 15 Std später waren neun Staatsgemächer nur noch Asche, weitere 110 Räume zu Schaden gekommen. Bevor die Glut erkaltet war, loderte bereits ein Disput zwischen Architekten. Unter den Restaurationen historischer Gebäude würde Windsor das Projekt des Jahrhunderts werden, das stand fest. Doch sollte man sich der Tradition ergeben und genau der Vorlage folgen? Oder hielt man es mit dem Royal Institute of British Architects, dem der Moment für eine Neuorientierung gekommen schien?

Schließlich hatte Christopher Wren nach dem Great Fire in der City ja deshalb solchen Erfolg, weil er beim Wiederaufbau nicht am alten Bestand festhielt. Zudem führte das RIBA an, dass gerade St George´s Hall nach 1820 im neogotischen Stil umgebaut worden war – was, wie der Architekt Wyattville später gestand, nicht er wollte, sondern Georg IV. Der König ließ Windsor bewusst zum Symbol für die Dauerhaftigkeit der Monarchie stilisieren.

Zu diesem Symbol, und nicht zum Aushängeschild moderner britischer Architektur, wurde es denn auch in fünf Jahren der Restauration. Viele Räume, darunter der prächtige Reception Room, erhielten ihr altes Aussehen wieder. Nur die Dimensionen der St George´s Hall wurden korrigiert; ihre neue Decke steuerte ein Wald in Herefordshire bei, mittels 350 mächtiger Eichen. Ansonsten plünderte Restaurator Giles Downes munter den Ideenfundus der Gotik. Das ging so weit, dass die NZZ in der Decke der Kapelle ein Fischnetz zu erkennen glaubte, das über einen Saurier gespannt sei.

Andere Assoziationen hatte der Observer: Was da am Ende der Hall den Hl. Georg flankiere, seien wohl masturbierende Monster. (Es sind zwei Drachen, die Lanzen umklammern.) Weitere Überraschungen suchen Modernisierer vergeblich, doch die Windsors selbst waren nach der Wiedereröffnung im Dez 1997 beglückt. „Eine große Nation erhält sich eben ihre großen Symbole.“ (Georges Waser in der NZZ)

Eton College

Baldwins Shore, T. 671 177. www.etoncollege.org.uk. Tgl. 14-16.30h, Oster- und Sommerferien 10.30-16.30h. Eintritt 6 €, Kind (5-14) 5 €. Führung (1 Std) 7/6 €, tgl. 14.15/15.15h.

Vom Castle führt eine Fußgängerbrücke zur berühmten public school am anderen Themseufer. Seit Heinrich VI. sie 1440 gründete, lassen Englands Eliten ihre Söhne in Eton mit Rugby, Rutenhieben und Mädchenentzug auf die Härten des Lebens vorbereiten. Bisher durchliefen nicht weniger als 18 Premierminister und 26 Kronprinzen (u.a. Charles´ Zöglinge William und Harry) diese Hohe Schule britischen Klassenbewusstseins, dazu Federgrößen wie George Orwell, Aldous Huxley und John lé Carre. Heute wird der Stock durch subtilere Hierarchietricks ersetzt.

Legoland

Winkfield Rd/B3022, 3 km von Windsor, T. 0870/504 0404. www.legoland.co.uk. Pendelbus ab Bhf Windsor, Green Line-Bus 700/702 ab Victoria. März-Okt tgl. 10-17h, Juli/Aug -19h. Eintritt 36 €, Kind (3-15) 33 €.

Da wir schon bei Kindern sind: Die dänischen Klötzchenbauer (gegründet 1932) eröffneten 2002 das erste Legoland außerhalb ihrer Heimat. Der Name stammt vom dänischen leg godt, „spiel gut“, was hier eher für Berufs-Legoisten gilt: Deren 100 schufen in dreijähriger Kleinarbeit über 800 Großbauten aus London, Paris, Amsterdam usw. Für alle, die mal den Big Ben auf bauklötzisch sehen oder in 50 kleinkindgerechten rides und action shows Dampf ablassen wollten. Kinder dürfen E-Wägelchen zielsicher über rote Ampeln lenken, durch den Dschungel streifen oder im Kanu „Stromschnellen“ überleben. Wenn Legoland jetzt noch Babysitter anheuert, können Eltern ihren Nachwuchs zum Austoben abgeben und in Ruhe eine Schlossrunde drehen.