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Guadalupe

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Kloster Guadalupe

Festungsartiges Kloster des Marienkult

Festungsartiges Kloster, in einem weltabgeschiedenen Tal gelegen und früher einer der strahlendsten Orte auf der Iberischen Halbinsel. Von Orangen- und Olivenbäumen umgeben, beherrscht es mit seiner von engen Fensteröffnungen durchbrochenen Massigkeit das Dorf mit unregelmäßig angeordneten Behausungen und Kopfsteinpflastergassen, wo die Hufe der Esel widerhallen ... genug, wir werden poetisch.

Mit dem Marienkult dort mag nicht jeder etwas anfangen können, aber der inbrünstige Glauben mancher alter Menschen berührt uns doch und verdient Respekt. Auf der anderen Seite wird uns hier wieder die geschichtlich-politische Dimension des spanischen Katholizismus bewußt, über die wir uns an anderer Stelle bereits ausgelassen haben.

Sehenswert

Kloster: mit der Führung gelangen wir über eine Treppe unmittelbar hinter den Hauptaltar zur Heiligennische, dem Camarín, wo das Gnadenbild von einem Mönch in Bewegung versetzt wird und schon steht man sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber: ein faustgroßer, schwärzlicher Kopf, etwas verloren wirkend im königlichen Brokatputz, und darüber ein funkelndes Heiligenscheindiadem. Wenn nun die ganze Gesellschaft zum Ave Maria anhebt, sich das Lachen verkneifen! Ganz witzig die ausgestellten Opfergaben: goldgefaßte Brillanten, perlenbesetzte Diademe, militärische Orden, Fächer aus Schildpatt und Seide ... von wegen »Kirche der Armen«!

Gemäldereihe des spanischen Malers Zurbarán in der Sakristei, in barocker Umgebung, und in der früheren Wäschekammer. Bestechend realistisch, ja geradezu kalt-präzise! Zurbarán zeigt meisterlich die gebrochene Existenz jener Mönche voller Leben und tiefer Emotion, die kaum gefunden haben dürften, was sie suchten. Zu sehen ist auch Goyas »Beichte im Kerker«. Gefallen haben uns schließlich die alten Bücher für den Chorgesang. Beim Anblick der kostbaren Buchmalerei denkt man unwillkürlich an den »Namen der Rose«. Was es mit der Heiligen Jungfrau von Guadalupe auf sich hatte, daran erinnert eine Reihe schlichter Darstellungen im Mudéjar-Kreuzgang mit seinen Hufeisenbögen: ihre Statue wurde von einem Schäfer zu Beginn des Maureneinfalls wiederentdeckt, woraufhin sie es sich nicht nehmen ließ, bei den Kämpfen der Kirche gegen alles Ungläubige und Gottlose kräftig mitzumischen, z.B. als es während des spanischen Bürgerkriegs darum ging, die »marxistische Barberei« zurückzuschlagen und den Faschisten in den Sattel zu verhelfen. Nehmen wir zu ihren Gunsten einmal an, dass die Jungfrau einfach schlecht unterrichtet war ...

Kost & Logis für Stilbewußte

Hospederia del Real Monasterio: Parador-Standard zum halben Preis. Vom Haupteingang der Kirche die Straße links ums Kloster herumgehen. Dann die breite Treppe hinauf. Das Hotel ist um einen alten gotischen Kreuzgang angeordnet. Angenehmer Aufenthalt dort und in den Salons des Hotels, wo eine Kost mit französischen Anklängen gereicht wird.