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Mord in Istanbul

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Ein Mord überschattet die Türkei

Die Türkei und der Völkermord an Armeniern

Hrant Dink in Istanbul erschossen

Immer wieder haben Staaten Schwierigkeiten damit, Verbrechen, welche von ihnen in ihrer Vergangenheit begangen wurden, zu verarbeiten und öffentlich zu ihnen zu stehen. So haben die Franzosen den Algerienkrieg, die Amerikaner den Vietnamkrieg und die Türken den Genozid an den Armeniern. Letzterer fand Anfang des 20. Jahrhunderts statt, als die Armenier nach Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich strebten.

Die damaligen Greueltaten bleiben bis heute unverarbeitet und noch immer schwelen Differenzen zwischen Armeniern und Türken, welche nun erneut ein Opfer forderten, so kann man den Mord an Hrand Dink wenigstens deuten. Denn niemand glaubt, dass der Mord die Tat eines Einzeltäters war, auch wenn der 17-jährige türkische Jugendliche, Ogün S., den Mordanschlag gestanden hat, und diesen damit begründet, dass er im Internet gelesen habe, dass Dink türkisches Blut als schmutzig bezeichnet hätte.

Man geht eher davon aus dunkle Kräfte im Hintergrund die Drahtzieher für den Mord waren.

Und mit Hrant Dink wurde der wichtigste Vertreter für historische Wahrhaftigkeit gegenüber den Armeniern des osmanischen Reiches und für die Aussöhnung zwischen Armeniern und Türken ermordet.

Bei der Verfolgung diesen Ziels urteilte er hart über das Osmanische Reich und die türkische Regierung, und so wurde er zum Feindbild für Nationalisten und mußte sich zahlreicher Prozesse erwehren.

Nun muß die Bevölkerung wieder Angst haben öffentlich ihre Meinung zu sagen, wie dies schon Ende des letzten Jahrhunderts der Fall war. Der Glaube an eine friedliche Demokratie im Land erhält einen Knacks und auch das Bild der Türkei im Ausland wird darunter leiden.

Und dies in einem so wichtigen Jahr, denn es stehen die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen an, und laizistische Teile der Bevölkerung konkurrieren mit den islamisch geprägten Kräften um die Macht und die Richtung, welche die Türkei nehmen wird.

Die Beerdigung von Hrand Dink soll nun zu einer Demonstration der demokratischen Kräfte gegen die Bedrohung durch zum Mord bereite Extremisten werden.
Der Schriftsteller Orhan Pamuk, der ebenfalls wegen seiner Äußerungen zum Massenmord an den Armeniern bei den Extremisten in der Kritik steht, hatte bei einem Besuch der Familie von Hrand Dink jene kritisiert, die den Paragraphen 301 verteidigen und daran festhalten.

Die Artikel 301 (»Herabwürdigung des Türkentums und des Staates«) und 305 (»Handeln gegen nationale Interessen«) sind Willkürbestimmungen, die trotz der Gesetzesreformen der vergangenen Jahre und der Abschaffung der berüchtigten Staatssicherheitsgerichte im neuen Strafgesetzbuch belassen worden sind. Seither fanden die Artikel immer wieder Anwendung bei Prozessen gegen Journalisten und Künstlern.

SF