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Canterbury

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Siedlung der Römer

01227. 99 km sö von London. 36.000 Ew.

Canterbury war schon unter den Römern die wichtigste Siedlung in Kent. Ab dem 7. Jh. gewann es als Bischofsstadt stetig an Bedeutung, was sich z.B. in der Kathedrale manifestiert und erst änderte, als die Industrielle Revolution am Schatzkästchen vorbeiging. Auch wenn Hitlers Generale sich Mühe gaben, die Stadt 1940-42 in Schutt & Asche zu legen: das meiste wurde so minutiös rekonstruiert, dass zwischen mittelalterlichen Stadtmauern wieder quicklebendiges Flair lauert.

Seit 1995 gehört die Kathedrale samt Augustinabtei und Martinskirche zum Weltkulturerbe.

TIC: 12-13 Sun St, Buttermarket, T. 378 100. www.canterbury.co.uk. Mo-Sa 9.30-17h, So 10-16h; Nov-Ostern Mo-Sa 10-16h. Bucht gebührenfrei B&Bs ab 30 €. Stadtführung (1½ Std) ab TIC: Apr-Sep tgl. 14h, Juli/Aug auch Mo-Sa 11.30h; 6/5 €, Familie 15 €.
Züge halbstdl. von Dover und Victoria nach Bhf East (½/1½ Std, 7/22 €), von Charing Cross nach Bhf West (1½ Std). Beide Bhfe wenige Fuß-min vom Zentrum.

NE-Busse etwa halbstdl. von Victoria (2 Std, 12 €). Busbhf innerhalb der Stadtmauern, High St.

Canterbury Cathedral

The Precincts, Sun St, T. 762 862. www.canterbury-cathedral.org. Mo-Sa 9-18h (Okt-Ostern -16.30h), So 12.30-14h und 16.30-17.30h. Eintritt 7,50/6 €, Kind (0-5) frei. Führung (1 Std) 6/4,50/3 €, Mo-Sa 10.30/12/14.30h. Audioguide 4,50/3 €. Photo permit 3 €.

Canterbury mag eine Kurzgeschichte sein, seine Kathedrale aber ist ein Monumentalroman. Lustig, traurig, bescheiden, erhaben: Hunderte von Geschichten sind in Skulptur, Bild, Tafel oder Ornament festgehalten. Da manche Kostbarkeit auf eigene Faust übersehen wird, lohnt eine Führung; danach kann man Details in Ruhe betrachten. Oder man mietet den Audioguide und plant für den Komplex samt schöner Klöster 2-3 Std ein.

Canterbury: Wer war der kluge Augustin?

Ein kleiner Benediktinerabt, dem Großes gelang. Als Augustin auf Geheiß von Papst Gregor 597 mit einer Gruppe von Mönchen auszieht, die Angelsachsen zu christianisieren, beginnt er seine Arbeit in Canterbury. Die etwas marode Ex-Römersiedlung dient König Ethelbert gerade als Regierungssitz. Nun trifft es sich gut, dass Ethelbert mit einer Christin verheiratet ist, sich also bald bekehren lässt, und dass in der Nähe noch ein graues Kirchlein steht, das sich gern herrichten lässt. Diese Martinskirche, die älteste im Lande, steht heute noch. Herrn Augustin aber ist sie bald zu klein, denn schnell hat er den gesamten Hofstaat auf Christi Seite gezogen, und das verlangt nach größerer Optik. So legt er den Grundstein zu einer Kathedrale im Herzen der Stadt und macht Canterbury zum ersten Erzbischofssitz – was die Struktur der englischen Kirche bis heute prägt.

Nachdem Augustins Kathedrale (siehe Rahmen) 1067 niedergebrannt war, wurde auf ihre Grundmauern das vorliegende Prachtwerk gepfropft. Dank überlanger Bauzeit (11.-16. Jh.) reflektiert es jeden Baustil seit der Gotik, wodurch ihm die düstere Strenge vieler anglikanischer Kirche völlig abgeht. Schon die Verstrebungen des Fächergewölbes im Glockenturm sind atemberaubend.

Becket. Am 29. Dez 1170 meuchelten vier Ritter Erzbischof Thomas à Becket, den Widersacher Heinrichs II., im nw Transept. Ein moderner Altar mit Becket-Skulptur bezeichnet die Stelle, und per Tonband wird die „Mordszene“ samt Wehgeschrei eingespielt. Schon 1173 wurde der Märtyrer zum Heiligen, an dessen Grab König Heinrich Buße tat. Diese (außer für Becket) spannende Geschichte machte Canterbury zum zweitgrößten Pilgerziel Europas im Mittelalter, aus dem sich das Zentrum der Anglikanischen Kirche entwickelte. 1386/87 inspirierte sie Geoffrey Chaucer zu den berühmten Canterbury Tales, Englands Antwort auf die Divina Commedia.
Rundgang. Ö der Kathedrale sind noch die verzauberten Ruinen der St Augustine´s Abbey (tgl. 10-18h, Okt-März -16h. Eintritt 4/3 €, Kind 2 €) zu begehen.

Liebevoll lässt das Museum of Canterbury (Stour St. Mo-Sa 10.30-17h, Juni-Sep So 13.30-17h. Eintritt 5/3,50 €) vergangene Zeiten auferstehen. Schon das Gebäude, um 1340 als Altersheim besitzloser Priester gegründet, ist sehenswert.

Als letztes Stadttor trotzt das West Gate (14. Jh.) Kanonen, Bomben und Straßenplanern. Darin zeigt ein winziges Museum (St Peter´s St. Mo-Sa 11-12.30h, 13.30-15.30h. Eintritt 2/1,20 €) Waffen und Rüstungen.

Auf Römervillen des 4. Jhs. errichtet, sollte dagegen das Eastbridge Hospital (High St. Mo-Sa 10-16.45h. Eintritt 1,50/1 €) den Pilgersleuten Seelenfrieden und Nachtruhe sichern.

Canterbury Tales (St Margaret´s St. Tgl. 9.30-17h. Eintritt 11/9 €, Kind 8 €) übt sich derweil als Touristenfalle: Tonbanderzählungen und Wachsfigurentableaus zu Chaucer-Episoden sind okay, aber warum so teuer?