Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Kultur 3

Body: 

Kulturelles in Valencia

Und nun zur Kultur

Für Leute mit etwas mehr Muße

Colegio del Patriarca: Carrer de la Nave 1. T. 351 41 76. Einlaß täglich nur 11-13.30h. Das Museum, ein ehemaliges Priesterseminar aus dem 16. Jh., birgt höchst sehenswerte Exponate. Außer einem Kreuzgang mit ausgefallener Architektur in erster Linie Gemälde: die »Anbetung der Hirten«, die man zu den gelungensten Ölbildern El Grecos zählt; ein Triptychon von Roger van der Weyden mit der Darstellung des Kreuzweges; ferner Arbeiten von Ribalta, Morales dem Göttlichen, Jan Gossaert, genannt Mabuse, und zahlreicher Vertreter der frühen Valencianer Schule. In der Kapelle hängen flämische Gobelins, und in der benachbarten Kirche können unsere mystisch angehauchten Leser jeden Freitag der Gesangsmesse beiwohnen. Gegen 10.10h verschwindet das berühmte »Abendmahl« von Ribalta über dem Hochaltar und gibt für kurze Zeit den Blick frei auf ein Kruzifix. Dem Colegio de Patriarca gegenüber die alte Universität.

Museum für Stadtgeschichte: Plaza del Ayuntamiento 1; im Rathaus untergebracht. Öffnungszeiten: mit Ausnahme von samstags, sonn- und feiertags täglich von 9-13h. Die Besichtigung ist allerdings nur Leuten mit Sinn für Geschichte zu empfehlen, da abgesehen von ein paar historisch wertvollen Dingen wenig zu sehen ist. Zu den historischen Zeugnissen gehören seltene Manuskripte wie das »Llibre del Consolat del Mar«, das Seegerichtsbuch von 1409, oder das »Banner der Reconquista«, das nach Vertreibung der Mauren im 13. Jh. triumphierend über Valencia flatterte. Es ist die »senyara«, der ganze Stolz von Valencia. Bei festlichen Anlässen befestigt man es am Frontgiebel des Rathauses - eine heikle Aufgabe, da der Schaft stets aufrecht bleiben muß, weil die »senyara« sich niemals beugt! Adel verpflichtet eben. Einzig und allein König Juan Carlos und Königin Sophia wurde bei ihrem Besuch der Stadt anläßlich der Krönungsfeierlichkeiten die Ehre einer leichten, ehrerbietigen Verneigung des Banners zuteil.

Fallas-Museum: Plaza de Monteolivete 4. Zutritt 10-14h und 16-19h. Montags, den August über ganztägig und den September über nachmittags geschlossen.

Das Museum sollte eigentlich längst umziehen, aber das Provisorium scheint noch länger bestehen zu bleiben. Wer keine Gelegenheit hat, die Fallas einmal mitzuerleben, kann sich hier trotz Bergen von Staub und altmodischem Interieur ein Bild vom valencianischen Karneval machen. Das Museum umfaßt eine beachtliche Sammlung von ninots (satirischer Darstellungen riesiger Figuren und Karikaturen, s. den Abschnitt »Die Fallas« im Kapitel »Feste«), die während der Fallas durch die Straßen getragen und schon seit Jahrzehnten in diesem Museum aufbewahrt werden. Auch einige Originalkreationen wie die Karosse von 1969 mit dem Titel »Peligro de un parte multiple« - den Gefahren, welche die geteilte Liebe birgt, gewidmet - oder die von 1961 über Familienfreuden finden sich unter den Exponaten. Schließlich verdienen die Plakatsammlung und die Karossenentwürfe Beachtung.

Museum für moderne Kunst (IVAM): das Instituto Valenciano de Arte Moderna wurde erst unlängst eingerichtet und widmet sich der zeitgenössischen Malerei Spaniens. Es umfaßt zwei Abteilungen:
Centro Julio Gonzalez

Calle Guillem de Castro 118. T. 386 30 00. Täglich außer montags 11-20h geöffnet, sonntags freier Eintritt. Das hochmoderne Gebäude ist ganz mit weißen Kacheln verkleidet und zeigt als ständige Ausstellung Werke von Julio Gonzalez und Pinazo, die durch gelungene Wechselausstellungen aktueller spanischer Kunst (z.B. Torres Garcia) ergänzt werden.

Centre del Carme
Calle Museo 2. Täglich außer montags 12-14.30h und 16.30-20h geöffnet. In einem der ältesten Klöster Valencias, dessen Baugeschichte bis ins 13. Jh. zurückreicht. Der rundum erneuerte Bau dient nun ortsansässigen Künstlern als Ausstellungsfläche und bietet einen guten Überblick über die neuesten Richtungen der Gegenwartskunst.

Palaú de la Música: der 1988 fertiggestelle kolossale Klotz zwischen Aragón-Brücke und Angel-Custudio-Brücke hat die Bezeichnung Palast wahrlich verdient. Die von fantastischen Gärten umgebene und mit Grünpflanzen erfüllte Konstruktion aus Marmor und Glas erweckt von außen den Eindruck eines exotischen Gewächshauses und verwandelt sich abends mit dem Aufflammen der Beleuchtung in ein Märchenschloß. Das Innere wirkt nicht minder spektakulär: der hochmoderne riesige Konzertsaal verfügt über eine glänzende, durchsichtige Akustik. Das Konzertprogramm zeichnet sich, wie die meisten kulturellen Aktivitäten der Stadt, durch den wohldurchdachten Wechsel von international angesehenen Künstlern und jungen spanischen Talenten aus.

Es bleiben noch zahlreiche sehenswerte Kirchen, auf die wir nicht im einzelnen eingehen können, etwa Santo Domingo an der Plaza de Tetouán, die einst als königliche Kapelle diente und einen superben Kreuzgang und Kapitelsaal besitzt, oder San Martin in der Carrer San Vicente, deren Fassade mit flämischer Bronze aus dem 15. Jh. geschmückt ist, schließlich San Tomas an der Plaza San Vicente Ferrer, eine wahre Barockorgie.

Wer immer noch nicht genug hat, dem bleiben noch diverse Museen, u.a. das für Frühgeschichte und für Paläontologie, das Stierkampf-, das Schiffahrts- und das Völkerkundemuseum. Auskunft erteilt das Verkehrsamt.
Nicht unterlassen sollte man schließlich einen Bummel durch die historische Altstadt, in der unaufhörlich buntes Treiben herrscht. Sonntags bietet sich auf dem Flohmarkt der Plaza Redonda Gelegenheit, günstig einen Anzug oder eine Bluse zu erstehen. Im Westen der Innenstadt liegt das prachtvolle Torres de Serrano, das schönste gotische Tor der Stadt.

Beim Morgenspaziergang rund um den Markt auf der Plaza del Mercado den verschnörkelten Rokokostil der Markthallen würdigen. Hier findet man auch die Guiness-Buch-verdächtigen Riesenpaellas mit einem Meter Durchmesser. Auf Schritt und Tritt verspürt man noch den alten maurischen Einfluß. Die kleinen Läden verhökern alles mögliche, Oliven, Gewürzes, Melonen, Schinken usw. und erinnern stark an die Atmosphäre arabischer Märkte.