Das Ahrtal

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Weine der Welt

Region Mendoza

Kulinarische Freuden

Malerisch windet es sich an kleinen, dunklen Eifelbergen vorbei, offeriert dem ein oder anderen Touristen holländische Campingplätze (gerne mit Banner und Satellitenschüssel) oder gutbürgerliche Hotels, rheinische Sauer-bis-deftig-Mahlzeiten, die Sonntagsbild und selbst gekelterten, weil dort erblühenden, Weingenuss. Im Winter natürlich arschkalt, aber hässlich ist´s nicht, überhaupt nicht, Plätzchen zum Ausruhen und Schöneweltsehen.

Das Ahrtal ist eines von vielen deutschen Weingebieten, die weltweit geschmacklich und angeblich auch geographisch nicht zu den Topteams gehören, so dass man nördlich der Alpen bisweilen missmutig denkt: Ach wär ich doch Italien, ach wär ich doch Bordeaux, oder Kalifornien oder australisches Valley, dann tränk ich lecker Wein und warm wär´s obendrein. Oder, folgerichtig, wär ich doch Mendoza, in Argentiniens Pampawesten, unsere erste Gauchostation, die landesweit den Ruf des besten und edelsten Tropfens genießt. Mehr als die Hälfte aller Weinbauer und Erzeugnisse kommen aus der Mendoza-Region, die Leute sind stolz auf ihren Wein und identifizieren sich mit ihren Weinköniginnen fast so wie mit Diego Maradonna oder Jesus.

Wer nun aber sehnsüchtig an versonnte Ahrtäler denkt, der muss enttäuscht werden. Mendoza-Region ist heiß und trocken und ganz holländisch platt und eben, wenn man von dem schönen Blick Richtung Westen, dem letzten und Winke-Winkigen auf die Anden absieht. Und nicht nur fehlen die pittoresken, kurvenreichen, unkontrollierten Straßen und Wege, die Überhänge, die Klitzeklein-Seen und Bergquellen, die ganze Magie der schwarzen Europawälder, es fehlt auch die Möglichkeit, mal einfach so loszuwandern. Argentinien ist, ganz amerikanisch, letztlich eingezäunt, eingesperrt. Und findste mal nen Platz, wo du dich frei bewegen kannst, dann ist´s öde plus Müllberge und nichtssagend.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, der Himmel strahlt blau, die Weingutbesitzer sind freundlich und offerieren neben Erklärungen über den Weg von der Traube zum Alkohol lecker Schlückchen und die Alleen sind paradiesisch baumbestückt. Im semiurbanen Bereich, da wo die Stadt hinter deinem Rücken liegt, der Mensch aber noch die Kontrolle hat (im Deutschen ne Kleinstadt oder nen Dorf), da macht das Kultur-Naturerlebnis große Freude, denn hier triffste neben Palmen, Benjamin-Riesen, Kakteen, Gummibäumen und anderen Tropentruppen, Kiefern, Birken, Pflaumen, Äpfel, Rosen, Geranien, dazu ganz meditterane Oliven, Hibiscus und Feigen (wie in Italien, hat so viele, dass die Einheimischen sich gar keine Mühe mehr machen, die Dinger vom Baum zu pflücken, während wir uns zum ersten Mal an frischen Baumfeigen sattessen konnten), eine natürliche Mischung, die ihresgleichen sucht, salzige Schweißperlen auf der Haut inklusive.

Alles, was danach kommt, ist Pampa, Steppe, auf jeden Fall, nicht wirklich einladend, für Pferdetouren wie gemacht, und natürlich für Bike-Hiker (wie man so schön Swiff-Deutsch sagt) prima, ansonsten besser nicht anfassen, denn alles, was hier nicht bei Drei unter der Erde ist, hat Stacheln. Strauch, Baum, Blume, sie alle pieksen und pupsen, und dann darf der Gedanke an gigantische Moselwindungen, rheinhessische Burgen plus Trauben und Breisgauer Sonnenstärke erlaubt sein, ihr da lebt doch nun wirklich im Paradies, oder nicht?

Neben Wein und Wasser hat Argentinien bislang noch nicht so viel ############ gezeigt. Dreckig wie in Palermo, mehr Wolken als in Chile, wieder fast so unzuverlässig wie die andinen Götter, aber lang nicht so echt und taufrisch, heißt also Hunde an der Leine, Kinder im Wagen, Schweine im Megaschlachthaus, Italien in langweilig würd ich sagen, aber Moment, wer Italien hört, muss natürlich ans Essen denken. Da gewinnt Argentinien wieder dazu, Eis, Fleisch, Pizza, Blätterteig-Spezialitäten schon am Morgen mit Gemüse, Schinken, Ei und Käse, Gutgenuss, und nu Kussschluss.