Burjatien
Autonome Republik Burjatien
Dünnbesiedeltes Land
Burjatien, eine autonome Republik innerhalb der Russischen Föderation erstreckt sich über 351.300 qkm von der Mongolei bis zur Baikal-Amur-Magistrale, hinter der nur noch menschenleere Tundra liegt. Burjatien nimmt einen Großteil des Südufers (ab Wydrino) und das gesamte Ostufer des Baikalsees ein und lappt im Norden jenseits von Sewerobaikalsk sogar noch ein bißchen ans Westufer über.
Bevölkerung & Sprache
Auf der Fläche Deutschlands leben in der autonomen Republik 1,05 Millionen Menschen, jeder dritte davon in der Hauptstadt Ulan-Ude. Den Hauptanteil stellen die seit dem 19. Jh. zugewanderten Russen (700.000 Ew). In ihrer eigenen Republik sind die 250.000 Burjaten deutlich in der Minderheit.
Ihre Gesichtszüge verraten die Burjaten deutlich als mongolisches Volk, das außer in dieser Republik auch im Burjatischen Nationalkreis Ust-Ordynski am Baikalsee, in der nördlichen Mongolei und in der Inneren Mongolei in China zu finden ist. Sie waren seit jeher auf die asiatischen Nachbarn ausgerichtet und wehrten sich ebenso dauerhaft wie vergeblich gegen das russische Vordringen. Bis heute leben Burjaten vorwiegend als Hirtennomaden, seltener auch als seßhafte Ackerbauern, in Filzjurten oder Holzhäusern.
Die burjatische Sprache, dem Mongolischen nahe verwandt, wurde zu Sowjetzeiten nur noch innerhalb der Familien benutzt, wird heute aber wieder an Schulen unterrichtet. Demnächst könnte auch die in den 30er Jahren verbotene burjatische Schrift, wie Mongolisch von oben nach unten geschrieben, aus der Versenkung auftauchen. Kyrillisch bleibt vorerst aber die Amtsschrift.
Religion
Die meisten Burjaten hängen dem Lamaismus und Schamanismus an, während die Russen überwiegend der orthodoxen Kirche angehören. Bis zur Oktoberrevolution bestanden 46 Datsans (buddhistische Klöster) und 150 Tempel zwischen Tschita und Irkutsk. Dem sowjetischen Kulturkampf fielen fast alle zum Opfer (eine Ausnahme siehe Ivolginsk), während die Lamas zu Tausenden in den sibirischen Arbeitslagern verschwanden. Seit 1991 erlebt der Lamaismus aber eine überwältigende Renaissance in Burjatien. Über 20 Datsans wurden restauriert oder neu errichtet, und der heutige Dalai Lama kam 1992 und 1994 zu Besuch.
Geschichte
Um die Zeitenwende brachten die Hunnen das heutige Burjatien wie so viele andere Landstriche der Steppen und Taiga unter ihre Kontrolle, doch für die nächsten 17 Jahrhunderte sollte nur das Kommen und Gehen der meist nomadischen Stämme Bestand haben. Die Burjaten wurden im 12. und 13. Jh. aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten in der nördlichen Mongolei in die Region am Baikal verdrängt. Nach der »Geheimen Geschichte der Mongolen« stammte Dschingis Khans Mutter vom Ostufer des Baikalsees.
Seit 1689 tauchte aus dem fernen Westen ein dauerhafter Ordnungsfaktor in der Taiga auf. Moskau bereitete durch Kosakenverbände die Inbesitznahme Ostsibiriens vor und zählte bald auch den Baikalsee zu seinem Machtbereich. Im Schutz geordneter Verhältnisse rückten nun russische Siedler nach und brachten die Landwirtschaft mit. Westlich des Sees wurden tatsächlich die meisten Stämme seßhaft, während die Burjaten weiterhin das Wanderleben der Viehzüchter und Jäger bevorzugten.
Rund um den Baikalsee waren mit Pelzen, Gold, Holz und Kohle prächtige Gewinne zu erzielen, die aber ausschließlich Russen abschöpften. Nach der Oktoberrevolution wurde 1923 die autonome Burjatisch-Mongolische Sowjetrepublik Burjatien gegründet. Als sie fast alle Formulardrucker in den Wahnsinn getrieben hatte, folgte 1958 die Umbenennung in Burjatische ASSR (Sozialistische Sowjetrepublik).
Nach dem Ende der Sowjetunion etablierte sich die Republik Burjatien.
Landeskunde & Wirtschaft
Burjatien ist ein Gebirgsland, in dem Hochflächen über 2000 m vorherrschen. Die kuppelartigen Gipfel drumrum verzichten auf außergewöhnliche Spitzenwerte. Es herrscht ein strenges Kontinentalklima.
Wie die Mongolei ist Burjatien von der Viehzucht geprägt. Daneben werden Futterpflanzen, Weizen und Zuckerrüben kultiviert. Die Republik ist reich an Bodenschätzen, darunter Braunkohlen, Erzen, Graphit und Glimmer.
Der wichtigste Handelsweg, die Transsibirische Eisenbahn, ermöglicht direkte Verbindungen von Ulan-Ude nach Ulaan Baatar, Peking und Moskau.