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Don Quijote-Straße

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Don Quijote Strasse

Cervantes Romanklassiker ist nach der Bibel das meistgedruckte Buch der Welt

Dank Don Quijotes und seines Dieners Sancho Panza ist die zentralspanische La Mancha-Ebene zu einer der bekanntesten ganz Spaniens geworden. Cervantes Romanklassiker, erschienen 1605 bzw. 1615, ist nach der Bibel angeblich sogar das meistgedruckte Buch der Welt. Den räumlichen Hintergrund für den berühmten Roman bildet also dieser südlich von Toledo gelegene, flache und karge Landstrich, vor dem sich die dürre Gestalt des ingenioso hidalgo abzeichnet. Und selbst vierhundert Jahre nach der Zeit des windmühlenverprügelnden und seiner geliebten Dulcinea folgenden Don Quijote wird in den hiesigen Dörfern eifrig diskutiert, wo nun genau Pferd und Esel entlanggeritten sind und ob die Schlacht gegen diese oder jene Windmühlen geschlagen wurde ...

Bis der Streit entschieden ist machen wir uns schon mal auf die Suche nach dem Ritter von der traurigen Gestalt. Dabei hilft ein eigener fahrbarer Untersatz weiter, denn ein funktionierender Nahverkehr zwischen den einzelnen Dörfern existiert so gut wie nicht.

Consuegra: etwa sechzig Kilometer von Toledo entfernt. Das malerische Dörfchen drängt sich an den Fuß eines von den Ruinen einer Burg und mehreren Mühlen beherrscheten Hügels. Den Mühlen verpaßte man die Namen derer aus Cervantes´ Roman. Weiter Blick auf die Ebene.
Puerto Lapice: zwanzig Kilometer hinter Consuegra. In der Herberge dieses Dorfes soll Don Quijote vom Gastwirt zum Ritter geschlagen worden sein, der in ihm einen hohen Herren zu erkennen glaubte. Und auch wenn die Schenke längst zum Touristenmagnet aufgestiegen ist, so bleibt das Kolorit ihres von großen, dunklen Sälen und kühlen Kellern gesäumten Patios. Die Küche ist für ihre regionalen Köstlichkeiten bekannt und berühmt. Im hintersten Saal besichtigungswerte riesige Weißweinbütten.
Campo de Criptana: von Puerto Lapice aus zwanzig Kilometer in Richtung Cuenca. Ein nettes, ganz weißes Dörflein, an den Hügel gelehnt und von zahlreichen Windmühlen bewacht. Ob er die wohl alle fertiggemacht hat, unser Held?

Wer etwas mehr Zeit investieren kann, mag die dreißig Kilometer bis Argamasilla de Alba hinter sich bringen, in dessen Gefängnis Cervantes seinen Coup landete. Auskünfte im Bürgermeisteramt.

El Tobosco: zählt zu den Ortschaften der Mancha, die sich ihren ursprünglichen Charakter noch am ehesten bewahrt haben. Don-Quichote-Zitate zieren die Mauern. Hier steht auch das Dulcinea-Haus, ein hübscher Bauernhof aus dem 17. Jh., der in ein Museum verwandelt wurde und außer sonntagnachmittags und montags 10-14h und 16-18.30h Zutritt gewährt. Nebenan, im Bürgermeisteramt, die Biblioteca Cervantine, wo 450 seltene Editionen des Kassenschlagers aufbewahrt werden. Darunter Übersetzungen in vierzig Sprachen und Widmungen von gekrönten und anderweitig, mehr oder weniger unangenehm aufgefallenen Häuptern wie Margret Thatcher, François Mitterand und ... Adolf Hitler.
Mota del Cuervo: an der Straße nach Cuenca, etwa fünfzehn Kilometer hinter El Tobosco. Wieder ein typisches Mancha-Dorf. Die Hauptstraße säumen zahlreiche Läden mit regionalen Spezialitäten wie Weine, Schinken und Schafskäse. Hier findet sich auch das Gasthaus mit dem neuen Namen Mesón de Don Quijote, das als lebendiges Museum für regionale Kochkünste bezeichnet werden könnte. Wild- und Käsegerichte bekommt der Gast in einer für Überraschungen sorgenden Einrichtung aufgetischt.
Belmonte: das bei Mota del Cuervo gelegene befestigte Dorf mit seinen engen Gassen begab sich im 15. Jh. in den Schutz einer beeindruckenden Burg. Hier errang Don Quijote endlich einmal einen Sieg und zeigte dem Ritter der Spiegel, der behauptet hatte, seine Casildea sei schöner als Dulcinea, wo der Hase läuft.