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Die Andalusier

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Die Andalusier

Land und Leute

Sie sind einer Landschaft der Kontraste zu Hause, in der sich trockene Ebenen mit fruchtbaren Tälern und dunkle mit heller Erde abwechseln. Und ebenso, wie sich die unterschiedliche Vegetation und Bodenbeschaffenheit zu einem harmonischen Ganzen verbindet, so lebten Juden, Mauren und Christen friedlich miteinander. Die Idylle hielt allerdings nur bis zur Inquisition. Fast tausend Jahre lang hatte Spanien unter islamischer Herrschaft gestanden. Der Kunst und der Wissenschaft hatte diese Zeit zu ungeheurem Reichtum verholfen. Die Reconquista, die zwar nur langsam in Gang kam, dann aber ein verheerendes Ausmaß annahm, machte das alles zunichte, und Andalusien mußte fortan religiöse Verfolgungen, Massaker und Vertreibungen hinnehmen.

Wir haben diesen kleinen geschichtlichen Exkurs der eigentlichen Charakterisierung der Andalusier vorangestellt, weil dieses Volk massiv von seiner schmerzlichen Vergangenheit geprägt ist und weil ihm seine Geschichte ja ständig präsent ist. Schließlich leben die Andalusier in Städten, wo zahlreiche Bauwerke von langjährigem maurischen Einfluß zeugen. Die Giralda von Sevilla, die Mezquita von Córdoba und die Alhambra von Granada - sie alle sind Zeugen längst vergangener Epochen. Auch die Nähe zu Nordafrika wird einem auf Schritt und Tritt bewußt, wenn man die weißgetünchten Häuser mit Patios von unerreichbarer Anmut und Lieblichkeit durchstreift. Diese Innenhöfe stellen wahre Oasen der Ruhe und der schattigen Kühle dar, letzteres vor allem im glutheißen Hochsommer. Um keinen Preis wollten die Andalusier ihre verborgenen Gärtchen missen. Die Patios sind aus Andalusien ebenso wenig wegzudenken wie der Jerez aus der Provinz Cádiz oder die Stiere und Pferde auf den Weiden im Umland Sevillas.

Wenn die Andalusier nicht gerade Siesta halten oder arbeiten, was angeblich seltener vorkommt, dann gehen sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: feiern. Dabei lassen sie dann ihrem heißblütigen Temperament freien Lauf. Wer es einrichten kann, einmal die Prozessionen während der Semana Santa in Sevilla mitzuerleben, wird wissen, was wir meinen. Soviel Feierlaune mutet geradezu heidnisch an. Jede Feria gerät zu einem brodelnden Volksauflauf. Seit Señor Franco in seinem mit rosa Satin ausgekleideten Sarg vor sich hin modert, weht ein frisches Lüftchen auch durch Südspanien. Seit die neue Freiheit ausgebrochen ist, wird tüchtiger denn je gefeiert. Die andalusische Jugend zeigt sich geradezu lebens- und vergnügungsgierig und stürmt in Scharen die Bodegas. Kennzeichen der Andalusier ist ihre Offenheit, ihre Dynamik und ihre unerschütterliche Leichtlebigkeit. In den letzten Jahren wurde die Region von einer Welle der Erneuerungen erschüttert. Der Flamenco ist und bleibt jedoch das optimale Medium, um diese überschäumende Lebenskraft und Leidenschaftlichkeit zum Ausdruck zu bringen.