Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Geschichte

Body: 

Geschichtliches in Córdoba

Sonnen- und Schattenseiten einer Stadt

Anmerkungen zur Geschichte

Die Frage ist berechigt, warum Karthager und später Römer ihre Stadt in einer, in militärischer Hinsicht, derart verwundbaren Lage gründeten. Waren es etwa die landschaftliche Schönheit und Fruchtbarkeit der umliegenden Felder, die sie dazu veranlaßte? Wir wissen´s auch nicht. Fest steht jedenfalls, dass sich die Mauren, nachdem sie die Stadt unter ihre Herrschaft gebracht hatten, ihrerseits vom besonderen Reiz Córdobas gefangennehmen ließen, denn sonst hätten sie sie nicht zur Hauptstadt ihres riesigen Reiches erhoben. Die Emire ließen sich in ihren Bestrebungen, das Reich nach Norden zu vergrößern, erst im Jahre 732 durch Karl Martel und die Schlacht von Poitiers in Frankreich bremsen. Damals wetteiferte Córdoba in Prunk- und Prachtentfaltung mit Konstantinopel und besaß stolze dreihundert Moscheen. Kein Altstadtgebäude, dem man seine orientalische Vergangenheit nicht ansähe. Die Stadt am Guadalquivir verdankte ihren erstaunlichen Reichtum vor allem der Toleranz: Moslems, Juden und Christen lebten hier in friedlicher Eintracht. Die Kalifen, Mäzene von Wissen und Bildung, dachten gar nicht daran, zwischen den Religionen Unfrieden zu stiften. Künstler und Denker aus ganz Europa strömten nach Córdoba, da religiöse Toleranz damals nicht eben häufig anzutreffen war. Philosophen, Geschichtsschreiber und Wissenschaftler mit den unterschiedlichsten Weltanschauungen ließen sich gegenseitig teilhaben an ihrem Wissen. Auch Goldschmiede, Weber, Keramiker und Musiker werden bei Hof empfangen und erfreuen sich des Schutzes einer schöngeistig veranlagten Elite. Mit dem Ende dieser geistigen Offenheit, das heißt mit der Ankunft des verhältnismäßig primitiven Katholizismus mit seinen Denkverboten in Form von Dogmen, ja selbst kaum verhüllten Formen des Kannibalismus (Hostien und Wein) etc., ging dann auch der Niedergang der Metropole einher.

Nicht verschweigen möchten wir aber auch die Schattenseite der geschichtlich verbürgten Toleranz: die funktionierte nämlich nicht ohne eine gewisse Gesetzesstrenge, was heutzutage gerne übersehen wird. Wollten die Bewohner ihre Bürgerrechte behalten und auch weiterhin ihre Religion ausüben, so mußten sie sich einer besonderen Steuer unterwerfen. Auch die Sklaverei war offiziell erlaubt. Um sich die Gunst der Emire zu bewahren, waren die Bürger gezwungen, an diese einen Teil ihrer Ernte abzuführen. Auch diverse Zuwendungen mußten dazu herhalten, den Unwillen der Obrigkeit zu besänftigen. Die Emire galten nämlich als jähzornig und schlitzohrig: nach der römischen Devise »divide et impera! « (teile und herrsche!) säten sie geschickt Zwietracht zwischen den Glaubensgemeinschaften. Toleranz war also gut, aber Kontrolle schon damals besser.

Córdoba stand im 10. Jh. auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung und galt in dieser Periode als kultureller Mittelpunkt Europas. Interne Querelen zwischen den Emiren konnten da nicht lange ausbleiben und markieren den Beginn einer gewissen Dekadenz. 1212 erleiden die almohadischen Truppen gegen die christlichen Könige von Kastilien, Aragón und Navarro eine schmerzliche Niederlage, was dem Islam in Europa einen schweren Schlag versetzt. Die Muselmanen ziehen sich hinter die Straße von Gibraltar zurück und unternehmen noch einige schüchterne Versuche, ihr Gebiet zurückzuerobern, die jedoch fehlschlagen. Die Jahrhunderte danach können es, wie bereits angedeutet, nicht mit dem Prestige der Kalifate aufnehmen. Wohl nicht ganz im Sinne christlicher Feindesliebe drangsalieren die neuen Herrscher auf der Halbinsel die Menschen moslemischen (und jüdischen) Glaubens in weitaus perfiderer Weise, als das ihre Vorgänger je mit ihren andersgläubigen Untergebenen getan hatten. Córdoba vernachlässigt nun seine Landwirtschaft und läßt die genialen Bewässerungssysteme der Mauren verkommen.

In der heutigen Zeit hat die Landwirtschaft ihren hohen Rang zurückerobert: so weit das Auge reicht wiegen sich wieder Felder im flimmernden, warmen Licht rund um Córdoba.