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Sport

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Fußball, Cricket, etc.

Sport auf der Insel

"Football´s coming home", sangen die Lightning Seeds 1996, als die Fußballeuropameisterschaft in England ausgetragen wurde. Zwar erheben auch andere Länder, darunter zum Beispiel China, Anspruch darauf, die Geburtsstätte der beliebtesten Sportart der Welt zu sein. Doch das Spiel in seiner modernen Form hat sich in der Tat auf den Britischen Inseln entwickelt.

Noch weniger umstritten ist die englische Urheberschaft im Falle von Cricket. Und das hat bestimmt nur zum Teil damit zu tun, dass sich außer den Briten selbst und ihren ehemaligen Kolonien kaum jemand dafür interessiert. Ebenso verhält es sich mit Rugby, das sogar nach einer englischen Stadt benannt ist.

Mehr Sport gibt´s nirgends

Man sieht also, die Insulaner sind höchst produktiv, was die Einführung neuer Sportarten betrifft. Daran hat sich auch heute nicht viel geändert. Was sich zum Sport ernennen lässt, wird auch dazu ernannt. Nicht weit weg von meinem Wohnort fand beispielsweise im letzten Jahr die Weltmeisterschaft im "Conkers" statt, einem Spiel, bei dem sich zwei Kontrahenten mit je einer Kastanie an einer Schnur gegenüberstehen und versuchen, diejenige des Gegners mit der eigenen kaputtzuschlagen. Der Sieger erhält eine Kastanienkette und darf den Titel "King Conker" tragen.

Neben den Wettkämpfen stehen dabei hauptsächlich das Zurschautragen schriller Kostüme sowie der Konsum von Unmengen Bier im Vordergrund.

Genau an letzterer Feststellung zeigt sich auch schon eine Besonderheit der englischen Einstellung zu Sport. Die gesellschaftliche, bzw. die gesellige, Komponente steht hier viel mehr im Vordergrund als bei uns. Viele der englischen "Sportarten", die hierzulande kaum als solche anerkannt würden, sind Spiele wie Darts oder Pool, die in Pubs und Kneipen bei einem Glas Bier stattfinden.

Wettkampf und Fairness

Das bedeutet aber keineswegs, dass sie von den Teilnehmern nicht absolut ernst genommen würden. Sport ist immer Wettkampf. Im Lexikon wird er unter anderem als "competetive" Aktivität bezeichnet – ein Adjektiv, für das mir auf deutsch noch nicht mal eine gelungene Übersetzung untergekommen ist.

Wie unterschiedlich Menschen vom Kontinent die Sache sehen, wurde mir bewusst, als ich mit einer französischen Freundin in einem Pub Billard spielte. Wir beide hatten seit mehreren Minuten keine Kugel eingelocht und nahmen uns nach jedem missglückten Stoß gegenseitig hoch. Zwei englische Bekannte saßen am Nebentisch. Der eine schüttelte den Kopf, seufzte und sagte zu seinem Nachbarn: "That´s such a European way of playing the game."

Auch der Begriff der Fairness ist ein Anglizismus, der mangels eigenem Äquivalent einfach ins Deutsche übernommen wurde. "Fair Play" ist für Briten oberste Tugend im Spiel. Fußballfans müssen nur die Spielweise Englands mit, sagen wir, der von Argentinien vergleichen, um diese Aussage bestätigt zu sehen.
"Das ist aber nicht die feine englische Art", sagen auch wir schließlich, wenn jemand sich nicht an das Fairnessgebot hält. Im Englischen heißt das übrigens: "That´s not cricket."

Leistungs- und Breitensport

Bei einem derartigen Stellenwert des sportlichen Wettkampfs könnte man erwarten, dass England eine Nation von topfitten und agilen Energiebündeln wäre. Schaut man sich jedoch ein wenig auf den Straßen um, so beschleicht einen das Gefühl, die Sportlichkeit vieler Leute beschränke sich eben auf Aktivitäten wie Snooker und Darts.

Bei genauerer Betrachtung des oben Gesagten verwundert dies allerdings nicht. Die Betonung von Wettkampf und Leistung im Sport bestimmt nämlich die Art und Weise, wie selbiger betrieben wird. Außerhalb von Ligen findet fast gar nichts statt. Das, was in Deutschland als Breitensport bekannt ist, gibt es in England kaum.

Wer sich also betätigen will, der muss einer Mannschaft beitreten – und meist einen saftigen Mitgliedsbeitrag zahlen. Eine andere Möglichkeit bietet sich kaum, da es keine Sportvereine gibt, die Plätze und Hallen zur Verfügung stellen, sondern diese angemietet werden müssen.

Gerade für Neuankömmlinge ist es daher oft nicht einfach, auf Anhieb eine Gelegenheit zu finden, den Sport der Wahl auszuüben, noch dazu wenn es sich um ein Mannschaftsspiel handelt. Am ehesten fündig wird man, wenn man sich an Bekannte oder Sportlehrer wendet, bzw. direkt bei den örtlichen "sports facilities" nachfragt, ob dort entsprechende Mannschaften angemeldet sind.