Castelo de Vide (Vorwahl: 045)

Perfekte Stadt – nicht nur für Müßiggänger

Gibt es die ideale Stadt? Will heißen: in vollkommener Eintracht mit der Natur, ohne architektonische Schandtaten, kurzum, einen Ort, der den Spaziergänger zu dauernden Begeisterungsstürmen hinrisse? Wohl kaum, aber es existieren auch ein paar Ausnahmen. Über Castelo de Vide besteht jedoch kein Zweifel, hier antwortet man mit einem inbrünstigen, überzeugten »Ja«. Das Städtchen scheint die Zeit vom Mittelalter bis heute unbeschadet in einer Gefriertruhe überstanden zu haben. Man wundert sich, warum die Mantel- und Degenfilme mit Stewart Granger und Errol Flynn nicht hier gedreht wurden. Die Stadt mit ihrem Dächermeer schmiegt sich rings um einen Hügel und scheint unerschütterliches Zutrauen zu ihrer Isolation, zur Burg und zu den Stadtmauern zu haben. Kein Zeichen der Unruhe oder des Alters stören ihr Antlitz. Vielleicht rührt das von dem ausgezeichneten Mineralwasser her, das hier aus dem Boden sprudelt. Man muß Castelo de Vide einfach am frühen Morgen zwischen 6.20 und 7 Uhr bei Sonnenaufgang entdecken, wenn die Sonne nur das sanfte Weiß der Fassaden betont, ohne die Umrisse verschwimmen zu lassen. Frühaufsteher werden wirklich belohnt. Zu dieser Zeit tummeln sich noch wenige einheimische Akteure in der Warner-Brothers-Kulisse. Also nichts wie los!