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Jangtsestaudamm

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China neues Reiseland

Neue Landschaften verdrängen Lebenswelten

Der Welt größtes Staudammprojekt

Der umstrittene Dreischluchten-Staudamm am Jangtse bei Yichang im Süden Zentralchinas ist nun was die Staumauer anbelangt fertiggestellt, und die 26 Generatoren sollen ab 2008 so viel Strom wie 15 Atomkraftwerke liefern. Die Leistung von 18.200 Megawatt macht den Staudamm dann zum größten Kraftwerk der Welt.

Alles was jetzt noch gebaut wird ist Beiwerk, so wie das weltweit größte Schiffshebewerk, für welches deutsche Ingenieurunternehmen angeheuert wurden. Mit Hilfe des Hebewerks sollen nun auch große Schiffe den Fluß befahren können und der Schiffsverkehr auf dem Fluß soll verfünffacht werden. Dies wird dann auch den Tourismus China ankurbeln, hoffen die Befürworter des Staudamm.

Gegner des Projekts hatten immer wieder die Umsiedlung der Bewohner der Region, deren Dörfer und Städte im Wasser versinken, kritisiert. Zwischen 1 und 2 Millionen Menschen mußten ihre Wohnungen verlassen. Viele haben nun in neu gebauten Hochhausvierteln ihre Bleibe gefunden. Freiwillig sind sicher nicht alle gegangen.

Und von Umweltschützern war der Bau des Riesendamms kritisiert worden, da insgesamt 3000 Pflanzen, 300 Fisch- und 30 weitere Tierarten von den Folgen bedroht seien.

So wird der Jangtse-Delfin beispielsweise aus seinem natürlichen Lebensraum verschwinden, und die äußerst seltene und auf der Welt einmalige Art wird nur in künstlich geschaffenen Reservaten überleben können.

In den drei Schluchten, der Xiling-, Wu- und Qutang-Schlucht, hinter der Staumauer, wo der größte Strom Asiens sich jetzt auf über 600 Kilometern staut, können nun sogar große Kreuzfahrtschiffe den hier sehr tiefen Jangtse auf der schmalen, manchmal nur 100 Meter breiten Fahrrinne zwischen den hoch aufragenden Felsen, befahren.

Und so sprießt nun anderes, was durch den aufgestauten Fluß gefördert wird, so zum Beispiel der amerikanische Anbieter von Flußkreuzfahrten "Victoria Cruises". Sieben Schiffe setzt das Unternehmen zwischen Schanghai und Chongqing ein, und es werden eher noch mehr werden. Es handelt sich dabei um Luxusschiffe, welche durch Behaglichkeit und Komfort glänzen. Auch die Leistungen der Bordküche überzeugen und gemeinsam mit dem Unterhaltungsangebot an Bord wird die Reise zur Genußfahrt, für die man allerdings auch entsprechend berappen muß.

Ist man als Alternativreisender oder Rucksacktourist unterwegs, wird man vielleicht eher die Transportmittel benutzten, welche die Einheimischen von Ort zu Ort bringen. Dabei ist wesentlich weniger Komfort vorhanden, aber dafür wird man mit einem reichen Einblick in die chinesische Kultur beschenkt werden und der Jangtse und seine Ufer sind von beiden Bootsarten genauso beeindruckend.

Dass China nicht nur was die Produktion von Gütern angeht, sondern auch beim Ausbau des eigenen Landes als Reiseziel auf dem Vormarsch ist, bezeugen auch neu gebaute Flughäfen, so wie der von Chongqing mit seinen Terminals aus Glas und Stahl. Neun Flugstunden von Frankfurt und unweit von Tibet gelegen, soll er zum Tor ins Zentrum des Reiches der Mitte werden.

Das Projekt, den Jangtse hier aufzustauen war über Jahrzehnte hinweg diskutiert worden, und selbst Mao hatte es nicht gewagt die Idee zu realisieren. Erst Anfang der 90er-Jahre entschied der Volkskongreß mit einer knappen Zweidrittelmehrheit den Bau.

Angesichts der hohen Risiken des Baus hat sich die Weltbank bereits früh aus der Finanzierung zurückgezogen, und die internationale Staudammkommission rät von Dämmen dieser Größe ab. Die Chinesen haben das Projekt also weitgehend alleine gestemmt, und man kann nur hoffen, dass es trotz aller Nachteile zum Vorteil des großen chinesischen Volkes gereicht.

SF